Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
anderem auch Silphionblätter. «
    »Woher weißt du das?« sagte Daniel.
    »Artemidoros, unser Arzt… Er ist aus Alexandreia. Dort genießen Ärzte eine besondere Ausbildung.«
    »Ich weiß.« Antigonos blickte auf seine Hände; die kräftigen, schlanken Finger hingen völlig schlaff herab, wie betäubt. »Artemidoros? Gehört er zur Festung?«
    »Ja. Er hat Lavinius aufgeschnitten und untersucht. Er sagt, der Römer hat Silphionblätter gegessen; und andere feine Dinge, teuren Wein …«
    Daniel unterbrach. »Dafür kommen aber nicht viele Schänken in Frage.«

    Laetilius hob die Hand. »Um Vergebung, aber ich kann nicht ganz folgen. Was ist an Silphion so teuer?«
    Antigonos setzte ein schräges Lächeln auf. »Es ist eine Pflanze, die, wie gesagt, im Hinterland von Kyrene wächst. Die Maken bauen sie an, oder ernten sie ab, je nachdem. Sie besteht aus Wurzeln, Stengel, Blättern, Blüte, Saft und Mark. Alle Einzelteile sind nutzbar. Man macht daraus vor allem Heilmittel und Gewürze; von den Heilmitteln – oder Unheilmitteln, wie man will – ist eines besonders teuer. Das heißt, eigentlich sind es mehrere; dieses Mittel gibt es als Pulver, zum Einnehmen, zum Einflößen, um Schwämmchen darin zu tränken…«
    Laetilius schüttelte den Kopf. »Du redest über etwas, das außer mir offenbar alle kennen. Bin ich der Barbar aus dem Norden?«
    Bomilkar legte die Hand auf Laetilius’ Unterarm. »Dieses Mittel nehmen Frauen nach dem Beilager, oder sie führen vor dem Beischlaf ein mit Silphionsud getränktes Schwämmchen ein, oder sie nehmen Silphion als aufgelöstes Pulver, wenn sie zu den anderen Möglichkeiten keine Lust
    – oder sie vergessen – hatten, also: um nicht schwanger zu werden oder eine Schwangerschaft schnell zu beenden.«
    »Gibt es so etwas?« Laetilius machte große Augen.
    Antigonos blickte auf. »Sollte es das in Rom nicht geben? Die Hellenen kennen es. Es wäre …«
    Daniel gluckste. »Das nächste Geschäft? Willst du Roms Nachwuchs für den nächsten Krieg abtreiben und dabei auch noch verdienen, Ziegenschänder?«
    »Wir werden sehen. – Ich habe noch andere Dinge zu erledigen, wie ihr euch denken könnt. Was Silphion angeht, will ich mich umhören. Sollen wir uns übermorgen abend treffen?«
    »Schlag etwas vor.«
    »Die Grotte der säuerlichen Genüsse ? Ich war lange nicht mehr da. Daniel, begleitest du die beiden Knaben zu Gulussa? Gut. Sagt ihm, ich lasse ihn nicht grüßen.«

    Sie erhoben sich, um zu gehen. Bomilkar sah den fragenden Gesichtsausdruck des Römers; er räusperte sich.
    »Um Vergebung, Herr – Laetilius hatte einige Fragen gestellt, die ich nicht zufriedenstellend beantworten kann. Was tut eine Bank, wie macht ein Bankherr Geschäfte, derlei.«
    Antigonos runzelte die Stirn. »Ich würde gern zur Bildung der Römer beitragen; das könnte sie eines Tages zu erträglichen Bewohnern der Oikumene machen. Leider fehlt mir jetzt die Zeit.« Er legte beide Hände vor den Mund und brüllte: »Bostar!«
    Aus einem der anderen Räume des oberen Geschosses hörten sie ein leises Quäken, wie von jemandem, der erschrocken hochfährt, dann ein beinahe klägliches: »Was denn schon wieder?«
    »Du kriegst Besuch!« Antigonos grinste leicht. »Ihm gehört die Hälfte von allem, mehr oder weniger; er darf alles wissen, was ich weiß.« Er wandte sich an Daniel. »Du kennst den Weg; bringst du sie hin? Unaufschiebbare Dinge, du weißt …«
    »Was ist an den Geschäften eines Bankmenschen so unaufschiebbar, daß er deswegen nicht mal einem Römer Nachhilfe erteilen kann? Ziegenschänder.« Daniel ging zur Tür und winkte den beiden, ihm zu folgen.
    »Der Herr der größten anderen Bank erbittet meine Aufmerksamkeit; sein Abgesandter muß gleich kommen. Da es vermutlich auf Hauen und Stechen und Blutvergießen hinausläuft, möchte ich mich vorbereiten. Raus mit euch; bis übermorgen.«
    Bostar stand neben einem fast leeren Schreibtisch, als sie eintraten. Daniel hatte ihn vermutlich längst begrüßt; die beiden nickten einander lediglich zu. Der Punier mußte etwa so alt sein wie Antigonos, nach allem, was Bomilkar gehört hatte; er wirkte aber älter. Oder ernsthafter.
    Er schien kaum erstaunt, einen Römer zu sehen; nachdem sie ihm auf Daniels Drängen hin von den wirren Vorgängen
berichtet hatten, bat Bomilkar um Aufklärung für Laetilius, aber auch für sich. »Ich kenne zwar einige Dinge, aber die Feinheiten…«
    Bostar knurrte etwas Unverständliches. »Deshalb schickt

Weitere Kostenlose Bücher