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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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vielleicht herausstellt, daß du kein Vogel Phoinix bist?«
    »Es ist nicht auszuschließen, daß Blut fließt. Du hast aber noch gar nichts über deine Gefangenschaft …«
    »Später. Wenn das dein Handwerk ist – dies hier ist meins, und dein Phoinix …«
    »Ah.«
     
    Sie zogen sich an und öffneten die Läden. Bomilkar stieg hinauf zur nebenan liegenden Garküche und holte zwei Näpfe vom Tagesgericht. Es war ein ›Großes Durcheinander‹ aus gebratenem Fisch, verschiedenen überbackenen Gemüsen und Früchten sowie erhitztem Ziegenkäse. Als er damit in die Werkstatt zurückkam, saß Aspasia wieder an ihrem Tisch und kratzte mit einer feinen Feile an ihrer fast fertigen Arbeit herum, einer dünnen Silberkette mit drei daumengroßen Fischen. Sie hatten kleine rote Steine als Augen, und alle Schuppen, alle Flossen, selbst die Kiemen waren feinstens herausgearbeitet. Er stellte die Näpfe ab und beugte sich mit Lauten der Bewunderung über den Schmuck. Aspasia lächelte und reichte ihm ein gekrümmtes
Stück farbigen Glases, das die dünnen Linien vergrößerte, als er hindurchsah.
    »Wunderbar. Für wen ist das?«
    »Du wirst es nicht glauben.«
    »Ich glaube notfalls alles.«
    »Ein Mann, der zum Haus des großen Hanno gehört. Es ist für den hohen Herrn gedacht. Ob er es einer Beischläferin schenken will?«
    »Unwahrscheinlich. Er wird es selbst tragen.« Bomilkar runzelte die Stirn. »Gefällt mir nicht.«
    »Was? Die Kette? Die Fische?«
    »Daß Hanno und seine Leute wissen, wer du bist und wo sie dich finden.«
    Aspasia schnaubte leise. »Ich habe den Laden hier schon länger und nie ein Geheimnis daraus gemacht.«
    Sie aßen. Dabei berichtete Bomilkar in Umrissen und Andeutungen von der Reise und den Ereignissen. Aspasia lauschte stumm; schließlich wischte sie sich den Mund, schob den leeren Napf beiseite, stützte sich mit den Händen auf den Tisch und sagte:
    »Laetilius. Was ist mit ihm?«
    »Er ist hier, in der Stadt. Wir wollen uns kurz vor Sonnenuntergang in deiner Wohnung treffen.«
    Sie schüttelte den Kopf; ein grimmiges Lächeln flackerte zwischen Mund und Augen auf und erlosch gleich wieder. »Er wird nicht kommen. Und Tazirat hat gesagt, wenn sie ihm begegnet, will sie zusehen, daß sie ein scharfes Messer an sein Gemächt legen kann.«
    Bomilkar blickte sie verblüfft an, unter langsam steigenden Brauen.
    »Hat er dir denn nichts gesagt?« Sie preßte die Lippen zu einem schmalen Strich. »An dem Abend hat er uns auf der Straße angehalten, um uns etwas zu zeigen. Was er uns gezeigt hat, war ein Torbogen – ein Eingang zu einem dunklen Hinterhof, in dem ein paar Männer mit verhüllten Köpfen uns gepackt haben.«

    Er schwieg eine Weile. Irgendwann sagte er: »Im Auftrag von Senat und Volk von Rom … Es ergibt Sinn, ja. Doppelten? Ich weiß nicht.«
    »Du erwartest hoffentlich nicht, daß ich viel verstehe?«
    »Ich beginne selbst erst gerade, einige Dinge zu verstehen. Aber – wieso kommt er mit zurück nach Qart Hadasht? Seit Igilgili weiß er, daß ihr beide wieder frei seid und berichten könnt.«
    »Vielleicht hat er darauf vertraut, daß man uns bis zu eurer Rückkehr zum Schweigen bringt?«
    »Das glaube ich nicht. Wenn man euch umbringen wollte, hätte man euch nicht erst wieder freigelassen.« Er seufzte tief und starrte auf seine Hände. »Habe ich eben gesagt, ich begönne, Dinge zu verstehen? Ich verstehe immer weniger.«
    Aspasia beugte sich wieder über ihre silbernen Fische. Bomilkar hielt die Arbeit für vollkommen und beendet, aber offenbar gab es noch immer etwas zu feilen, zu säubern, zu verbessern.
    »Hannibal«, sagte sie, während sie mit einer Stahlnadel an einer Flosse kratzte. »Was ist mit ihm?«
    »Er und seine Leute sind nach der Sache in Sikka heimgekehrt, zurück nach Iberien. Ohne besonderen Auftrag, sagte er, kann er nicht mit Kriegern nach Qart Hadasht reiten. Und die politischen Wirren hier, die all dem zugrunde liegen mögen, könnte nur Hamilkar, der Stratege, oder sein Stellvertreter Hasdrubal entwirren.«
    »Schade. Was du von ihm erzählt hast … Ich hätte ihn gern kennengelernt.«
    Bis zum Sonnenuntergang schauten noch vier Leute vorbei, die im Vorübergehen die Auslagen gesehen hatten und ein wenig Schmuck erstanden: einen Ring, zwei Spangen, ein Armband.
    Dann kam Autolykos, wie von Bomilkar schriftlich angewiesen; bei ihm waren zehn mit Speer, Schild, Schwert und Messer bewaffnete Wächter und drei gätulische Bogenschützen,
die er aus

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