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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Angreifer waren tot; der fünfte würde bald sterben. Im Licht einer Fackel, die jemand aus einer der nächsten Wohnungen mitgebracht hatte, um zu sehen, wer da Unfug machte, verzerrte der Mann das Gesicht und versuchte, die Gedärme in den Bauch zurückzudrücken, aus dem das Blut spritzte.
    Der treffsichere Bogenschütze war Nymar, der Make – Zililsan hatte wohl ähnliche Bedenken gehabt wie Autolykos und ihn hergeschickt. Nymar nickte stumm und hob die Hand, um Bomilkars Schulter zu untersuchen; der Hausbewohner mit der Fackel stand starr und riß den Mund auf; Laetilius berührte den Liegenden mit der Schwertspitze und sagte:
    »Wer schickt euch? Sprich schnell, deine Wasseruhr läuft aus.«
    Der Verwundete bäumte sich auf. Schwach, aber überraschend deutlich sagte er: »Die Götter sollen dich in Scheiße ersticken, Römer.« Dann zuckte er noch einmal und verdrehte die Augen; die Hände glitten vom Bauch.
    »Manche sterben zur Unzeit.« Laetilius klang bekümmert. »Andere, wie du, suchen sich ausgefallene Orte dafür.«

    »Danke für zeitige Hilfe, Nymar.« Bomilkar bemühte sich um ein Lächeln; in der Schulter und im Bein wanden sich Feuerschlangen. »Und du – soll ich dich jetzt Titus nennen?«
    Laetilius grinste; die weißen Zähne schienen Bomilkar ein Verhau, hinter dem irgendeine Wahrheit hockte.
    »Laß es sein«, sagte der Römer. »Es lohnt sich nicht.«
    »Du wirst mir einiges zu erzählen haben – später«, knurrte Bomilkar. »Nicht, daß ich dein Spiel begriffe, aber es gibt jetzt Wichtigeres.«
    »Was machen wir mit denen da?« Nymar wies auf die Toten. »Übrigens, alles nur Kratzer bei dir. Verbinden, mehr nicht.«
    Der Hausbewohner verschwand und kam schnell mit einigen Tüchern zurück. Nymar zerriß sie und machte sich an Bomilkars Schulter zu schaffen. Laetilius legte das lange Schwert weg und nahm Nymar einen Tuchstreifen ab.
    »Danke für Licht und Tücher, Freund«, sagte Bomilkar. »Wir schicken gleich Leute, die die Leichen wegschaffen.«
    »Wenn du es sagst, Hüter«, murmelte der Mann.
    Laetilius kniete nieder, um Bomilkars Bein zu verbinden. Bomilkar wollte etwas über die Wonne sagen, einen Römer knien zu sehen, aber dann wurde ihm schwindlig und übel, und er mußte mehrfach nach Luft schnappen, bis die Welt sich nicht mehr drehte und die herbeigeströmten Zuschauer nicht mehr zappelten.
    Die ersten paar Dutzend Schritte stützten sie ihn, bis er sich imstande fühlte, allein zu gehen. Die Wunden schmerzten, er humpelte ein wenig; dabei sagte er:
    »Die Nachtluft ist schmackhaft für einen, der neu geboren wurde.«
    Laetilius gluckste leise. »Von deiner Art gibt es ohnehin zuviel. Wozu hab ich mir die Mühe gemacht?«
    Nymar räusperte sich. »Einer der Männer«, sagte er leise, »gehörte zu den Leuten von Boshmun – Boshmun, Herr der Pferderennen.«

    Bomilkar biß die Zähne zusammen. »Das paßt zusammen. « Leise und schnell gab er den beiden Hinweise und Warnungen für den Verlauf des Abends; nach kurzem Bedenken verzichtete er auf vorsichtige Wortwahl. Er wußte noch immer nicht, welches Spiel Laetilius spielte, sagte sich aber, daß der Römer ihm offenbar nicht unbedingt schaden wollte. Das hätte er gerade eben sehr einfach haben können.
    Autolykos und Zililsan erwarteten sie vor Magos Schänke. »Was ist geschehen?« Der Unterführer der Wächter starrte die Verbände an, die im Licht der Fackel, die den Eingang erhellte, allzu deutlich zu sehen waren. »Leichtsinn, hah!«
    Bomilkar hob versuchsweise die Schultern; die linke schmerzte. »Wie das bei jungen Männern eben so ist«, sagte er. »Danke für Nymar, Zililsan. Alles andere später. Wie sieht es drinnen aus?«
    »Es sind alle gekommen, bis auf Daniel.« Der Libyer blickte ihn halb besorgt an. »Kannst du denn …?«
    »Ich kann. Was ist mit Daniel?«
    »Er hat die letzten Nächte bei Verwandten verbracht, in der Hafengegend; sie sagen, seit zwei Tagen haben sie ihn nicht gesehen. Niemand weiß, wo er steckt.«
    »Und die anderen?«
    »Wie gesagt, alle. Sogar Rab Hanno der Große.«
    »Mit Geleit?«
    »Zwei haben wir ihm gelassen. In Ordnung?«
    Bomilkar nickte. »Gut. Ihr wißt, was zu tun ist?«
    Zililsan nickte, Autolykos auch. Plötzlich kicherte der Libyer.
    »War aber gar nicht einfach, Mago dazu zu bringen, alle anderen Gäste abzuweisen.«
    »Hauptsache, niemand stört die Amtshandlung. Ist alles abgeriegelt?«
    Sie gingen in die Schänke, in der nur zwei der Ordner Wache hielten, und

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