Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
Vom Netzwerk:
und formte mit dem Mund das Wort Schwingungen. Er presste ein Ohr gegen die Wand. Drinnen polterten Schritte auf Holz. Von jenseits der Hausecke hörten sie das Knarren einer Tür, die gerade aufschwang. Sam wagte einen Blick, zuckte aber sofort wieder zurück. Er drückte sich flach an die Wand. Remi folgte seinem Beispiel.
    Sekunden später erschienen Cholkow und sein Partner auf dem Weg zum Kapellenhaus. Sam und Remi warteten, bis sie durch die Hintertür verschwunden waren, dann sprinteten sie los, gingen in die Hocke und schlichen in den offenen Brennholzschuppen neben der Tür.
    »Wir lassen ihnen eine Minute Zeit«, flüsterte Sam. »Sollten sie die Kapelle schon durchsucht haben, kommen sie sicher schnell wieder heraus. Wenn nicht, renne ich zum Bootshaus.«
    »Und was soll ich in der Zwischenzeit tun? Hier untätig herumsitzen?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Vergiss es.«
    Sam ergriff ihre Hand. »Sobald ich weg bin, versteckst du dich hinter dem Brennholz und wartest ab. Wenn wir beide gleichzeitig draußen herumlaufen, verdoppelt sich die Gefahr, entdeckt zu werden.«
    »Dann solltest du lieber Gas geben«, sagte Remi und erhob sich. »Kommst du?«
    Sam seufzte. »Ich komme.«
    Geduckt sprinteten sie los, liefen nach links um die Kapelle herum und achteten darauf, auf der Wiese zu bleiben und sich von dem Weg fernzuhalten. Innerhalb einer Minute erreichten sie die Stelle, wo die Wand des Holzhauses in die weiß getünchte Mauer der Zwiebeltürme überging. An dieser Mauer huschten sie entlang und folgten ihr bis zum Uferweg. Dort stoppten sie. Am Ende des Weges, keine zwanzig Meter weit entfernt, befand sich das Bootshaus.
    Seine Tür stand offen.
    Im dunklen Innenraum konnten sie eine Bewegung wahrnehmen. Cholkow kam heraus, gefolgt von seinem Partner. Sie sahen sich um, deuteten mal in die eine, mal in die andere Richtung, während sie sich unterhielten. Schließlich entschied sich Cholkow für die Anlegestelle, und sie entfernten sich in dieser Richtung. Sam und Remi warteten, bis sie die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatten, dann rannten sie los und schlüpften ins Bootshaus.
    Es hatte etwa die Ausmaße einer Doppelgarage und wurde durch Laufstege, die an Kabeln vom Dachstuhl herabhingen, in drei Liegeplätze aufgeteilt. In jedem Slip befand sich ein orange-weißes, drei Meter langes Hans-Barro-Arbeitsboot. Das Tor war geschlossen und durch einen soliden Querbalken gesichert.
    Sam ging über den mittleren Steg, drehte den Balken in seine vertikale Position und drückte die Torhälfte ein paar Zentimeter auf. Ein Schwall eisiger Luft drang durch den Torspalt herein.
    »Schau mal nach den Zündschlüsseln«, flüsterte Sam.
    Sie überprüften jedes Boot. Kein Schlüssel steckte in den Zündschlössern. »Ich schätze, das erklärt, was Cholkow hier drin gemacht hat«, sagte Remi. »Er hat uns den Fluchtweg abgeschnitten. Entweder ist es das oder das Personal bewahrt die Schlüssel irgendwo anders auf.«
    »Es ist ganz gleich, irgendetwas sagt mir jedenfalls, dass er sich nicht nur auf fehlende Zündschlüssel verlässt, um uns hier festzuhalten.«
    Nacheinander öffnete Sam bei jedem Boot das Motorgehäuse und untersuchte die Maschinen im Licht seiner LED-Minilampe. In jedem Gehäuse war ein Draht von der Magnetspule des Anlassers entfernt worden.
    »Nicht durchgetrennt«, stellte Remi fest, während sie ihm über die Schulter blickte. »Sondern nur herausgezogen.«
    Offensichtlich plante Cholkow auch seine eigene Fluchttaktik.
    »Schlau, aber nicht schlau genug«, murmelte Sam. Seit der Zeit, als er alt genug war, um mit einem Schraubenzieher umzugehen, hatte er immer wieder an irgendwelchen Geräten herumgebastelt, angefangen mit dem Toaster seiner Mutter, als er fünf Jahre alt war. Später hatten sein Diplom und seine Tätigkeit bei der DARPA seine technischen Fähigkeiten dann noch weiter perfektioniert.
    »Halte mal die Augen auf«, bat Sam. Remi begab sich zur Tür, ging auf die Knie hinunter und lugte durch den Spalt zwischen den Türangeln.
    Er stieg in das mittlere Boot, knipste seine Lampe an, dann klemmte er sie sich zwischen die Zähne und schlängelte sich unter das Armaturenbrett.
    Das elektrische System des Armaturenbretts war eine simple Konstruktion, im Grunde nicht mehr als ein Kabelbündel hinter einer Plastikabdeckung an der Unterseite der Steuersäule. In schneller Folge identifizierte er die Leitungen für den Anlasser, den Schweinwerfer, die Hupe und die Scheibenwischer.

Weitere Kostenlose Bücher