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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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– zwei Dutzend schwerbewaffnete Fußkämpfer aus der Festung auf.
    Morgens, nach kurzem Schlummer auf ein paar nicht besudelten Decken, beendete Bomilkar die Befragung von schlaflosen oder aus dem Schlaf gerissenen Anwohnern. Mit dem, was er von den Leuten der Nachtstreifen erfuhr, ergaben sich etliche Antworten und fast ebensoviele neue Fragen.
    »Jemand hat eine große Ablenkung veranstaltet«, sagte Daniel; er gähnte und rieb sich die Augen. »Jedenfalls glaube ich nicht an die Götter des Zufalls und ihre Einmischung. «
    Laetilius lehnte an der Wand des Raums, in dem sie sich – vor Monden, wie es schien – mit Gulussa unterhalten hatten.
Die Blutspuren waren beseitigt, was das Zimmer kaum wohnlicher machte. »Ich auch nicht. Aber wozu das alles?«
    »Ein paar Lastkarren auf der Großen Straße geraten aneinander und versperren alles. Aspasia und Tazirat weichen in die nördliche Gasse aus, und alle Leute des Viertels strömen zusammen, um die Keilerei zwischen Fahrern und Lastträgern zu sehen. Die Frauen werden vermutlich entführt, Patroklos niedergeschlagen – von den Leuten, die Gulussas Reich stürmen. Gulussa ist weg, seine Leute auch …«
    »Vergiß die unglaubliche Frau nicht«, knurrte Daniel.
    »Was ist eigentlich mit ihr?« Laetilius schien ihn neugierig zu mustern. »Du warst durcheinander, vorgestern mittag. «
    »Durcheinander? Ich? Du träumst.«
    »Du hast dich verhaspelt.«
    »Kann vorkommen.«
    Bomilkar öffnete den Mund, um Laetilius zuzustimmen, mußte die Frage nach der Frau und dem Verhaspeln aber verschieben, da nun die völlig verdreckten Männer zurückkamen, die er beim ersten schwachen Morgenlicht losgeschickt hatte, um die Röhre zu erkunden, durch die die Besetzer geflohen waren.
    »Unter der Seemauer zur Bucht«, sagte der Führer der Streife. Er rümpfte die Nase und sah an sich hinab. »Ich wate ungern durch Kot, Herr; alles für dich.«
    »Habt ihr etwas gefunden?«
    »Nichts. Nicht einmal Blutspuren. Und draußen, am Strand, sieht nichts nach eiligem Aufbruch oder Booten aus, die vielleicht gewartet haben könnten.«
    »Dann kann das nicht der einzige Fluchtweg sein. Ich nehme an, wir sind zu früh und zu spät gekommen.« Laetilius schüttelte langsam den Kopf. »Zu spät, weil alles vorbei war – aber so, wie es hier aussah, kann das nicht sehr schnell gegangen sein. Wahrscheinlich wollten die gar keine Wächter zurücklassen – das war nur die Nachhut,
die den Abzug decken und dann auch verschwinden sollte, nehme ich an. Aber wohin sind die anderen verschwunden? «
    »Wir müssen das Haus noch einmal untersuchen.« Bomilkar stöhnte. »Jetzt. Und wir haben noch ein paar Fragen zu klären.«
    »Welche?«
    »Was ist mit der Frau, Daniel?«
    »Ah. Ist das die erste deiner Fragen?«
    »Ja. Und eine Antwort wäre willkommen.«
    »Aber nicht hilfreich. Weitere Fragen?«
    »Die Frau«, sagte Bomilkar. »Der Fluchtweg. Wohin sind sie mit Gulussa und den anderen? Wo sind Aspasia und Tazirat? Und noch eins: Wo waren unsere Streifen, als sich auf der Großen Straße die Karren türmten?«
    »Was meinst du?« sagte Laetilius; schlagartig sah er wacher aus als zuvor.
    »Das hier kann nicht die Arbeit von zwei oder drei Männern gewesen sein. Ein größerer Trupp von Bewaffneten muß aber jemandem auffallen. Selbst wenn sie erst unmittelbar am Beginn der Gasse zusammenkommen – es muß Geschrei gegeben haben, und eigentlich hätte jemand etwas hören oder sehen müssen.«
    »Die Frau«, sagte Daniel plötzlich, »heißt Tigalit.«
    »Sollte uns das etwas sagen?«
    Daniel hob die Schultern. »Es gab da mal«, murmelte er. »Und lange her. Das Gedächtnis, bei dem einen erfindungsreich, ist bei anderen lückenhaft.«
    »Du hast sie also gekannt, und sie hat dich vergessen?«
    »Übrigens sind das alles Muskeln.« Daniel grinste. »Keinerlei Fett an ihrem Leib. Als ich Marktaufseher war und Gulussa kleiner Obstdieb, hat sie Lasten geschleppt.« Er seufzte und fuhr sich über die Stirn. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand sie niederschlägt und fesselt. Wahrscheinlich hat man sie zerstückelt. Ein Jammer, so viel festes Fleisch.«

    Noch einmal untersuchten sie Gulussas Haus, ein zweigeschossiges Gebäude mit Durchgängen zu den Häusern rechts und links. Es gab verwinkelte Flure, Rumpelkammern, drei Zimmer, die als Küchen und Speiseräume dienten, vollgestellt mit Vorrats- und Kochgefäßen, Tischen, Schemeln; statt gemauerter Feuerstellen fanden sie teure kleine Herde

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