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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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auf den Wagen, mit dem Hamilkar zum Treffen der alten Freunde hinausfährt. Er kommt ein wenig später als die anderen – kein Grund für Aufsehen, bei der Entfernung von der Stadt kamen sicher auch andere nicht immer pünktlich. Hamilkar kommt als letzter, es ist bereits dunkel; er fährt über die Wiese, hält an, wirft die Leiche vom Wagen. Und dann?
    Bomilkar betrachtete die essenden Männer, die die köstlichen Speisen genossen; Mago höchstselbst brachte zwei neue Krüge mit Wein und wünschte »gedeihliches Verdauen«. Qarthalo legte eben die Hand auf Bostars Schulter und sagte etwas, mit einem Lächeln, das bemüht wirkte; Bostar nickte und entließ den Fünf-Herrn für Ordnung – es war deutlich zu sehen, wer hier wen entließ, wer der Stärkere war. Die Sandbank verwaltete das Vermögen der Barkiden … Qarthalo ging, ohne Bomilkar anzusehen; Bostar kratzte sich den Kopf, grinste in den Nachthimmel und ging langsam zu Tigalit, die wie ein unverrückbarer Fels noch immer an der gleichen Stelle und in der gleichen Haltung saß. Aspasia und Laetilius schienen eine kleine Annäherung zustande gebracht zu haben, jedenfalls lächelte Aspasia, und Laetilius zeigte mit abgespreizten Armen die Größe eines Gegenstands auf. Sein Schwert, vielleicht, das er neben dem Eingang auf einen Tisch gelegt hatte; oder ein Fisch?
    Tuzut. Der Gutsarbeiter. Jemand mußte sich um die Pferde der Gäste kümmern. Vielleicht hatte Tuzut, den die anderen Arbeiter und Sklaven nicht sonderlich zu schätzen schienen, einen Nachtgang unternommen. Vielleicht hatte
er etwas gesehen, oder am nächsten Morgen, als er die Leiche fand (wenn er nicht schon nachts gewußt hatte, wo sie lag), Hamilkars spätes Eintreffen und die Leiche zusammengezählt. Die Summe, die bei diesem Zusammenzählen herauskam, hatte er später von Hamilkar verlangt, und der Schreiber hatte gezahlt. Tuzut versteckte das Geld – am einzigen Platz, von dem er sicher annehmen konnte, daß niemand dort suchen würde: beim Grab der Frau des anderen, großen Hamilkar. Dann hatte er wahrscheinlich mehr verlangt, und der Schreiber hatte ihn getötet.
    So einfach? Wahrscheinlich so einfach. Aber es fehlte noch zuviel. Zum Beispiel …
    Dann wurde Bomilkar in seinen Gedanken unterbrochen. Bostar stand neben ihm, blickte auf ihn herab, grinste wieder und setzte sich auf den Schemel, den Mago benutzt hatte.
    »Laß mich dich stören«, sagte er. »Sie haben dir die Waffe aus der Hand geschlagen, nicht wahr?«
    »Wie auch immer es geschehen sein mag«, knurrte Bomilkar.
    Bostar hüstelte. »Ich glaube, Tigalit hat dazu etwas zu sagen. Ich weiß noch etwas anderes.«
    »Was denn?«
    Bostar beugte sich vor. »Wie du bemerkt haben wirst, war Qarthalo ein wenig… unerfreut, als er ging. Wir haben zwei Worte gewechselt.« Er sprach leise, so daß niemand außer Bomilkar ihn verstehen konnte. »Ich habe ihn an die innige Verbindung zwischen der Sandbank und den Barkiden erinnert, vor allem an die Freundschaft zwischen Antigonos und dem Barkas. Und, eh, an einige Bankgeschäfte.« Er lächelte kurz. »Geld, wie du weißt, ist ein guter Boden für Gespräche, bei denen jener, der über das Geld verfügt, gewisse Dinge sagt, die der andere hinnehmen muß.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Das ist nicht so wichtig; wichtiger ist, was Qarthalo gesagt hat, als ich mit meinem Teil der Rede fertig war. Er
wird dich nicht entlassen – dies nebenbei. Vielleicht wird er dich sogar amtlich loben. Hör zu.«
    Qarthalo habe, sagte Bostar, keine Namen nennen wollen, aber man könne sich ja denken, wer ihn angesprochen habe. Unter Fünf-Herren, gewissermaßen … Qarthalo habe einen dummen Fehler gemacht, der, wenn er anderen zu Ohren käme, seine Abwahl als Fünf-Herr und seine Verstoßung aus dem Führungskreis der barkidischen Partei bewirken müßte. Nicht zu reden von unerfreulichen Folgen für gewisse Bankgeschäfte.
    »Sie haben ihm etwas von einer Verschwörung gegen die Barkiden erzählt – so groß, daß nicht nur Barkas und seine Leute in Iberien, sondern die ganze Stadt Schaden leiden würde. Halbwahrheiten, fesselnd genug, um ihn zum Stillhalten zu kriegen, wenn nicht gar zum Mitmachen. Andeutungen, daß Hanno der Große etwas damit zu tun habe und daß es am Ende möglich sein könnte, ihn endlich seines Einflusses zu entkleiden.«
    »Wer soll das gesagt haben?«
    »Arish, wenn ich mich nicht irre.«
    Bomilkar stutzte; dann, ganz langsam, nickte er und begann zu lächeln. »Arish ist

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