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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die Schultern. »Alle. Wie viele brauchst du?«

    »Wahrscheinlich alle und ein paar mehr. Ist genug Papyros da? Ich muß ein paar kurze Briefe schreiben und brauche dann sofort Boten, die sie zu den Empfängern bringen.«
    Zililsan blinzelte aus dem Schatten ins gleißende Licht des Innenhofs, um die Tageszeit abzuschätzen. »Die müßten gleich alle wieder auftauchen. Papyros ist da. Verrätst du mir, was du für den Abend vorbereiten willst, oder wird es eine jener netten Überraschungen, bei denen die Überlebenden alles wissen und die Leichen dumm gestorben sind?«
     
    Nachdem alles in Gang gesetzt war, reinigte Bomilkar sich notdürftig am Wasserbehälter des Hofs, zog aus seinen Vorräten im Schuppen einen frischen Leibschurz und einen reinen kitun an und brach auf. Inzwischen hatte sich die Innenstadt wieder belebt, er sah aber keine bekannten Gesichter und hoffte, ungesehen zu bleiben. Vorläufig. Die Leute, um die sich alles drehte, würden bald seine Schreiben in den Händen halten und wissen, daß er wieder in der Stadt war. Und einiges andere dazu.
    Aus der Werkstatt von Aspasia, die wieder offen war, drangen rhythmische schnelle Schläge: der leichte Hammer der kundigen Silberschmiedin.
    Er ging die wenigen Stufen hinab und betrat den Werk-und Verkaufsraum. Aspasia war allein; sie saß an einem der niedrigen Tische und klopfte auf einem hauchdünnen Schlägerhäutchen herum; was darunter sein mochte, hätte Bomilkar zu anderen Zeiten sicherlich wissen wollen, aber nicht jetzt.
    Bei seinem Eintreten blickte sie auf, öffnete den Mund und ließ den feinen Hammer fallen. »Du«, sagte sie. »Aber.«
    Sie trug nur einen leichten, grünlichen Arbeits kitun , der den halben Oberschenkel bedecken würde, wenn sie stand. Er sah die nackten Füße mit den hellrot gefärbten Nägeln, die schlanken, leicht behaarten Beine, jede einzelne winzige Schweißperle an den Armen und auf der Brust, von
der im weitgeschnittenen kitun ersprießlich viel zu schauen war, sah den halbgeöffneten Mund und die sprühenden Augen, fühlte sich nach Lachen und Weinen zugleich, sagte halblaut und heiser: »Ich glaube, ich bin wieder zu Hause«, und ging mit schnellen kleinen Schritten zu ihr.
    Sie stand auf und streckte ihm die Arme entgegen. Wie von einem undeutlichen Bann belegt, zögerte er, berührte die Fingerspitzen, hustete und sagte: »Bin ich willkommen ?«
    »Dummer punischer Lehmkopf.« Sie zwinkerte ein paar Tränen weg und nahm ihn in die Arme. »Wo bist du gewesen? Wie ist es dir ergangen? War es schlimm? Hast du … lebt Laetilius noch? Was ist…«
    Er küßte sie, damit sie aufhörte zu fragen. Dann küßte er sie aus anderen Gründen, länger und eindringlicher.
    »Uh«, sagte sie schließlich. »Große Bedürfnisse beiderseits … Hier und jetzt?«
    Er ging bereits zum Eingang und nahm die schweren Läden. »Fünf Stunden bis zum Sonnenuntergang. Dann die letzte Arbeit. Vorher… dies.«
    Sie half ihm, die Läden von innen zu befestigen, dann halfen sie einander, die Kleider zu lösen. Der dicke flauschige Teppich zwischen den Werktischen half ihnen, den Boden unter den Füßen zu verlieren, und danach brauchten sie einige Zeit keinerlei Hilfe.
    Später tranken sie warmen Wein mit warmem Wasser aus dem einen Becher, den Aspasia in der Werkstatt hatte, und es schmeckte köstlich. Sie fragte, wie die Frauen in Iberien gewesen seien, und er sagte: »Eine, eher eilig«; als er die in seiner Abwesenheit anwesenden Männer von Qart Hadasht erwähnte, sagte sie, es sei ein verwunderliches Ding, daß die beiden, deren sie sich teilhaftig gemacht habe, eigentlich genauso ausgerüstet gewesen seien wie er – »und trotzdem hat mir etwas gefehlt.«
    »Was denn?«

    Sie legte einen Finger auf seine Lippen; als er die Fingerspitze mit der Zunge berührte, sagte sie: »Das, zum Beispiel. « Ihre Hand wanderte abwärts. »Das auch. Trotz aller Ähnlichkeiten. Es gibt da, sagt man, in Ägypten einen Vogel, der zu Asche wird, wenn er sich erschöpft hat, aber später wieder aufersteht.«
    Bomilkar grinste. »Ich kenne die Geschichte, die offenbar etwas ganz anderes behandelt. Ja, diesen Vogel gibt es, und deine Hand …«
    »Psst, gleich. Sag mir noch, was willst du heute abend an Arbeit erledigen?«
    Er zögerte; schließlich sagte er: »Das Ende. Die Klärung aller Fragen in dieser wirren Angelegenheit.«
    »Gefährlich?«
    »Gefahr ist mein Handwerk.«
    »Sehr gefährlich? So, daß ich nicht dabeisein darf? Daß sich

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