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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ein ehrgeiziger Mann«, sagte er leise. »Seit Jahren in Hannos Schatten. Es könnte sogar sein, daß er die Wahrheit gesagt hat. Teilweise. Wenn es ihm gelungen wäre, die Sache so hinzudrehen, daß Hanno angeblich dahintersteckt, wäre hinfort Arish der große Mann der Alten. Aber …« Er brach ab, schüttelte den Kopf. »Das paßt überhaupt nicht zusammen«, knurrte er dann.
    Bostar hob die Hand. »Ich bin noch nicht fertig; ob es hinterher besser paßt, weiß ich aber nicht. Arish hat ihn mit Hinweis auf die Verschwörungssache dazu gebracht, den Brief nach Rom zu unterschreiben – etwas wie ›nach außen hin absichern, wir werden im Inneren genug Ärger haben‹. Dumm, aber wahr. Dann hat er ihm immer mehr Einzelheiten genannt, teils wahr, teils erlogen, und ihn dazu gebracht, dich an der Arbeit zu hindern – sie seien dabei, die
Verschwörung endgültig aufzudecken, und deine Ermittlungen könnten alles zu früh an den Tag bringen, ehe man wüßte, wer wirklich dahintersteckt.«
    »Er kann doch nicht so dumm sein …«
    »Die menschliche Dummheit kennt keine Grenzen – jedenfalls keine, die ich bisher gesehen hätte.«
    Bostar sagte noch mehr, ohne viel zu sagen; er empfahl Bomilkar mit einem Zwinkern, scheinbar widersprüchliche Vorgänge vom Standpunkt eines Menschen zu betrachten, dem beide Seiten der Münze gleichermaßen Gewinn verheißen und der noch dann zufrieden sein kann, wenn die Münze auf keine Seite fällt, sondern senkrecht stehenbleibt.
    »Such jemanden, der nicht entweder oder denkt, sondern sowohl als auch. Der gewinnt, gleich ob die Pläne gelingen oder scheitern. Du wirst nichts damit anfangen können
    – amtlich, meine ich –, aber wenigstens wirst du dann wissen.«
    Bomilkar sah Bostar nach, der hinausging und ihn mit unbeantworteten Fragen zurückließ. Er leerte seinen Becher, stand auf und ging hinüber zu Tigalit.
    »Setz dich, es dauert nicht lange«, sagte sie.
    »Was dauert nicht lange? Ich fürchte, ich bin nicht mehr imstande, weitere Fragen aufzunehmen und keine Antworten zu bekommen.«
    Sie lachte; etwas wie Bebenwellen lief über den massigen Körper. »Ich habe ein paar Antworten für dich. Wenn du sie verstehst.«
    Bomilkar sah sich um. Die meisten Männer aßen und tranken noch; Autolykos und Zililsan lehnten am Wasserbecken und grinsten beide – wahrscheinlich erzählten sie einander die neuesten Witze. Aspasia hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und blickte eben zu ihm herüber – lächelnd. Hatte sie mit Laetilius Friede geschlossen? Was mochte der Römer erfunden haben, um sie zu erheitern?

    »Na gut.« Er setzte sich. »Soll ich Fragen stellen, oder willst du eine schöne Geschichte erzählen?«
    »Weder sowohl als auch noch.« Sie kicherte. »Hör zu. Ich kann ein wenig Lippen lesen. Als Hanno den Schreiber zu sich gerufen hat, habe ich ihn beobachtet. Er hat gesagt: ›Wir müssen etwas tun, um die Sache zu vereinfachen. Leih mir für ein paar Augenblicke dein Messer.‹ Ich weiß nicht, wieso der Schreiber dumm genug war, es zu tun.«
    »Da habe ich auf dem Boden gelegen; ich konnte nur das Ende sehen.« Er zupfte an seiner Nase, dann am linken Ohrläppchen. »Aber wieso Hanno …«
    »Frag ihn. Oder dich. Oder das Meer.« Plötzlich blickte sie ernst, fast traurig, sie sprach nun sehr leise. »Du bist anständig gewesen, als Hüter der Wächter, Bomilkar; keine Übergriffe, keine Klagen, soweit ich weiß. Deshalb will ich dir noch etwas sagen. Gulussa war seit langem krank; am Schluß wurde es immer schlimmer. Schmerzen, verstehst du? Er hat Blut gehustet. Als die Sache mit Zirdan geschah, war uns klar, daß dies nur am Rand mit dem Mord an diesem Römer zu tun hatte. Ein kleiner Messerstecher – bequem, ihm so etwas anzuhängen, und noch besser, weil es Gulussa angreifbar machte. Er konnte nicht mehr kämpfen. Ich mußte für alle denken.«
    Es habe, sagte sie, eigentlich nur zwei Möglichkeiten gegeben. Entweder würde jemand aus Gulussas Umgebung den Kranken töten, um die Macht selbst zu übernehmen, oder einer der anderen »Fürsten des Abschaums« würde Gulussa umbringen, um dessen Reich zu besitzen. Sie habe die dritte Lösung gefunden.
    »Es war nicht schwer – für uns, nicht für dich, verstehst du? Es war nicht schwer herauszufinden, wer hinter der Sache mit Zirdan steckte. Arish ist mit dem toten Römer befaßt und macht Geschäfte mit Hiyarbal; Hiyarbal macht Geschäfte mit Boshmun; Boshmun will seit langem Gulussa

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