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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Eingang schien unberührt, und anders als sonst hatte sie auch nicht mit weißem Weichstein ein Bild darauf gemalt, dem er entnehmen konnte, wo sie war. Er setzte sich auf die Treppe und wartete auf Daniel und Laetilius. Nach einiger Zeit stand er auf und ging zu Tazirats Wohnung, die er ebenso versperrt und verlassen fand. Einerseits beunruhigte es ihn; andererseits konnten die beiden Frauen zusammen kaum in Gefahr geraten. Er verließ kurz den Hof, um nachzusehen, ob der Mann, den Zililsan zur Beobachtung von Aspasias Laden geschickt hatte, noch immer dort sei; die Große Straße war belebt, aber er fand keinen der Mitarbeiter aus der Karrenwerkstatt.
    Endlich erschienen Daniel und Laetilius, zusammen; an ihren Schritten, noch ehe er die Gesichter sah, erriet Bomilkar, daß etwas vorgefallen sein mußte. Hinter ihnen kam Duush, der eine gelöschte Fackel trug.
    »Steh auf, Mann«, sagte er. »Du wirst gebraucht.«
    »Was ist geschehen?«
    »Erklärungen kommen später.« Daniel streckte die Hand aus und zog ihn von der untersten Treppenstufe hoch.
    »Wieso seid ihr alle drei zusammen?«
    »Komm, komm; reden können wir unterwegs.«
    Aspasia hatte Tazirat begleitet, den Tag in den Geschäftsräumen verbracht, wo die junge Frau arbeitete, und abends waren beide gemeinsam aufgebrochen, um zu den Wohnungen heimzukehren. Der Mann, der Aspasias Werkstatt und Laden bewachen sollte, hatte sich nachmittags vom Laden entfernt, um die beiden Frauen unauffällig zu schützen, sobald sie Tazirats Arbeitsplatz verließen. Man hatte ihn niedergeschlagen; Duush war aufgebrochen,
um ihn zu suchen, als er sich bei Sonnenuntergang noch nicht gemeldet hatte. Von den Frauen fehlte jede Spur.
    »Wo ist das gewesen?«
    Duush nannte eine Gasse, ein wenig abseits der Strecke, die Tazirat und Aspasia eigentlich hätten gehen sollen.
    In der Karrenwerkstatt hatte sich der Mann, ein Metöke namens Patroklos, halbwegs erholt. Er saß auf einem Schemel und hielt sich den verbundenen Kopf. Er sagte, er sei den Frauen unauffällig gefolgt; aber jemand müsse wohl ihm gefolgt sein, und das letzte, woran er sich erinnere, seien Schritte gewesen.
    »Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, aber …« Bomilkar sah die anderen an. »Daniel, Laetilius – euch beiden kann ich nur raten, geht dorthin, wo eure Betten stehen. Die anderen: Waffen, und dann los.«
    »Ich bin dabei.« Laetilius sah sich um. »Habt ihr etwas übrig – ein Schwert, einen Speer?«
    Daniel stemmte die Hände in die Hüften. »Was soll ich in einem Bett, wo auch immer, wenn spannende Dinge geschehen? «
    Patroklos blieb allein zurück. Bomilkar schickte Zililsan und einen weiteren Mann los, um Nachtstreifen herbeizuholen. Die Gasse, in der Patroklos niedergeschlagen worden war, lag einen Block nördlich der Großen Straße, am Rand von Gulussas Viertel. Offenbar hatten die Frauen nicht gleich heimkehren wollen; sie mußten die Große Straße überquert haben, um von Tazirats Geschäft zu dieser Gasse zu kommen. Es war müßig zu grübeln, was sie dazu bewegt haben mochte.
    Als sie von Haus zu Haus, Hof zu Hof gingen, Leute weckten, andere bei kleineren Feiern störten, fragten und nachfragten, behaupteten die Anwohner der Gasse, sie hätten nichts bemerkt.
    Nach und nach trafen die übrigen ein: zwei Nachtstreifen zu je drei Mann, dazu die Leute vom Karrenschuppen
(Duush, Zililsan, der Make Nymar und Vavurro, ein Elymer).
    Daniel, Laetilius und Bomilkar berieten sich am Ende der Gasse, in der Patroklos niedergeschlagen worden war; die anderen, außer Hörweite, sicherten die Zugänge zu Gulussas Viertel.
    »Du willst jetzt also mit diesem Heer in Gulussas Reich eindringen?« Daniel schnitt eine Fratze. »Und dann? Bist du sicher, daß die Frauen von Gulussas Leuten entführt worden sind?«
    »Ich bin überhaupt nicht sicher. Das bleibt aber unter uns.«
    »Was willst du denn tun, wenn du nichts weißt? Du könntest ebensogut den Rat besetzen oder im Hafen Schiffe versenken.«
    Bomilkar bleckte die Zähne. »Oder auf dem Arsch sitzen und warten, daß gebratene Hühner durch die Nacht flattern. Wenn du nicht mitkommen willst …«
    Daniel hob die Arme. »Ah. Man gönnt sich ja sonst schon alles. Ein bißchen Zerstreuung und Blut? Oder soll’s was anderes geben?«
    »Die Gasse liegt bei Gulussas Reich. Entweder waren es seine Leute oder die eines seiner Gegner. Wir gehen jetzt da hinein. Wenn er die Frauen hat, finden wir sie; wenn er sie nicht hat, kriegen wir ihn vielleicht dazu

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