Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
Vom Netzwerk:
Freizeit
des fünfzehnten Ludwig zu gestalten.
    »Einfach goldig«, sagte
Florence. Sie setzte sich auf das Bett und strampelte mit den Beinen. Durch die
riesige Glaswand der Halle schimmerte das Licht einer Neonreklame. Es tauchte
ihre Gesichter alle zwei Minuten in ein gespenstisches Violett. Florence zog
ihre Knie in wohligem Gruseln an ihr Kinn. »Himmlisch spannend«, sagte sie.
    »Finden Sie?« knurrte Philipp.
Er kaute an einer kalten Zigarette herum. Sein Feuerzeug war leer.
    »Kein Mensch glaubt mir das in
meiner Klasse«, sagte Florence und streckte sich auf dem Bett aus.
    »Wieso Klasse?« fragte Phil.
»Gehen Sie etwa noch zur Schule? Ich denke, Sie sind von der Presse.«
    »Ich will mal zur Presse«,
sagte Florence. Sie setzte kichernd hinzu: »Aber vielleicht heirate ich auch
bloß einen Chefredakteur.«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu,
mein Kind.« Philipp erhob sich aus dem Sessel Ludwig XV. »Für mich ist das hier
kein Schulmädchenabenteuer. Ich komme in Teufels Küche, wenn man mich morgen
früh mit einer Minderjährigen findet.«
    »Und noch dazu im Bett der
Pompadour«, sagte Florence.
    Philipp spielte einen
Augenblick mit dem Gedanken, sie über das Knie zu legen. Dann überlegte er
sich, daß es angenehmere Möglichkeiten gab, sie zu zähmen. Er setzte sich zu
ihr auf das Bett und strich mit den Fingerspitzen über ihr rechtes Schienbein.
Sie schlug ihm auf die Hand. Sehr sanft schlug sie ihm auf die Hand. Er rückte
sofort etwas näher. Er spürte den Duft, der ihrem Haar entstieg. Bandit, registrierte er fachmännisch. Ausgerechnet. Es war ein Parfüm, das auf ihn
dieselbe Wirkung ausübte wie frisches Blut auf einen Panther. Seine Hand glitt
über ihren Nacken, fand den obersten Knopf der Bluse, öffnete ihn, und den
zweiten, den dritten, den vierten, suchte den Verschluß ihres Büstenhalters und
stellte fest, daß keiner da war.
    Noch selbsttragend, dachte er.
»Respekt«, sagte er.
    »Warum Respekt? Sie brauchen
keinen vor mir zu haben.« Sie schnurrte wie eine Katze und kuschelte sich an
ihn.
    Er zog ihr die Bluse aus. Ihr
weißer Unterrock schimmerte im ungewissen Licht der Halle.
    »Ich friere«, sagte sie
maunzend, »die Pompadour hat bei ihrem Ludwig bestimmt nicht gefroren.«
    »Ich bin kein Ludwig.«
    »Schade.«
    Philipp dachte: Nun denn,
sechzehn ist sie ja auf jeden Fall. Er lüftete die schwere Damastdecke der
Pompadour und schlüpfte darunter. Plötzlich mußte er lachen.
    »Worüber lachen Sie?«
    »Verzeihung«, sagte er, »aber
ich mußte eben an jemand denken.«
    »An eine Frau?« fragte sie und
war sofort eifersüchtig.
    »Nein, an einen Mann. Genauer
gesagt, an den Mann, der morgen diese Ausstellung eröffnen soll. Was der für
ein dämliches Gesicht machen würde, wenn er mich jetzt sehen könnte«, sagte
Philipp und fing wieder an zu lachen.
    »Meinen Sie Monsieur de
Grandlieu?«
    »Und wie!« sagte Philipp und
schüttelte sich vor Lachen.
    Florence richtete sich auf und
sagte nicht ohne Würde: »Der Mann ist mein Vater. Ich heiße Florence de
Grandlieu.«
    Philipp hörte auf zu lachen. Er
starrte dem Mädchen ins Gesicht und sah, daß sie die Wahrheit sagte. Er spürte,
wie seine Kehle trocken wurde. Wenn Marcel de Grandlieu der Vater von Florence
war, so folgerte er messerscharf, dann war sie gleichzeitig seine
Halbschwester. Und wenn sie seine Halbschwester war, dann...«
    »Verlassen Sie mein Bett,
Mademoiselle!« sagte Philipp Engel eiskalt. Florence sah ihn sprachlos an. Als
sie ihre Sprache wiedergefunden hatte, sagte sie sehr logisch: »Das ist gar
nicht Ihr Bett, Monsieur.«
    »Ich weiß, es gehört der
Pompadour, aber die ist schon eine Weile tot«, sagte Philipp ungeduldig, »und
jetzt ‘raus, Mademoiselle!«
    »So etwas ist mir noch nicht
passiert!«
    »Das will ich auch nicht
hoffen, daß Ihnen so etwas schon passiert ist«, sagte Philipp ungerührt,
»schließlich sind Sie erst siebzehn.« Er rückte ihr etwas näher.
    Sie duckte sich am Kopfende des
riesigen Himmelbettes wie eine Katze. »Kommen Sie mir nicht zu nahe. Ich beiße,
ich kratze, ich schreie um Hilfe.«
    »Um Hilfe geschrien haben wir
vorhin schon. Ohne Erfolg, wie Sie wissen.« Mit einem Satz hatte Philipp das
Mädchen gepackt, warf es sich über die Schulter und marschierte schnurstracks
auf Halle 4 zu. Er bettete Florence auf eine hölzerne Kastenliege aus dem
Nonnenkloster zu Karmel und gab ihr seinen Mantel. Er sagte: »Gute Nacht,
Schwesterchen!« und zog sich wieder nach Halle 5

Weitere Kostenlose Bücher