Das Gold des Gladiators
sich nämlich daran, dass der Gladiator gerne die Taberna des Crassus auf dem Forum Boarium aufgesucht habe.
»Der Wirt brät hervorragende Schweinefleischklößchen, ich habe sie auch schon gegessen. Hübsch scharf und knusprig. Seine Frau hat auch immer einen Vorrat an eingelegten Oliven, die nicht zu verachten sind. Und sie kocht eine Kuttelsuppe, ich sage euch! Petrus erzählte neulich, sie verwendet Fenchelkörner und . . .«
»Schon gut, schon gut«, unterbrach Didia seinen Wortschwall und ließ sich die Beschreibung geben, wo man diese Garküche fand.
Sie fanden den Imbiss-Stand am späten Nachmittag. Doch zuvor hatte es wieder einmal heftige Auseinandersetzungen gegeben. Khep, der Kenner der römischen Stadtteile, hatte davor gewarnt, in sauberer Kleidung in dieser Gegend zu erscheinen. Vornehme Jünglinge und herausgeputzte Mädchen würden nur unpassende Aufmerksamkeit dort erregen. Er selbst hatte einen uralten, geflickten Kittel übergestreift und sich dekorativ etwas Asche ins Gesicht geschmiert. Ingwar hatte ihm sofort zugestimmt und seine fleckige Arbeitstunika angelassen. Titus murrte zunächst, nahm aber dann eine schmuddelige Tunika von Khep an, die er von einem Sklaven aus dem Heizungsraum ausgeliehen hatte. Didia kleidete sich in die verwaschenen Sachen, die sie normalerweise im gymnasium bei ihren Übungen trug, und wickelte sich ein schäbiges Tuch um die Haare. Nur Caecilia, die sich in ihrem Schönheitssinn mit dieser Forderung beleidigt fühlte, weigerte sich, die seit Tagen herrenlos im Umkleideraum hängende Stola aus grobem, braunem Stoff überzuziehen. »Die stinkt. Und die Farbe steht mir nicht.«
»Wen interessiert das schon? Wenn du in feinem Leinen und nach Rosen duftend in eine Garküche gehst, wirst du mehr dumme Bemerkungen zu hören bekommen als in diesem Fetzen«, beschied Ingwar sie schroff. Er hatte wenig Verständnis für weibliche Putzsucht.
»Der Fetzen ist widerlich und viel zu weit. Ich habe noch nicht mal einen passenden Gürtel dazu!«
»Dieser Hanfstrick tut es auch«, grinste Didia, die ebenfalls ihre Cousine gerne mit ihrer Eitelkeit aufzog. »Und ein ausgefranstes Tuch für die Haare habe ich auch noch.«
»Niemals binde ich mir so einen Lappen um die Haare!«, protestierte Caecilia weiter, und Titus verlor die Geduld mit seiner Schwester. »Dann bleibst du eben hier. Fertig, aus!«
»Nie wollt ihr, dass ich dabei bin, wenn ihr etwas unternehmt! Nie!«
»Gütige Minerva, jetzt fängt das wieder an«, schnaubte Didia. »Lasst sie sich aufputzen, wie sie will, wir tun einfach so, als ob sie nicht zu uns gehört.«
Das aber war Caecilia auch wieder nicht recht, und die Zankereien steigerten sich, bis Nitetis, die im Nebenraum zu tun hatte, einschritt.
»Domicella, gib deiner Cousine das verwaschene grüne Gewand, ich leihe ihr einen sauberen, unverzierten Schleier, dann sieht sie aus wie die Zofe, die die Kleider ihrer vornehmen Herrin aufträgt.« Ihre ruhige Stimme glättete die Wogen, und Caecilia gab schließlich nach.
Wie gut aber Kheps Rat war, zeigte sich, als sie das Forum Boarium erreichten. Es war der wenig vornehme Sammelplatz der Tiberschiffer und Viehverkäufer. Raue Töne herrschten vor, und die fauligen Gerüche vom Fluss mischten sich mit denen von Rinderdung und altem Bratfett. Aber die Besucher von Crassus’ Taberna machten Khep nicht unfreundlich Platz, als er, vorgeschickt von den anderen, an den offenen Ausschank zur Straße hin trat. Der Wirt war ein dickbäuchiger Poltergeist, der breit grinste, als Khep eine kleine Portion Fleischklößchen zum Mitnehmen bestellte.
»Musst noch wachsen, Junge!«, meinte er, und gutmütig schaufelte eine üppige Menge Klöpschen auf ein Geflecht aus trockenem Schilf. Mit dieser Beute gesellte sich der kleine Sklave zu seinen Freunden, und neugierig fischte ein jeder eine der gebratenen Kugeln heraus.
»Nicht schlecht!«, nuschelte Titus und langte nach einer zweiten.
Caecilia hielt die ihre mit spitzen Fingern fest und knabberte vorsichtig daran. »In billigem Öl gebraten«, nörgelte sie.
»Aber sehr würzig. Trotzdem schmecken sie nicht so, wie die, die Globulus an dem Abend vor den Spielen gegessen hat.«
»Und wonach schmeckten die, Ingwar?«. wollte Didia wissen, die versonnen an ihrem Bissen kaute. »Diese hier sind mit Liebstöckel, Pfeffer und Koriander gewürzt.«
»Weiß nicht, mit dem Kräuterkram kenne ich mich nicht aus.«
»Sehr hilfreich!«
Ein Trupp Arbeiter, schwer beladen
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