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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Hosenbeinen, »da tut sich einiges in
letzter Zeit. Das ist wie verhext.«
    Florence kramte angestrengt in
ihrer Handtasche herum. Sie spürte, daß sie rot geworden war und wagte nicht
aufzusehen. Ob er etwas gemerkt hatte?
    In Ostende verabschiedeten sie
sich. »Also dann«, sagte er und nahm ihre Hand, »auf Wiedersehen, ich hoffe
sehr auf ein Wiedersehen.« Er sah sie bittend an.
    »Man kann nie wissen«, sagte
sie. Und sie dachte, ich werde dich wiedersehen, aber du mich nicht— wenn ich
es einigermaßen geschickt anfange.
     
    Die Fremdenpension »Teutonia«
am Neckarstaden von Heidelberg glich einem Bienenhaus. Zwölf Bienen, pardon,
zwölf Lehrerinnen aus dem Mittelwesten Amerikas waren vor wenigen Minuten per
Bus angekommen. Ihre Koffer blockierten alle Türen. Ihre Stimmen erfüllten
jeden Winkel. Man kicherte, stritt sich um die Zimmer und rannte sinnlos hin
und her.
    Mutter Engel schlug mit dem
Klöppel auf den Gong an der Wand. Stille trat ein. Die Verteilung der Einzel-
und Doppelzimmer ging etwas flotter voran. Mabel Ellington ging es noch nicht
flott genug. Für Europa hatte man einen knappen Monat eingeplant. Sechs Tage
davon waren für das Internationale Pädagogentreffen in Heidelberg vorgesehen.
    Miß Ellington war
hauptberuflich Sportlehrerin am Marygrove College in Detroit. Nebenberuflich
leitete sie die Reisegruppe. Der Herr Reiseleiter selbst war außer Gefecht. Er
hatte in der Frankfurter Rittergasse drei und einen halben Liter Äpplwoi
getrunken. Und das war ihm nicht bekommen.
    »Los, Kinder, dalli!« feuerte
Mabel ihre Kolleginnen an, »in einer halben Stunde treffen wir uns am Bus.«
Mabel Ellington war überschlank, maß 1,80 Meter, hatte große feste Hände und
galt als enorm tüchtig.
    Eine halbe Stunde, dachte
Mutter Engel und schichtete die Pässe in das Postfach, arme Mädchen, oder armes
Heidelberg. Wie man es nahm. Sie war reichlich nervös heute. Die Franzosen von
Numero 13 verlangten ihre Rechnung. Sie konnten kein Deutsch, und es gab
endlose Debatten. Wie es Philipp wohl ging? Nichts hatte sie von ihm gehört.
Mit Ausnahme des kurzen Anrufes nach seiner Ankunft in London. Hatte er Marcel
sprechen können? Würde er ihn mitbringen? Sie empfand Furcht und Freude bei
diesem Gedanken. Was war mit dem Geld? Er mußte doch längst zurück sein, der
Junge. Sie ging zum Fenster und schaute zum x-tenmal den Staden entlang.
    Gegen halb sieben klingelte es
schrill an der Tür der Pension »Teutonia«. Mutter Engel hatte es sich gerade in
ihrem Ohrensessel bequem gemacht. Warum öffnete diese Rossana eigentlich nicht?
Sie ging den Flur entlang. Sie hörte Philipps Stimme. Er sprach mit irgend
jemand. Ihr blieb das Herz stehen. Marcel?
    Sie öffnete die Tür. Phil kam
herein. »Hast du mal schnell fünf Mark, Mutter?« sagte er, »sonst werde ich den
Herrn hier nicht los.« Der Herr war Taxichauffeur.
    Sie gingen in die gute Stube.
Phil öffnete das Büfett und holte die Büchse mit den Katzenzungen heraus. Er
stopfte sich ein paar davon in den Mund.
    Sie sagte: »Wie ein Millionär
wirkst du nicht, Phil.« Sie sah ihn ängstlich fragend an.
    Er schüttelte langsam den Kopf.
»Komm, Frau Engel«, sagte er und spielte den Burschikosen, »setz dich erst mal
und trink einen Schnaps.«
    »Den werde ich wohl brauchen,
was?« Ihre Stimme zitterte ein wenig, und sie mußte sich räuspern.
    Er setzte sich ihr gegenüber
und fing an zu erzählen. Sie saß da und unterbrach ihn mit keinem Wort. Sie
schwieg auch noch, als er fertig war mit seinem Bericht. Nach einer Weile sagte
sie: »Und ich hätte geschworen, er ist es.« Sie setzte hinzu: »Warum nennen sie
ihn das schwarze Schaf, Philipp?«
    »Weil er nicht so war, wie man
als Grandlieu zu sein hat, nehme ich an. Diese alten Familien haben da ganz
bestimmte Vorstellungen. Und Vater hatte wohl andere.«
    »Du sagst schon Vater, Phipps,
wenn du von ihm sprichst?« Sie freute sich.
    »Na, er ist es doch. Oder?«
    »Natürlich ist er es.« Sie
stand auf und küßte ihn auf die Wange. »Es ist schön, daß du wieder da bist.«
Sie sprach nicht von der Angst, die sie gehabt hatte in den letzten drei Tagen.
Sie hatte ihn schon einmal verloren. Damals vor zwölf Jahren. »Was wirst du nun
tun, Phipps?«
    »Ich werde weitersuchen. Dazu
brauche ich aber ein bißchen Kleingeld.« Er streckte seine Hand abwehrend gegen
seine Mutter aus. »Dieses Kleingeld kommt nicht von dir, dieses Kleingeld
werden wir uns verdienen.«
    Nachdenklich trank er einen
Schluck

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