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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Haare hingen ihr in die Stirn. Man kommt zu
nichts mehr, seufzte Philipp innerlich und fuhr fort, seinen Hut
herumzuwirbeln. Seine Nervosität war verständlich. Es war ein erregender
Gedanke, daß sein Vater nur einige Meter entfernt saß, nur durch eine Wand von
ihm getrennt. Der würde ein Gesicht machen, wenn ihm plötzlich jemand mit den
Worten auf die Schulter schlug: »Hallo, alter Herr, lange nicht gesehen.« Was
die Frage auftauchen ließ, was er, Philipp, nun wirklich sagen sollte.
    Phil schickte einen großen
Rauchring zur Decke und versuchte, einen zweiten kleineren durch den großen
schweben zu lassen. Ein Kunststück, das ihm gelegentlich gelang. Morgen würde
er sich in Old Bond Street die türkische Wasserpfeife kaufen, die er gestern
bei Clifton’s im Schaufenster gesehen hatte. Sie sollte 300 Pfund kosten. Aber
was machte das schon. Morgen würde er über etwas mehr als 300 Pfund verfügen.
Vater Marcel würde ihm bestimmt einen mittleren Vorschuß bewilligen.
    Morgen, dachte Philipp und
schaute nachdenklich in seine Brieftasche, morgen müßte es allerdings schon
klappen. Oder sagen wir spätestens übermorgen. Er hatte kein Geld von seiner
Mutter annehmen wollen und war nun ziemlich klamm. Er nahm vorsichtshalber den
falschen Fünfzigmarkschein heraus, den ihm Branka als Souvenir hinterlassen
hatte. Die Blüte trug den karmesinfarbenen Abdruck ihres Lippenstiftes. Philipp
schnupperte daran. Es wurde ihm warm ums Herz, als er an ihre letzte Nacht in
Tutzing dachte.
    »Die Konferenz ist noch nicht
zu Ende«, sagte die Vorzimmerdame, die in diesem Augenblick aus dem
Allerheiligsten kam.
    »Aber meine Geduld!« sagte
Philipp. Er schob das verschreckte Fräulein sanft zur Seite, öffnete die
ledergepolsterte Doppeltür und stürmte in das Chefbüro. »Hören Sie mal!« rief
er in Richtung Schreibtisch. Dort saß niemand, der ihn hören könnte. Phil
durchquerte den Raum und riß die rückwärtige Tür auf. Sie führte auf eine
Feuerleiter. Er stieg die Leiter hinab, kam über einen kleinen Hof und stand
wieder vor einer Tür. Er öffnete sie und fand sich auf dem Podium eines
Ausstellungsstandes wieder. Halle 3 , stand in riesigen Lettern
auf der Stirnseite des gewaltigen Raumes, Das Bett im Zeitalter der Raumfahrt. Es roch nach Leim und Farbe wie in den Kulissen eines Theaters. Es wurde
gehämmert und geklopft. Eine Unzahl von Leuten in weißen und braunen Kitteln
lief aufgeregt umher. Besonders aufgeregt war ein untersetzter kleiner Mann mit
einer schwarzen Melone. Premierenstimmung, dachte Philipp.
    Er sah sich vorsichtig um.
Direkt neben ihm stand ein riesiges kreisrundes Bett. Die Matratze war aus
schwarzem Fohlenleder und trug zwei weiße von einem Pfeil durchbohrte Herzen.
Das Kopfende wurde von einem goldbronzierten Gitter eingefaßt. Ein Spruchband
aus roter Seide verkündete: Denken Sie daran: Noch nie hat eine Frau unser
Circular-Bett unbefriedigt verlassen. Er trat interessiert näher und
streckte gewohnheitsmäßig die Hände aus, um den Spannungsgrad der Matratze zu
prüfen.
    »Und wen haben wir hier?«
    Philipp richtete sich
erschrocken auf. Vor ihm stand das aufgeregte Männchen mit Melone. Es wartete
seine Antwort nicht ab. »Sind Sie etwa der Dolmetscher?«
    »Nun«, sagte Philipp, »das
möchte ich nicht direkt...«
    »Warum melden Sie sich denn
nicht? Wir warten seit gestern auf Sie! Mr. Dive steht am Rande eines
Herzinfarkts, und Sie lümmeln sich auf seinen Betten herum!« Er nahm seine
Melone ab und wischte sich den Schweiß mit einem seidenen Taschentuch von der
Stirn. Er warf das Taschentuch in die Melone und setzte sie wieder auf. »Nun
kommen Sie schon.«
    Philipp fühlte sich am Ärmel
seines blauen Sakkos gepackt. Der Dicke führte ihn in einen luxuriös
eingerichteten Pavillon. Es war, wie sich herausstellte, das Ausstellungsbüro
eines renommierten New Yorker Bettenhauses. Samuel Dive’s Sleep Centre. Ein
Haus, von dem Millionen ihre Träume beziehen, stand an der Wand. Der Dicke
drückte ihn auf einen Stuhl, warf ihm einen Stoß Prospekte in den Schoß und
keuchte: »Informieren Sie sich. In zwei Stunden kommt die Presse. Mr. Dive ist
nicht für Pannen.«
    »Ist Mr. Dive für Vorschuß?«
fragte Phil und machte jene uralte Geste, bei der der Zeigefinger den Daumen
streichelt.
    Der Dicke holte ein mit einer
Metallklammer zusammengehaltenes Bündel Scheine aus der Tasche, zählte zehn
Pfundnoten ab und reichte sie Philipp. »Ansonsten wie vereinbart, fünf Pfund
pro Tag

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