Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
Vom Netzwerk:
die Treppe zum Hintereingang und drückten die Tür auf.

    Nach dem stürmischen Wind und dem Schneegestöber kam ihnen die relative Wärme der Kapelle wie das Himmelreich vor. Im Vergleich zu ihrer grandiosen Außenansicht war das Innere der Kapelle mit seinen rotbraunen Bodenfliesen, den vom Alter gezeichneten Betbänken und den weiß getünchten Wänden, an denen gerahmte Heiligenbilder hingen, überraschend schlicht gehalten. Über ihren Köpfen zog sich ein Balkon über die hintere Wand. Die gewölbte Decke war mit einem Muster in hellroter und grauer Farbe verziert. Hohe Fenster in den Seitenmauern, längs unterteilt, tauchten das Kapelleninnere in ein milchig weißes Licht.
    Sie gingen durch den Mittelgang der Kapelle, an dessen Ende sich eine schmale Tür befand. Dahinter fanden sie einen Raum mit halbmondförmigem Grundriss, der von einer Wendeltreppe beherrscht wurde. Sie stiegen hinauf. Nach dreißig oder vierzig Stufen erreichten sie eine Bodenklappe aus Holz, die durch einen Schieberiegel und ein Vorhängeschloss gesichert war. Das Vorhängeschloss war nicht eingerastet.
    »Sieht so aus, als hätte jemand einen Gegenstand auf der Evakuierungsliste vergessen«, bemerkte Remi grinsend.
    »Unser Glück. Ich hab mich auch nicht gerade darauf gefreut, ein bayerisches Nationaldenkmal zu schänden.«
    Sam entfernte das Vorhängeschloss und schob den Riegel zurück. Vorsichtig drückte er die Klappe hoch, kletterte durch die Öffnung, half Remi nach oben und schloss die Klappe wieder. Abgesehen von dem wenigen Licht, das durch die mit Holzläden verschlossenen schmalen Fenster hereindrang, war der achteckige Raum dunkel. Sie knipsten ihre Taschenlampen an und sahen sich um.
    »Hier«, sagte Remi und ging auf die Knie hinunter. »Ich habe etwas.«
    »Ich auch«, sagte Sam, der an der gegenüberliegenden Wand stand. Er kam zu Remi herüber und betrachtete, was sie mit ihrer Taschenlampe anleuchtete. Im Holzbalken unter dem Fenster und von mehreren Schichten Farbe und Lack bedeckt, so dass es kaum noch zu erkennen war, befand sich ein Zikaden-Symbol.
    »Sieht deins genauso aus?«, fragte Remi.
    Sam nickte, dann gingen sie gemeinsam zur gegenüberliegenden Seite. Dort war ein zweites Zikaden-Symbol ins Holz eingeprägt. »Warum zwei?«, überlegte er laut.
    »Die Zeile – ein Trio von Quoins … sie muss sich auf mehr als nur den Sextanten beziehen.«
    Sie brauchten keine halbe Minute, um das dritte Symbol zu finden. Die ersten beiden Zikaden-Symbole befanden sich im Bereich der Vorderseite des Türmchens, während das dritte weiter hinten zu finden war.
    »Jetzt ist Körpereinsatz gefragt«, sagte Sam.
    Er kauerte sich neben eines der Stempelzeichen, und Remi tat das Gleiche, dann streckten sie die Arme aus und deuteten damit sowohl auf das jeweils andere und auf das dritte Zeichen.
    »Korrigiere mich, falls ich mich irre«, sagte Sam, »aber das ist ein gleichschenkeliges Dreieck.«
    »Das ist es tatsächlich. Aber in welche Richtung deutet es?«
    »Wenn wir die Linien verlängern, dann zeigen die beiden vorderen auf den See und in die Berge. Die dritte deutet landeinwärts – auf einen Punkt hinter uns.«
    Sam ließ die Arme sinken, setzte sich auf den Fußboden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Einen Moment lang legte er die Stirn grübelnd in Falten, dann lächelte er.
    »Was ist denn los?«, fragte Remi.
    »Der letzte Teil der Zeile«, erwiderte Sam. »Ich wusste, dass mir da etwas bekannt vorkam.« Er suchte in seiner Hosentasche, holte die Broschüre über Sankt Bartholomä hervor und blätterte darin. »Da ist es.« Er reichte Remi das Heft. »Frigisinga.«
    Remi las: »Bis zum Jahr 1803 diente die an die Kapelle angrenzende Jagdhütte als Privatunterkunft der Fürstprobste von Berchtesgaden, deren letzter, Joseph Konrad von Schroffenberg-Mös, auch das Amt des Fürstbischofs von Freising bekleidete. «
    »Ich wusste doch, dass ich im Zuge unserer Recherchen etwas darüber gelesen hatte«, sagte Sam. »Ich habe es nur falsch eingeordnet. Im achten Jahrhundert hieß Freising Frigisinga.«
    »Okay, dann ist dieser Schroffenberg-Mös-Typ mal hier gewesen.«
    »Nicht nur das. Er hat hier gewohnt, und wir waren auch schon dort.«

    Sie stiegen durch die Bodenluke und die Wendeltreppe hinab, durchquerten die Kapelle, verließen sie durch den Hinterausgang wieder und kehrten dann in den Wald zurück. Fünf Minuten später erreichten sie wieder die Hütte, auf deren Dachboden sie zuerst Schutz

Weitere Kostenlose Bücher