Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
andere geregelt ist.«
    Der hellenische Metöke und der Libyer nickten, grinsend; einige der Wächter und der nahe dem Ausgang stehende Make Nymar hatten Bomilkars Worte ebenfalls gehört und bemühten sich, nicht allzu gierig auf die Tische zu starren.
    Laetilius ging langsam zu Aspasia, die ihm ausdruckslos entgegensah. Er neigte den Kopf und setzte sich zu ihr. ›Er wird einiges zu erklären haben‹, dachte Bomilkar; ›ihr und Tazirat. Und mir.‹ Dann schüttelte er den Kopf. Laetilius würde ihm nichts erklären, und er konnte den Abgesandten Roms zu nichts zwingen. Jetzt nicht mehr – nicht ohne Hamilkar, den Schreiber.
    Hanno war gegangen, aber nicht wortlos; er hatte ihn daran erinnert, daß er zusammen mit Laetilius »zu einer freundschaftlichen Unterredung« in den Palast am Byrsahang kommen sollte. Morgen? Übermorgen? Gar nicht? Ah nein; man schlug Hannos Einladungen nicht aus; nicht als kleiner Büttel, dessen Tage im Amt vermutlich gezählt waren.
    Budun und Arish hatten einander stumm angestarrt; dann hatte Arish den Arm des Richters genommen und ihn
zum Ausgang gezogen. Die alten Freunde, durch den Fall und die Ermittlungen verfeindet, würden sich zweifellos aussöhnen; Budun hatte einen Mittelweg zwischen Gesetz und Freundschaft gefunden. Und Bomilkar sah keine Möglichkeit, etwas daran zu ändern.
    Boshmuns Abschiedsblick … Der Herr der Rennen mußte viel Geld verloren haben; er gehörte zu den engsten Freunden und sicher auch Kunden Hiyarbals. Er hatte Bomilkar mit einem Blick gestreift, der aus geschliffenen, erhitzten Dolchspitzen zu bestehen schien. Vergifteten dazu? Nein, Gift würde durch die Erhitzung geläutert, weggebrannt. Auch seine Rolle, sein Anteil an Gulussas Geschäften, Gulussas Hinterlassenschaften blieb unklar.
    Langsam, mit schmerzendem Bein ging Bomilkar zu einem der übervollen Tische, betrachtete die mit glimmenden Holzkohlen gefüllten Wärmer aus Bronze, auf denen Platten, Töpfe, Schüsseln standen. Ein Stückchen Lammfleisch, das vor dem Braten lange in Wein, Knoblauch und Kräutern geruht hatte? Hunderücken in Honigkruste? Der frische gebratene Fisch in einer Tunke, die nach Sahne und Sesam duftete? Der vor dem Rösten mit trockenen Weinbeeren, gehacktem Fleisch und Kräutern gefüllte Vogel? Gekochte Gazellenbrust in Weinessig, mit Lauch und Linsenmus? Oder nur Brot und Früchte?
    Sein Magen gab deutlich zu verstehen, daß er nichts zu haben oder gar zu behalten wünschte; wahrscheinlich, weil eine für Zufriedenheit und gelassene Heiterkeit zuständige und gerade unzufriedene, unheitere Abteilung des Gemüts ihn dazu angestiftet hatte. Bomilkar goß Wein in einen Becher, entschied sich gegen Wasser und trank.
    Aspasia und Laetilius. Die Männer der Wache, mit Autolykos, der immer noch den Ausgang beobachtete. Zililsan, Duush, Patroklos, Nymar, Vavurro. Die gätulischen Bogenschützen hatten sich der Waffen entledigt und waren die ersten, die sich über das Essen hermachten. Tigalit? Was wollte Tigalit? Sie saß, wo sie den ganzen Abend gesessen
hatte, aß, trank und blickte zu ihm herüber. Bostar, zweiter Herr der Sandbank, hatte sich Qarthalo geschnappt, als dieser gehen wollte; die beiden standen an der Rückseite des Wasserbeckens und redeten. Besser gesagt, Bostar redete, leise und – wie es schien – heftig, und Qarthalo hielt den Kopf gesenkt, lauschte, nickte hin und wieder.
    Mago betrat den Innenhof seiner Schänke, als sei es feindlich besetztes Gebiet. Er schaute sich um, sah Bomilkar und kam zu ihm.
    »Ich habe natürlich alles gehört, Herr der Wächter.« Er klang höflich, aber keineswegs bedrückt – der Herr einer teuren Schänke, der auf Bezahlung wartet und hofft, daß der Gast, der sich als unliebsam erwiesen hat, danach schnell verschwindet und nie wiederkehrt. Aber Bomilkar spürte, daß da noch etwas war.
    »Morgen werde ich wahrscheinlich nicht mehr Herr der Wächter sein«, sagte er, »sondern einfacher Bürger der Stadt. Der seine Kenntnisse teuer verkaufen könnte. Zum Beispiel, um alte Rechnungen zu begleichen.«
    Mago nickte. »Darf ich mich zu dir setzen, oder liegt dir an der Abgeschiedenheit, daß du besser schwärzliche Eier der Rache brüten kannst?«
    Bomilkar lachte. »Setz dich – es ist deine Schänke.«
    Mago zog einen Schemel heran. Als er saß, deutete er auf den kopflosen Leichnam, der immer noch dort lag, wo er gefallen war.
    »Muß … das da noch lange liegen? Ich würde gern meine Leute anweisen, mit dem

Weitere Kostenlose Bücher