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Das Gold des Gladiators

Das Gold des Gladiators

Titel: Das Gold des Gladiators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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werden lassen. Eine Quelle des Rauches war der Backofen, den Mellila betrieb. Aber schlecht roch es bei ihr nicht. Im Gegenteil. Der Duft des Frischgebackenen ließ bei den drei Besuchern das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Mellila war eine junge, sehr kräftige Frau, die mühelos mit den schweren Gerätschaften hantierte und der man ansah, dass sie nicht nur kraftvoll den zähen Teig kneten und formen konnte, sondern auch ihr Holz selbst zu hacken in der Lage war. Sie wischte sich mit einem mehligen Tuch über die Stirn, als Didia, Caecilia und Khep in den Raum traten, der zur Straße hin offen stand. Sie kannte die Besitzer der Therme natürlich vom Sehen, aber die täglichen Einkäufe tätigten üblicherweise die Sklaven oder die Köchin, darum wirkte sie etwas erstaunt, Tochter und Nichte des Didius Iustus vor sich zu sehen. »Ich grüße euch, Domicella!«, sagte sie höflich. »Was führt euch zu mir?«
    »Deine wunderbaren Honigkuchen, Mellila. Wir haben vor, heute zum Grab des Gladiators Globulus zu gehen, um seinem Manen zu opfern. Er hat dein Gebäck sehr geliebt.«
    Mellilas Gesicht wurde plötzlich von tiefer Trauer erfüllt, und das mehlige Tuch musste einige Tränen auffangen. »Ja, Globulus hat sie gemocht. Ich selbst habe schon geopfert.«
    »Er war uns ein guter Freund, Mellila. Wie dir offenbar auch«, tastete Didia sich vor.
    »Ja, das war er. Ich . . . Ach, süße Venus, warum musste er sterben?«
    »Ein Gladiator geht dieses Risiko ein.«
    »Ja, aber er wollte sich freikaufen. Und dann hätten wir . . .« Sie schniefte unglücklich in das mehlige Tuch, und Caecilia streichelte ihr leicht den Arm. Sie wollte den Mund aufmachen, um etwas Tröstendes zusagen, aber Didia legte den Finger an die Lippen, um sie zu mahnen, ja nichts zu verraten. Stattdessen fragte sie: »Mellila, was für eine Art Honig liebte Globulus besonders? Hellen Heidehonig, dunklen Waldhonig oder mit Kräutern gemischten? Oder gar den kostbaren kretischen Berghonig?«
    Ein letzter Schniefer noch, dann hatte sich die Bäckerin wieder gefangen. »Er mochte alle Arten, und kretischen Honig habe ich nicht, der ist zu teuer.«
    »Hat er denn eine besondere Art Kuchen bevorzugt. Irgendwas ausgefallen Gewürztes?«
    »Ich mache drei Sorten, und alle fand er lecker.«
    Während die Mädchen sich weiter mit der Bäckerin über Rezepte und Zutaten unterhielten, schnüffelte Khep ausgiebig an Teig und Töpfen, Kräuterbündeln und Mörsern und nicht zuletzt an der sauberen Tunika, die an einem Haken an der Tür hing. Bei der Arbeit trug Mellila einen einfachen Kittel, vermutlich zog sie sich um, wenn sie die Bäckerei verließ.
    Schließlich hatten sich die Mädchen auf eine Auswahl an Opferkuchen geeinigt, und Mellila legte noch drei besonders schöne, noch warme Scheiben eines Honigbrotes dazu.
    Didia, Caecilia und Khep sahen keine Notwendigkeit darin, sie mit Ingwar und Titus zu teilen, sie verzehrten das köstliche Gebäck auf dem Weg zur Therme.
    Hier erwarteten die beiden Jungen sie, und gemeinsam wanderten sie hinaus zum Gräberfeld. Sie waren, nachdem Didia von ihren fruchtlosen Nachforschungen berichtet hatten, enttäuscht, dass sie keinen Schritt in Sachen Honigduft weitergekommen waren.
    Das Grab war inzwischen eingeebnet, eine Steinplatte lag darauf, und eine schlichte stele 39 nannte Globulus’ Namen und die zwei Worte, die er sich dazu gewünscht hatte.
    »Ibam, Redibo«, las Titus leise ab. »Ich ging, ich werde heimkehren.« Dann lachte er auf. »Er hat ziemlich deutlich gemacht, was er vorhat, nicht wahr? Er ging fort aus der Arena, um nach Hause zurückzukehren.«
    »Und wir müssen ihm jetzt trotzdem diese schönen Kuchen opfern.« Caecilia betrachtete den Beutel mit Bedauern.
    »Ein kleines Opfer, um seine und unsere Spuren zu verwischen.« Titus nahm ihr die Gaben ab und legte sie auf den Stein.
    »Wir werden noch einen Kranz winden«, erklärte Didia. »Das gehört sich so. Kommt, helft mir Blumen pflücken.«
    »Wir sprechen die Gebete, ihr pflückt Blumen.« Ingwar hatte deutliche Vorstellungen davon, wie die Verteilung von männlichen und weiblichen Tätigkeiten auszusehen hatte. Didia wollte dagegen aufbegehren, aber Khep wandte ein: »Dieser germanische Jungkrieger würde doch nur mannhaft den Blumen die Köpfe abschlagen. Ich helfe euch suchen.«
    Das Gräberfeld war im Grunde eine weite, mit gelegentlichen Bäumen und Büschen bestandene Wiese, auf der zwischen den Gräsern vielerlei Frühlingsblumen wuchsen.

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