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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Mann, wenn alles belegt ist.«
    Dreistöckige Gebäude, Mannschaftsunterkünfte, lagen an den ›Hauptstraßen‹, die die Tore verbanden; in der
Mitte gab es einen kleinen Versammlungsplatz vor dem Haus des Strategen, und an den zahlreichen Zwischengassen befanden sich neben weiteren Unterkünften Lagergebäude, Waffenkammern, halb in die Erde gebaute Vorratshäuser und ein paar Stallungen; allerdings wurden – außer im Fall einer Belagerung – die Pferde und Kampfelefanten außerhalb des Lagers untergebracht.
    Bomilkar sah etliche bekannte Gesichter, einige der Männer erkannten ihn auch sofort und winkten, grinsten oder nickten ihm zu, aber es war niemand dabei, mit dem er engere Beziehungen gehabt hätte.
    »Das sieht so aus, als ob die meisten Kampftruppen woanders wären«, sagte er, als sie einem libyschen Unterführer folgten, der sie zu Hasdrubal bringen sollte.
    »Woran siehst du das? Sieht nicht voll belegt aus; ist es das?«
    »Nein. Ich war bei den Kerntruppen; von denen kenne ich fast jeden Unterführer und tausend Krieger. Hier« – er bewegte den rechten Arm in einem großen Bogen – »sind nur ein paar halbwegs bekannte Männer, wahrscheinlich abgestellt, um Neue auszubilden. Oder verletzt und nicht ganz erholt.«
    Das ganze Lager wurde von Duftschwaden durchweht; zumindest kam es den beiden nach dem langen Ritt so vor. Ihre Mägen knurrten. Die Kochstellen in den Unterkünften schienen sämtlich tätig zu sein; es roch nach Fleisch und Fisch, frischem Brot und – wie immer – nach Männern, Schweiß, müden Füßen und seltenem Waschen. Aus den Gesichtern der Kämpfer, die zwischen den Gebäuden unterwegs waren, konnte Bomilkar auf die Herkunft schließen – Libyer, Iberer, keltische Söldner, einige Hellenen, Punier aus den Städten; an den Gewändern und der Ausrüstung waren keine Unterschiede zu erkennen. Alle trugen Sandalen mit dicken Sohlen, kurzen rötlichen kitun , ledernen, mit Scheiben und Streifen aus Bronze besetzten Brustpanzer und schmucklosen Kesselhelm. An den Gurten
hingen kurze Stichschwerter. Die einzigen, die anders aussahen, waren einige weißgewandete Numider, krumm beinig und wie verkürzt ohne ihre Pferde.
    »Sieht gut aus«, sagte Laetilius. »Wir hätten euch wohl besser Sizilien, Sardonien und Korsika lassen sollen; was ihr hier in Iberien macht, ist …« Er hob die Schultern.
    Ausnahmsweise redete Qadhir plötzlich, ohne angesprochen zu werden. Er sagte, ein alter Freund arbeite als Tierpfleger bei der Truppe und sei zuletzt in Karduba gewesen. Er nannte den Namen, und der Unterführer nickte. Als er Bomilkar und Laetilius an ihr Ziel gebracht hatte, nahm er Qadhir mit, der für die Dauer des Aufenthalts im Lager bleiben würde.
    Das Haus des Strategen hatte einen kleinen, schattigen Innenhof; dort saßen fünf Männer um einen Tisch, tranken und redeten. Der Tisch war übersät mit Rollen und Schreibzeug.
    Hasdrubal der Schöne, bis zum Tod seiner Frau Sapanibal Schwiegersohn Hamilkars, Stellvertreter des Strategen und Haupt der gesamten Verwaltung, sah müde aus. Erschöpft, weniger schön und vor allem älter, als Bomilkar ihn in Erinnerung hatte. Von den übrigen vier kannte er nur den jungen, sehnigen Reiterführer Maharbal und den beleibten Banno, Hüter von Vorrat, Nachschub und Versorgung.
    Nach einer kurzen Begrüßung bat Hasdrubal die beiden neu Angekommen, sich zu setzen und einen Schluck Wein zu trinken, mit kühlem Wasser versetzt. Die Dinge, die er mit den anderen am Tisch zu besprechen hatte, betrafen Übungen des nächsten Tages und die Zusammenstellung eines Zugs aus Packtieren und Bedeckung, der Nahrung und Münzen nach Norden bringen sollte – jedenfalls nahm Bomilkar dies an; die genannten Orte sagten ihm nichts.
    Es dauerte nicht lange, bis die Besprechung beendet war; Maharbal, Banno und einer der beiden übrigen gingen. Hasdrubal stellte den Becher ab und wandte sich Bomilkar und Laetilius zu.

    »Die weitgereisten jungen Herren … Itubal, gewähre uns die Gunst eines ungestörten Gesprächs an deinem Tisch. Habt ihr Hunger?«
    Bomilkar lachte leise. »Es wundert mich, daß das Knurren unserer Mägen nicht eure Beratung gestört hat.«
    Itubal, offenbar Herr der Festung, klatschte in die Hände; als zwei Burschen erschienen, befahl er ihnen, vom nächsten Kochplatz Essen für drei sehr hungrige Männer zu beschaffen. Dann klopfte er auf den Tisch und verließ den Innenhof.
    Hasdrubal rieb sich die Augen. »Schlafen wäre nicht schlecht,

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