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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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er.
    »Rutsch mal; oder sollen wir vor dir stehen bleiben?«
    »Ihr dürft auch knien.« Grinsend machte er Platz; als sie sich auf den Rand der Liege gesetzt hatten, sagte er:
    »Grundstücke. Oder Häuser. So etwas. Da gibt es zeitliche Grenzen. In der Stadt… ah, ich glaube, einen Mond. Wenn innerhalb eines Mondes niemand widerspricht, tritt der Vertrag in Kraft. Ich nehme an, zwischen dem Hinterland und der Stadt sind es eineinhalb Monde, vielleicht zwei – die Schriftstücke müssen einen langen Weg zweimal zurücklegen.«

    »Aber wieso sollte die Sandbank in Kirta Häuser kaufen? « sagte Bomilkar.
    »Nicht kaufen. Beleihen. Jemand in Kirta braucht wahrscheinlich Silber und hat sich an die Niederlassung der Sandbank gewandt. Vermute ich. Aber das ist müßig. Wenn ihr es wissen wollt, fragt Bostar. Aber wozu wollt ihr es überhaupt wissen?«
    »Hiyarbal. Aus Sikka gab es eine Anfrage, weil auf Hiyarbals Land viele Libyer und Numider gesichtet wurden, die sagen, sie seien von ihm bezahlt. Und Hiyarbal ist, wie wir wissen, in allerlei zwielichtige Geschäfte verwickelt. «
    »Sind wir das nicht alle?« Daniel stand auf und reichte Bomilkar den Papyros. »Kommt; ich habe Hunger. Was sagst du dazu, Römer?«
    Laetilius lächelte. »Wozu? Den Hunger kann ich billigen, da ich ihn teile. Und die Geschäfte? Es sind nicht meine …«
    Auf dem Rückweg zum Haus blieb Laetilius plötzlich stehen. »Das Gemurmel gestern abend, Nederbal und dieser Myron. Ob es dabei auch um so etwas ging?«
    »Ich werde ihn ein bißchen würgen, wenn ihr aufgebrochen seid.« Daniel schnipste mit den Fingern. »Du könntest da etwas Richtiges gedacht haben.«
    »Warum erst, wenn wir weg sind? Warum nicht heute abend?«
    »Er wird sich nicht sehen lassen. Habt ihr nicht bemerkt, wie bemüht er ist, nicht in Reichweite fragender Stimmen zu geraten? Außerdem…« Er gluckste. »Es gibt Dinge, die besser zu zweit besprochen werden. Zwischen Opferpriester und Widder, gewissermaßen.«

9. KAPITEL
    D as Schiff hieß Prächtige Löwin , wurde von der Besatzung nur die Trächtige genannt und war zwar kein Schnellsegler, aber ein recht schlanker Frachter, etwas höherbordig als die meisten und dadurch überraschend geräumig. Bomilkar kannte den Kapitän, wiewohl flüchtig; Ahiram hatte mehrfach Mitteilungen von oder an Hasdrubal befördert und gehörte offenbar zum Netz der Beschaffer geheimer Nachrichten. Was Bomilkars letzte Zweifel hinsichtlich der Rolle von Antigonos beseitigte, dem das Schiff gehörte und den Ahiram als gerechten und klugen Herren pries. Der kleine Heckraum unter dem Steuerdeck war Ahiram vorbehalten; Bomilkar, Laetilius und Qadhir hatten sich mit den anderen das enge, übervolle Deck zu teilen.
    Die Fahrt, belebt von Liedern und Geschichten, verlief ohne besondere Ereignisse. Ahiram steuerte das Schiff weit nach Norden, um die jahreszeitlichen Strömungen und Winde zu nutzen. Vier Tage lang sahen sie kein Land, am fünften erreichten sie Iberiens Südostküste unterhalb von Mastia, der sie nach Westen folgten, ohne einen Fuß an Land zu setzen. Am Morgen des sechsten Reisetages legten sie an der Mole von Malaqat/Malaka an. Die Stadt war kaum bemerkenswert; es gab einige ältere Gebäude um den vor fast vierhundert Jahren errichteten Tempel des Melqart, im Ortskern waren die Straßen gepflastert, die Häuser der punischen Händler wirkten unaufdringlich wohlhabend mit ihren Erdgeschossen aus behauenem Stein und den oberen Stockwerken aus Holz und Ziegeln. Auf dem befestigten Stadthügel saß die Verwaltung, nicht Qart Hadasht untertan, sondern von Hasdrubal in Qart Iuba geleitet, und die zweihundert Krieger der Festung unterstanden dem Strategen von Libyen und Iberien.

    Ahiram brachte sie zum Herrn der Festung, einem grauhaarigen Mann, der aus Ityke stammte. Bomilkar hatte dort Verwandte; in dem kurzen Gespräch stellten sie fest, daß Bomilkars Onkel und der Herr der Festung einander kannten. Es erleichterte die weitere Reise: Sie erhielten gute Pferde, Nahrungsmittel, Hinweise für den Weg und ein Schreiben, das jeden punischen Offizier und Verwalter anwies, ihnen zu helfen. Noch am frühen Nachmittag brachen sie auf.
    Am Nachmittag des neunten Tags erreichten sie das Vorwerk am Südufer des großen Flusses Baits. Eine Behelfsbrücke aus zusammengezurrten Kähnen und Bohlen führte über den Strom, in dem sich die ersten trockengefallenen Inselchen zeigten. Auf beiden Ufern hatte man mit vorbereitenden Arbeiten für den

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