Das Gold des Gladiators
Khep aber fuhr eifrig dazwischen: »Eine Fortuna-Statue vielleicht? Er könnte sie abtasten.«
»Oh ja, Khep, das ist deine Aufgabe! Bring ihm die Fortuna-Statue im großen Saal! Sie wiegt ja nur dreimal so viel wie du.« Didia grinste den kleinen Ägypter herausfordernd an.
»Lach du nur. Ich meine eine kleine, aus Elfenbein.«
»Die kann sich auch jeder besorgen.«
»Auch wahr!« Khep gab sich geschlagen.
»Haben wir irgendetwas von Globulus, das Andabates eindeutig wiedererkennen könnte?«, fragte Caecilia in die Runde.
»Das Holzschwert, das er mir geschenkt hat, habe ich in die Flammen des Scheiterhaufens geworfen«, meinte Ingwar. »Sonst haben wir, glaube ich, nichts von ihm erhalten. Oder habt ihr Mädchen ihm irgendwas abgeschmeichelt?«
»Nur blaue Flecken!«, erklärte Didia.
»Und Honigkuchen«, ergänzte Caecilia.
»Beides ist inzwischen verschwunden.«
»Aber das nicht!«, rief Didia plötzlich auf und zerrte an Ingwars Tunika. Das hammerförmige Amulett kam zum Vorschein.
»Sie hat helle Momente, unsere von den Musen geliebte Didia«, kam es anerkennend von Titus.
»Lediglich ein Fünklein, das im Dunkeln verlischt«, unkte Khep. »Was glaubt ihr wohl, womit Plautus als Erstes aufwarten wird! Ihr Germanen tragt doch ständig solche Anhänger mit euch herum. Sie werden von den Feinschmieden auf den Märkten hergestellt.«
»Ich glaube, wir müssen irgendwie ganz anders denken«, sinnierte Caecilia. Aber an diesem Abend fiel ihnen nichts Hilfreiches mehr ein.
15. Plautus löst ein Rätsel
Widerwillig überreichte Plautus der Gladiatrix das Wolfsfell. Immerhin, sie hatte eine gute Idee gehabt, und nun war Plautus tatsächlich einen ganzen Schritt weitergekommen. Obwohl er selbst sich eingestand, dass er den Blinden unterschätzt hatte. Dass er zusätzlich auch noch taub war, hatte sein Vorhaben, ihn mit wortreichen Argumenten zu überzeugen, scheitern lassen. Und die bewaffneten Wächter verhinderten handgreiflichere Überzeugungsarbeit.
Immerhin, Agnella, die etwas mehr Grütze in ihrem sturen Schädel hatte als der flachköpfige Taurus, war in der Nähe des Tempels geblieben, denn sie hatte die Kinder entdeckt, die sich hinter den Säulen versteckten. Ein kurzer Blick auf die fünf kleinen Gestalten, und Plautus war klar, um wen es sich handelte. Er gab der Gladiatrix den Befehl, umzukehren und herauszufinden, was sie vorhatten. Tatsächlich hatten die Gören Zutritt zum Tempel erhalten und sich offensichtlich mit dem tauben Blinden verständigt. Wie sie auf seine Spur gekommen waren, war ihm unklar, dass sie ihn aufgesucht hatten, bestätigte seine Vermutung, dass der Blinde der Hüter von Globulus’ Geldern war. Er hatte ihnen das Vermögen aber offenbar nicht ausgehändigt, denn wie Agnella beobachtet hatte, waren sie enttäuscht und unverrichteter Dinge nach Hause gegangen. Die Gladiatrix hatte sogar belauscht, dass der Andabates von ihnen Beweise verlangte, dass sie wirklich die Kinder von der Fortuna-Therme waren.
Für diese Leistung erbat sich das Weib nun den Wolfspelz, aber er war nicht bereit, ihn ihr für diese simple Kleinigkeit zu überlassen. Aber dann überraschte Agnella ihn mit einem Vorschlag, der ihm ein breites Grinsen entlockte und für den er ihr schließlich das Fell übergab.
Eigentlich war es tatsächlich ziemlich einfach, den Beweis zu erbringen. Globulus hatte ja ganz klare Anweisungen hinterlassen, worin dieser Ausweis zu bestehen hatte.
Drei Jungen und zwei Mädchen im Alter dieser Kinder würde er schon irgendwie auftreiben und entsprechend darüber belehren, was sie zu tun hatten.
Das Vermögen von Globulus rückte für Plautus in greifbare Nähe.
16. Didia kommt auf den Geschmack
Der Mond hatte sich hinter dicken Wolken verzogen, in den Straßen Roms war Ruhe eingekehrt. Die dunkelste Stunde der Nacht war angebrochen, als Didia aus ihrem Schlummer aufschreckte. Wieder hatte sie von den wilden Tieren in der Arena geträumt, und mit verkrampften Händen umklammerte sie ihre Decke. Hätte sie die weiche Wolle nicht gefühlt, sie hätte nicht gewusst, dass sie in ihrem Bett lag. Es war vollkommen finster in ihrem Zimmer. Noch nicht einmal ein fahler Schimmer erhellte das schmale Fenster, denn am Abend hatte sie den Laden zugezogen, weil ein kalter Luftzug sie frösteln ließ. Jetzt aber, nach dem schrecklichen Traum, sehnte sie sich danach, wenigstens den Nachthimmel sehen zu können. Sie schwang die Füße aus dem Bett und berührte einen weichen
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