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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Bau einer massigen Steinbrücke begonnen; Eichenstämme und Steinquader bildeten Wälle am Wasser.
    Die Stadt lag nördlich des Flusses: ein mit Mauern und Palisaden gesichertes Viereck von etwa dreitausend mal zweitausend Schritt. Es gab einen kleinen Flußhafen – falls man ein mit Flechtwerk befestigtes Uferstück zwischen zwei aufgeschütteten Molen so nennen wollte –, und im Ort liefen gepflasterte Straßen rechtwinklig zueinander. Weißgeschlämmte Häuser aus Stein und Ziegeln standen daran; Bomilkar schätzte die Zahl der Bewohner auf mindestens zehntausend. Daneben sahen sie vorortähnliche Dörfer und eine gut ausgebaute Festung.
    »Vor zwei Jahren, ah, drei eher… also, damals gab es hier nur Zelte und Holzhäuser. Gründliche Arbeit.« Bomilkar nickte nachdrücklich; er verspürte einen gewissen Stolz.
    »Du tust so, als ob du dies eigenhändig aufgerichtet hättest. « Laetilius zügelte das Pferd. »Hast du auch all diese Überprüfungen eingebaut?«
    Am Südufer hatten sie sich drei Kriegern gegenüber ausweisen müssen, ein zweites Mal am Nordende der Brücke, ehe sie an Land durften; nun wartete ein punischer Unterführer
mit drei iberischen Fußkämpfern am Tor zur Stadt auf sie.
    »Vielleicht kommen zu viele böswillige Römer hierher.«
    »Ha ha.«
    »Wozu die scharfen Prüfungen, Freund?« sagte Bomilkar, als der Unterführer ihm das Schreiben des Herrn der Festung von Malaka zurückgab.
    »Ach, es gibt böse Menschen, die nachts mit Messern nach Blut oder Silber wühlen. Ihr könnt in die Stadt.«
    »Wo finden wir den schönen Hasdrubal?«
    »Um diese Zeit? Er wird im Lager sein, bei den Truppen.«
    »Durch die Stadt oder außen herum?«
    Der Mann hob die Schultern. »Das ist gleich. Überall gibt es Hemmnisse …«
    »Welche sind schöner?« sagte Laetilius.
    »Wenn ihr Zerstreuung sucht, nehmt Masudus Schänke am großen Platz.«
    Es war ein harter und karger Ritt gewesen, über sichere, aber kaum befestigte Straßen, acht Tage Berge und Furten, Hitze und Staub. Bomilkar sehnte sich nach all den Dingen, die Masudus Schänke zweifellos bot, wollte aber zuerst Hasdrubal aufsuchen.
    »Das kann warten. Komm, laß uns um die Stadt reiten.« Er warf Laetilius einen spöttischen Blick zu. »O Titus, in Keuschheit standhafter Römer – hat dich das, was ihr punische Treulosigkeit zu nennen beliebt, erfolgreich angesteckt? «
    »Nenn mich nicht Titus. Das ist ein Name, den man unter alten Feinden nicht verwendet.«
    »Wann hören wir auf, alte Feinde zu sein?«
    Der Römer lächelte. »Wenn wir beginnen, alte Freunde zu sein.«
    »Also wenn eine der beiden Städte nicht mehr steht?«
    »Frühestens dann.« Er schwieg einen Augenblick; dann setzte er hinzu: »Es gibt allerdings Feindschaften, die mit der Zeit eine gewisse Vertraulichkeit annehmen.«

    Bomilkar stöhnte übertrieben. »Demnach beginnen römische Freundschaften damit, daß man jede Vertraulichkeit ausschließt, und ihr Höhepunkt wäre der Verzicht auf das Gespräch?«
    Laetilius beugte sich zu ihm herüber und klopfte ihm auf den Oberschenkel. »Ich sehe, du beginnst zu begreifen.«
    Qadhir folgte ihnen, schweigsam wie fast immer. Sie ritten das befestigte Ufer entlang, suchten sich einen Weg zwischen Balken, Sparren, Steinhaufen und Arbeitsgeräten aller Art. Zum Glück wurde nicht mehr gearbeitet, kurz vor Sonnenuntergang; Bomilkar nahm an, daß der Bauplatz am Brückenende tagsüber nicht zu begehen wäre. In Ufernähe, teils vertäut, teils ankernd, lagen Dutzende flacher Kähne, die Quader aus Steinbrüchen hergebracht hatten und erst zum Teil entladen waren.
    Die Festung, wenige hundert Schritt flußauf von der Stadt, war nicht als Zwischenlager gedacht. Sie hatte einen eigenen kleinen Hafen; ein System tiefer Gräben zog sich um die mannshohen, mit spitzen Pflöcken besetzten Erdwälle, hinter denen noch einmal ein Graben lag. Es gab vier Tore, bewacht von Doppelposten – zumindest das westliche, der Stadt zugewandte, durch das sie ins Lager gingen, nachdem sie sich ausgewiesen und die Pferde an einem Trog neben dem Eingang zurückgelassen hatten.
    Laetilius sah sich neugierig um, zog dann aber die Mundwinkel herab. Er knurrte etwas, was Bomilkar nicht verstand.
    »Wie belieben?«
    »Ich hatte gehofft, etwas Ungewöhnliches zu sehen.« Der Römer schüttelte den Kopf, eher traurig als verneinend. »Aber das sieht alles aus wie bei uns. Ein Lager für bis zu vier Legionen.«
    »Dürfte hinkommen. Fünfzehn- bis zwanzigtausend

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