Das Gold von Sparta
gesucht hatten. Sie blieben vor dem an einem Pfosten befestigten Schild neben dem Eingang stehen.
Remi las vor: »Das Gebäude diente als privates Jagdschloss und Schutzhaus des Fürstprobstes von Berchtesgaden, Joseph Konrad Freiherr von Schroffenberg-Mös. «
»Ehemals von Frigisinga«, fügte Sam hinzu.
Sie gingen hinein. Während der größte Teil der Hütte aus mächtigen Holzbalken erbaut war, bestanden die Füße der Stützpfeiler und das Fundament, das knapp einen halben Meter aus dem Erdreich emporragte, aus einer soliden Steinkonstruktion.
»Sehen wir uns zuerst das Mauerwerk an«, sagte Sam. »Holz kann leicht ersetzt werden, bei regulärem Mauerwerk ist das aber nicht so einfach.«
»Einverstanden. Wie liegen wir in der Zeit?«
Sam sah auf die Uhr. »Vor einer Viertelstunde haben wir unser Boot auf die Reise geschickt.«
Da sie wussten, wonach sie suchten, konnten sie sich aufteilen und die Mauer in beiden Richtungen inspizieren. Sie gingen am Mauerwerk entlang und kontrollierten Stein für Stein mit Hilfe ihrer Taschenlampen.
»Ein Grashüpfer markiert den Punkt«, rief Remi. Sie kniete neben einem Säulenfuß unter dem Dachboden. Sam kam eilig zu ihr und ging neben ihr in die Knie. In der linken oberen Ecke des Steins, der den Fuß des Dachpfostens stützte, befand sich das vertraute Zikaden-Symbol.
»Sieht so aus, als müssten wir den Ort doch ein wenig entweihen«, sagte Remi.
»Wir werden es ganz behutsam machen.«
Sam sah sich suchend um, dann ging er zu einem offenen Kamin hinüber, nahm einen Schürhaken vom Sims, kam damit zurück und machte sich an die Arbeit. Obwohl das Ende des Schürhakens abgeflacht und wie ein Spaten geformt war, erwies es sich immer noch als zu breit für die Spalte zwischen den Steinen, daher brauchten sie wertvolle zehn Minuten, um den Stein herauszuhebeln, bevor sie ihn mit vereinten Kräften ganz hervorziehen konnten. Remi griff mit der Hand in die entstandene Nische.
»Der Bereich um den Säulenfuß herum ist hohl«, murmelte sie. »Warte einen Moment …«
Sie streckte sich auf dem Fußboden aus und schob die Arme bis zum Ellbogen in die Öffnung hinein. Dann hielt sie inne. Ihre Augen weiteten sich. »Holz.«
»Der Säulenfuß?«
»Nein, ich glaube nicht. Zieh mich raus.«
Sam umfasste behutsam ihre Fußknöchel und zog sie von der Mauer weg. Ihre Hand tauchte aus der Nische auf, dann erschien ein länglicher Holzkasten. Indem sie die Hand wie eine Adlerklaue gekrümmt hatte, waren ihre Fingernägel einige Millimeter tief in den Deckel des Kastens eingedrungen.
Stumm starrten sie den Kasten für gut zehn Sekunden an.
Dann verzog sich Remis Gesicht zu einem Lächeln. »Du schuldest mir eine Maniküre.«
Sam erwiderte ihr Lächeln. »Mit Freuden.«
Das Gewicht der kleinen Kiste verriet ihnen, dass sie nicht leer war, doch sie sahen trotzdem nach. Sie fanden darin, auf einem dicken Polster aus Stroh ruhend und in eine schützende Ölhaut eingewickelt, eine weitere Flasche aus Napoleon Bonapartes Verschollenem Dutzend.
Sam schloss den Deckel und sagte: »Ich weiß nicht, wie dir zumute ist, aber ich habe für heute genug Sightseeing absolviert.«
»Mir geht es genauso.«
Sam verstaute die Kiste in seinem Rucksack, dann traten sie auf die Lichtung hinaus. So weit vom Bootshaus entfernt würden sie von der Rückkehr eines Schnellboots sicher nichts mitbekommen, aber sie beeilten sich trotz aller Vorsicht, blieben gelegentlich stehen, um in Deckung zu gehen und sich so lange umzuschauen, bis sie die Kapelle erreicht hatten.
»Wir haben es fast geschafft«, sagte Sam. Remi nickte und schlang die Arme um sich. Sam umarmte sie und massierte mit den Händen heftig ihren Rücken. »In null Komma nichts haben wir ein Glas warmen Brandys vor uns stehen.«
»Das gefällt mir schon besser«, erwiderte sie.
Sie gingen nach links um die Kapelle herum und hielten sich dicht an ihrer Außenmauer, bis sie die Vorderseite des Gebäudes erreichten. Sam blieb drei Meter vor der Gebäudeecke stehen, gab Remi ein Zeichen zu warten, und dann bewegte er sich im Krebsgang weiter und verschaffte sich einen Überblick. Nach ein paar Sekunden kam er zu ihr zurück.
»War etwas zu sehen?«, flüsterte Remi.
»Nichts rührt sich, aber die Tür ist teilweise geschlossen. Ich weiß nicht, wie viele Boote im Schuppen liegen.«
»Was ist mit der Anlegestelle?«
»Dort ist auch nichts zu sehen, aber bei dem Schnee …«
»Psst.« Remi legte den Kopf leicht auf die Seite
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