Das Gold von Karthago
Aufräumen und Säubern zu beginnen. «
»Man könnte es beschleunigen.«
»Was wäre dazu nötig?«
Bomilkar summte tonlos; nach einer kleinen Weile sagte er: »Angenommen, ich wäre morgen ohne Stellung. Es könnte mich die Lust befallen, dem Richter Budun vergiftete Speisen zu schicken und ihm mitzuteilen, sie seien aus deinem Haus.« Er tat, als müsse er überlegen. »Vielleicht
hätte ich auch Vergnügen daran, ein paar Jungen aus den schäbigen Vierteln dafür zu bezahlen, daß sie jeden Abend, wenn dein Haus gut besetzt ist, faulenden Fisch oder stinkende Hundekadaver in diesen Hof werfen. Zum Beispiel von dort drüben.« Er wies auf die Dachkante eines nahen Wohnhauses.
Mago seufzte. »Du hast mich vor einiger Zeit fragen lassen, ob ich mich an einen bestimmten Abend erinnere.«
»Der dritte Nisannu, ich weiß.«
»An diesem Abend hatte ich, wenn mich die Erinnerung nicht trügt, viele angenehme Gäste. Aber wie du wohl weißt, kommt es oft genug vor, daß jemand, der Gefallen an meinen Zubereitungen findet, diese bei sich zu Hause genießen möchte. Etwa, wenn er Gäste hat.«
Bomilkar schwieg und wartete.
Mago starrte wieder auf den Leichnam des Schreibers. »An diesem Nachmittag schickte Hamilkar, Schreiber des Fünf-Herren Arish, mir einen Boten. Er wollte abends, und zwar recht früh, vor Sonnenuntergang, Gäste bewirten und wies mich an, Speisen für drei hungrige Männer zu einem bestimmten Ort bringen zu lassen. Ich habe dies getan; er hat am nächsten Tag bezahlt und sagte, es sei eine heikle Verhandlung mit Männern gewesen, deren Anwesenheit in der Stadt unbekannt bleiben sollte. Weshalb er mich bat, niemandem gegenüber etwas zu erwähnen. Mangel an Verschwiegenheit, sagte er, könne dazu führen, daß der Fünf-Herr Arish hinfort andere Schänken aufsuchen werde, um seine Gäste zu bewirten.«
»Nun kann Hamilkar nicht mehr dafür sorgen. Gut. Sag mir, war Silphion dabei? Barbe? Hund?«
»Von allem, ja.«
»Hast du einen Karren? Groß genug für eine Leiche?«
»Habe ich.«
Bomilkar klatschte in die Hände. »Autolykos – Mago wird dir eine Karre zeigen; laß die Leiche darauf legen, damit Magos Leute saubermachen können.«
Autolykos winkte vier seiner Männer zu sich. Mago stand auf, versuchte ein Lächeln, das bei aller Erleichterung doch nicht richtig gelingen wollte, und sagte:
»Also keine toten Hunde?«
»Wohin hast du die Speisen bringen lassen?«
»Ein Haus am Byrsahang. Es gehört… ah, ich weiß nicht genau; Hamilkar hatte es wohl für den Abend gemietet.« Er beschrieb die Lage des Gebäudes.
Bomilkar lächelte. »Gut, mein Freund. Keine toten Hunde.«
Er sah zu, wie die Männer den Leichnam – der Kopf ruhte auf dem Bauch des Toten – aus dem Innenhof trugen. Und dachte über das Haus nach. Wenn er sich nicht irrte, war es jenes zur Zeit leere Stadthaus eines Verwandten von Hiyarbal – auf dem Grundstück, das sie durch den unterirdischen Gang aus Gulussas Gebäude erreicht hatten. Nicht weit zu gehen; von den zeitlichen Abläufen her, wie sie sich aus Lavinius’ Verlassen seines Gasthauses und dem mutmaßlichen Zeitpunkt des Todes ergaben, durchaus möglich. Wieder Hiyarbal …
Und Hamilkar, Schreiber des Arish, hatte jeden Papyros mit der linken Hand beschrieben. Hamilkar, der zu einem Kreis alter Freunde gehört hatte, die sich am dritten Abend jeden Mondes bei Nederbal trafen, auf dem Landgut in der Megara. Am dritten Addaru, als Lavinius eben erst aus Iberien angekommen war und zweifellos an der geselligen Runde teilnahm; man würde einige der Männer dazu befragen müssen. Und am dritten Nisannu. Sie trafen sich immer kurz nach Sonnenuntergang, hatte Hamilkar gesagt. Vor Sonnenuntergang, »recht früh« laut Mago, ein Treffen mit Lavinius und einem anderen, vielleicht Hiyarbal, im Haus am Byrsahang. Essen, ein Gespräch über den Prägestock, den Lavinius ihm vorher, vielleicht schon am ersten Abend bei Nederbal, gezeigt haben mochte. Lavinius hatte sich geweigert, das Andenken herzugeben. Ein Streit, beendet durch einen Schnitt, den ein Linkshänder
wie Hamilkar ausführte. Zwei Männer plündern und entkleiden den Toten – was war mit den duftenden Füßen? Hatte Hamilkar Diener mitgebracht oder nur für diesen Abend gemietet, die Fußschalen mit Duftwässern hingestellt haben mochten? Oder hatte sich Lavinius in seinem Gasthaus ausgiebig gereinigt, bevor er aufbrach? Nebensächlich … Zwei Männer wickeln den Leichnam in eine Decke, legen ihn
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