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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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zurückdrängen.«

    Nach dem Gespräch mit Bomilkar, Laetilius und Daniel sei sie zu Boshmun gegangen und habe eine friedliche Übergabe gegen Silber und freien Abzug ausgehandelt; Boshmun sei nicht unzufrieden damit gewesen. Er habe nur darauf bestanden, alles so durchzuführen, daß zur Verwirrung der Büttel alles so aussah, als hänge es mit der Lavinius-Sache zusammen. Im Haus wurde Tierblut verschüttet; dann erstürmten Boshmuns Leute das Viertel und Gulussas Haus, in dem Gulussa aber schon nicht mehr war.
    »Seid ihr unter der Byrsamauer hindurch in diesen verlassenen Garten geflohen?«
    »Ah, hast du den Gang gefunden? Ja. Wir haben zwei Männer zurückgelassen, die den Gang verschlossen haben und durch die Röhren zum Meer gekrochen sind.« Sie zögerte; dann sagte sie: »Das mit den Frauen wußte ich nicht; Boshmun hat mir nicht gesagt, daß alles tatsächlich irgendwie mit der Lavinius-Sache zusammenhing.« Sie klang ehrlich; Bomilkar beschloß, vorübergehend seine Zweifel auszusetzen. Er hatte das Gefühl, immer noch viel zu wenig zu wissen.
    »Ich taste mich durch ein unterirdisches Labyrinth«, sagte er mürrisch. »Es ist dunkel, außerdem neblig und so feucht, daß meine Fackeln immer wieder ausgehen, sobald ich mir einbilde, eine angezündet zu haben.«
    »Gulussa ist tot.« Tigalit stand auf und blickte auf ihn herab. Er suchte in ihrem Gesicht nach weiteren Auskünften. Irgend etwas verbarg sie ihm, dessen war er sicher, aber er fand keinen Aufschluß. »Ich habe ihn geliebt, als er stark war, und ich bin froh, daß er ruhig sterben konnte. Leb wohl.«
    »Nicht so hastig. Wo finde ich dich, wenn ich noch Fragen habe?«
    Sie nannte ihm ein Haus im Hafenviertel; dann ging sie. Ein paar Atemzüge lang barg Bomilkar das Gesicht in den Händen. Als ob vorübergehende Blindheit die Sicht nach innen bessern könnte. Jede Antwort enthielt mehrere neue
Fragen, und alles war gnadenlos verwickelt. Oder? War alles vielleicht so einfach, daß es einen einzigen Schlüssel gab zu jenem Gemach, in dem der Bauplan des Labyrinths lag?
    »Willst du im Sitzen schlafen?«
    Aspasias Stimme riß ihn aus dem blinden Grübeln. Er ließ die Hände sinken, stemmte sich hoch und humpelte zu den beiden. Laetilius betrachtete ihn mit einem dünnen Lächeln, das irgendwie mitleidig schien. Oder bekümmert. Oder herablassend. Oder alles und nichts. Er blieb hinter Aspasia stehen, die Hände auf ihre Schultern gestützt.
    »Ihr zwei werdet mir jetzt sicher noch eine lange wirre Geschichte erzählen wollen. Nicht, bitte. Heute abend nicht mehr. Morgen. Übermorgen. Nächstes Jahr.«
    Aspasia streichelte seine Rechte und schwieg.
    »Bist du sicher, daß andere so lange warten?« Laetilius machte eine weite Armbewegung, die den Innenhof einschloß, die Schänke, wahrscheinlich die Stadt und vielleicht den Erdkreis. »Was mich angeht – keine Sorge, ich habe nicht viel zu sagen, und was ich zu sagen habe, kann warten.«
    »Die anderen sind zunächst einmal mit mir fertig, oder ich mit ihnen, glaube ich.«
    »Hast du Boshmuns Blick nicht gesehen?«
    »Doch; was ist mit ihm?«
    Laetilius wies zum Tisch am Ausgang, auf dem das lange Schwert lag, neben anderen Waffen, die die Wächter dort hingelegt hatten, ehe sie sich an die Speisen wagten.
    »Ich würde an deiner Stelle keinen Schritt tun ohne Waffen und Wachen, diese Nacht.« Er zögerte. »Wahrscheinlich«, sagte er dann, plötzlich düster, »sollte ich das auch bedenken. Ich stecke ja mit drin.«
    Bomilkar stöhnte übertrieben. »Was sollte Boshmun denn von mir, oder von uns, wollen? Nur Rache?«
    »Rache, sicherlich. Und noch ein paar andere Dinge. Vielleicht will er vermeiden, daß du die letzten Antworten findest.«

    Bomilkar kniff die Augen zusammen. »Bist du sicher, daß ich sie nicht längst weiß?«
    »Es geht nicht um mich. Wenn du sie weißt, könnte Boshmun daran liegen, dich einfach am Reden zu hindern. «
    »Sei nicht leichtsinnig, Liebster.« Aspasia rieb die Wange an seiner Hand, die noch immer auf der Schulter lag. »Lieber zwei Wächter zuviel als einer zuwenig.«
    Mago betrat den Innenhof, sah sich um, nickte, suchte Bomilkar und kam zu ihnen. Er hielt eine dünne Papyrosrolle in der Hand.
    »Deine Männer sind eifrig«, sagte er. »Das ist gut, denn es wäre jammervoll, gutes Essen verkommen zu lassen. Teures Essen.«
    »Ich werde morgen vorbeikommen und mit dir feilschen«, sagte Bomilkar müde. »Nicht mehr heute abend. Ist das deine Rechnung?«
    Mago hob

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