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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sicher schon gehört hast. Sie mögen nicht mit dem Haus eines Metöken namens Antigonos handeln, der den Neuen um Hamilkar Barkas nahesteht; sie geben alles, oder vieles, zu Hiyarbal, und Hiyarbal macht damit Dinge, die er für sinnvoll hält.«
    »Andere als ihr?«
    Bostar wiegte den Kopf. »Das kann man so nicht sagen. Die Alten sind ja größtenteils gegen den iberischen Wahnsinn, wie sie das nennen; aber sie sind klug genug, um zu wissen, daß dort viel Reichtum wartet, also beteiligen sie sich über Hiyarbals Bank an der Erschließung neuer Silbergruben nördlich von Kastulo, zum Beispiel. Oder an anderen Dingen. Ich kenne natürlich nicht jede Einzelheit, aber Hiyarbals Bank ist an vielen Dingen hier in der Stadt beteiligt – an den Kamel- und Pferderennen, zum Beispiel, an Schänken, an Grundstücken, an zwei oder drei Schiffswerften. «

    »Und ihr?«
    Bostar lächelte und stand auf. »Titus Laetilius, es wird dich freuen zu hören, daß viele unserer Beteiligungen sich notfalls gegen Rom richten. Wir kaufen zum Beispiel regelmäßig und im voraus, ehe wir wissen, wie die Ernte ausfällt, einen Teil der ägyptischen Weizenernte zu einem Preis, von dem wir hoffen, daß er geringer sei als der später tatsächlich geforderte.«
    Laetilius blinzelte; er schien verwirrt, und wenn er es nicht war, spielte er gut. »Was ist daran gegen Rom gerichtet?«
    »Die Weizenmenge, die wir in der Hoffnung auf Gewinn Jahre im voraus kaufen, kann Ägypten nicht mehr an Rom liefern, wenn es bei euch knapp wird. Im nächsten Krieg.«
     
    Laetilius legte seine Zahlungsanweisung vor und erhielt Münzen; danach blieb noch einige Zeit bis zur Verabredung mit Qadhir. Daniel beschloß, in einer nahen Schänke ein zweites Morgenmahl zu sich zu nehmen; Bomilkar und Laetilius wollten ihn zur vereinbarten Zeit vor dem Nordeingang der Sandbank treffen.
    »Und jetzt?« sagte der Römer.
    »Jetzt sprechen wir mit einigen meiner Leute.« Bomilkar nahm ihn am Arm und zog ihn mit sich. »Was hältst du von Daniel?«
    »Wenn Hamilkar ihm so sehr traut, muß er ein guter Mann sein. Er scheint zuverlässig und erfahren.«
    »Die Frage ist, ob wir uns als schutzbedürftige Knaben an seine kleinen Finger hängen wollen.«
    Laetilius lachte. »Wenn ich fünf Jahre jünger wäre, wäre ich beleidigt. So, wie es ist, noch dazu in der Fremde, nehme ich gern Hilfe an – solange sie hilfreich scheint.«
    Im Karrenschuppen fanden sie Zililsan und Duush vor, dazu einen weiteren Arbeiter. Niemand schien erstaunt darüber, daß Bomilkar den Römer mitbrachte. Laetilius sah sich neugierig um, hockte sich dann auf die Kante eines halbfertigen Karrens und lauschte dem, was Bomilkars
Männer zu berichten hatten. Es war nicht viel; beide hatten sich am vergangenen Abend unauffällig unter die Feiernden im großen Innenhof gemischt, gelauscht, beobachtet. Zililsan hatte einen der Mitarbeiter abgestellt, um Aspasia, ihren Laden und ihre Sicherheit zu bewachen.
    Nachdem sie ihre Kenntnisse ergänzt hatten, gab Bomilkar einige Anweisungen; dann brachen er und Laetilius wieder auf.
    Daniel und Qadhir warteten bereits vor der Bank. Gulussas Vertreter trug drei Tuchstreifen in der Hand; er sagte, an einem Ort, den man bald erreichen werde, solle er ihnen die Augen verbinden. »Mein Herr legt Wert darauf, daß der Gebieter der Wächter ihn nicht ganz mühelos findet. So oder gar nicht.«
    »Und wenn wir uns wehren?« sagte Daniel.
    »Es werden einige weitere Leute dabeisein; außerdem – wenn ihr euch wehrt, führe ich euch nicht zu Gulussa.«
    Sie folgten ihm schweigend. Wie Bomilkar vermutet hatte, führte Qadhir sie in das Labyrinth der Gassen und Gäßchen des Viertels zwischen Kriegshafen und Byrsa: ein Gewirr aus lehnenden Häusern, kleinen Werkstätten, ärmlichen Schuppen, ohne einen geraden Weg, aber die Bewohner – Bodensatz der Stadt – waren ausnahmslos reine Punier. Metöken, gleich welcher Abkunft, hüteten sich, die Gegend zu betreten. Bomilkar bezweifelte, daß je zuvor ein Punier mit einem Juden und einem Römer hier entlanggegangen war. Zunächst blickten die Leute neugierig bis feindselig; dann schlossen sich drei Männer in fast schwarzen kituns der Gruppe an, und plötzlich war es, als ob sie alle aus Luft bestünden.
    Leise erklärte Bomilkar dem Römer, daß die Ordner dieses Viertel, wenn überhaupt, nur zu dritt und in voller Bewaffnung betraten. Er sei in den vergangenen Jahren mehrmals allein in der Morgendämmerung hiergewesen, um sich

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