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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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von den
Besatzungstruppen beschlagnahmt. Die Stadt Heidelberg bemüht sich seit
Jahrzehnten um den Rückkauf. Doch fehlt es bisher immer am nötigen Geld.
Leider.«
    »Ich denke, man sollte eine
Sammlung veranstalten«, sagte Mabel entschlossen.
    »Ein glänzender Gedanke«, sagte
Phil und wartete.
    »Und ich denke, wir sollten
damit sofort beginnen«, sagte Mabel wieder. Sie nahm ihre Baskenmütze ab und
ging damit durch die Reihen ihrer Kolleginnen. Alle spendeten sie für den
Rückkauf einer so galanten Attraktion. Man konnte Philipp 42 Dollar und 11 Cent
überreichen. »Sie sind so freundlich und übernehmen die Weiterleitung, Mr.
Engel.« Mr. Engel war einverstanden. Er stopfte das Geld in seine Rocktasche.
    »Ich danke Ihnen«, sagte er
bewegt, »Ihre Großzügigkeit wird dazu beitragen, Heidelberg ein wertvolles
Kulturdenkmal zu sichern.«
    Später saßen sie alle
miteinander im »Roten Ochsen«, und sie tranken immer noch eins. Der »Ochse« war
einst ein Lokal der Studenten. Ihre Bilder hingen an den Wänden, ihre Schläger
baumelten von der Decke, in die Platten der Tische hatten sie ihre Namenszüge
eingeritzt. Am Klavier saß ein Mann und spielte auf vielseitigen Wunsch der
Touristen die alten schönen deutschen Volkslieder. »Umba-umba-täterä« zum
Beispiel und »Einmal am Rhein« und »In München steht ein Hofbräuhaus«. Und alle
alle sangen sie mit.
    »Es ist gemüttliesch«, rief
Mabel Ellington und prostete dem so ungewöhnlich sympathischen Reiseleiter
Philipp Engel mit ihrem Methorn zu.
    »Sehr gemütlich!« brüllte
Philipp zurück. Dann mußte er husten. Die Luft war zum Schneiden. Mabel klopfte
ihm kräftig auf den Rücken. Dabei warf sie sein Bier um. Das Bier floß ihm auf
die Hose. Die Kellnerin drängte sich durch die Reihen und stieß ihm mit dem
Tablett an den Kopf. Es herrschte tatsächlich eine echte deutsche
Gemütlichkeit.
    Ein paar der Mädchen begannen
mit Mabel Ellington zu tuscheln. Mabel wandte sich an Philipp und sagte: »Wir
wollen Ihnen einen Vorschlag machen, Mr. Engel.«
    »Wollen Sie meine Gage
aufbessern?«
    »Na, so in etwa. Wir wollen,
daß Sie unsere ganze Reise leiten. Durch die Schweiz, Österreich, bis an die
Riviera. Okay?« Sie rückte etwas näher.
    »Bitte!« riefen die zwölf
Lehrerinnen im Chor.
    Philipp rückte etwas weg. Seine
Tendenz war ausgesprochen lustlos. Nicht so sehr, was die Reise betraf. Mehr,
was die Reisegesellschaft betraf. Er machte sich nicht viel aus amerikanischen
Frauen. Er glaubte, sie von drüben zu kennen. Dort lagen sie auf den Sofas der
Psychiater und grübelten, warum sie frigide waren. Sie kommandierten ihre
Ehemänner und wunderten sich, wenn solche Männer im Bett nichts taugten. Sie
schmökerten in ihren Sexreporten und hatten doch keine Ahnung. Als Teenager
knutschten sie in den Autos herum und erlaubten alles— bis auf das eine. Nach
dem Motto: »Don’t come back without it— Komm mir ja nicht ohne zurück!« Ohne
Hymen nämlich.
    »Nein«, sagte er, »ich kann
nicht mit Ihnen kommen. Ich bin hier unabkömmlich. Morgen stehe ich Ihnen
selbstverständlich noch zur Verfügung.« Er verbeugte sich.
    Zwölf Lehrerinnen formten mit
ihren Mündern ein enttäuschtes »Ohhh!« Dann wurde gezahlt. Sie schlenderten
singend die Hauptstraße entlang zurück zur Pension. Mabel hatte sich bei Phil
eingehakt. »Ich möchte mit Ihnen noch den morgigen Tag festlegen, Mr. Engel«,
sagte sie geschäftsmäßig. Er spürte ihren Büstenhalter an seiner Schulter. Sie
roch stark nach einer desodorierenden Seife.
    »Sie sind der Boß«, sagte er
und zog seinen Arm vorsichtig aus ihrem Arm.
    »Ich komme mit den Listen kurz
auf Ihr Zimmer«, sagte sie und hakte sich wieder ein.
    »Ich weiß nicht mal, ob ich
schon eins habe«, sagte er ausweichend. »Vielleicht können wir das beim Essen...«
    »Wer ist der Boß?« fragte sie
und rieb ihr Kinn gurrend an seiner Schulter.
    »Ich sagte es schon— Sie.« Er
spürte jetzt sogar ihre Korsage. Plötzlich mußte er an Florence denken, dieses
Luderchen. Er merkte mit Erstaunen, daß er sich nach ihr sehnte. Wo mochte sie
jetzt wohl sein?
    Wenn er es gewußt hätte, wäre
er einigermaßen erstaunt gewesen.
     
    Florence de Grandlieu saß auf
einer Bank am Neckarufer. Von hier aus hatte sie einen ausgezeichneten Blick
auf die Haustür der Fremdenpension »Teutonia«. Ihr Blick war allerdings schon
etwas getrübt. Sie starrte seit drei Stunden auf die Haustür.
    Schließlich stand sie auf,
durchschritt einen

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