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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Reiseleiters. Jüngere
Unterkiefer waren ihr anscheinend lieber.
    »Zum Essen fahren wir hinaus
auf den Dilsberg. Er wird gekrönt von einer Burgfeste, die im Mittelalter
vergeblich berannt wurde.« Phil ertappte sich dabei, daß er bereits wie ein
Fremdenführer redete.
    »Und von wem wurde die große,
starke, dicke Burg berannt?« fragte Mabel träumerisch. Sie rückte mit ihrem
Stuhl etwas näher und legte ihre Hand fest auf Philipps rechtes Knie.
    »Von wem, mein Gott, von den
Feinden vermutlich.« Er stand auf. »So, und hier haben Sie den genauen
Stundenplan.« Er gab ihr ein Blatt Papier. Sie hielt seine Hand fest.
»Philipp«, sagte sie, »ich mag europäische Männer.«
    Er schaute sie überrascht an.
Höchste Alarmstufe, dachte er. Mittdreißigerin mit Torschlußpanik. Ein Typ, der
jeden Junggesellen auf hundert Meilen wittert. Und wupp, ist er aus dem Verkehr
gezogen. Sie führen eine Liste, auf der alles verzeichnet ist, was männlichen
Geschlechtes ist und noch nicht unter der Haube. Er kannte sich da aus. Wetten,
daß sie zu Hause sechspfündige Hanteln hat und ein elektronisches Gerät zur
Beseitigung von Falten und Schlankheitspillen und einen Busenvibrator und
Vitamincocktails und Bücher über »Wie angle ich mir einen Mann«, »Die sexuelle
Verantwortung der Frau«, »Die Kunst zu lieben«?
    Sie drückte ihn in einen
Sessel, setzte sich auf seinen Schoß, legte die Arme um seinen Hals und sagte:
»Die europäischen Männer verstehen es, einer Frau die Hand zu küssen, ohne ihr
daraus zu fressen. So etwas imponiert mir, Phil.«
    Es stimmt, dachte er, aber wo
mag sie es her haben? Er machte einen vorsichtigen Versuch, sich aus dem Clinch
zu lösen.
    Sie hielt ihn fest und
kuschelte sich mit dem Kopf an seine Brust. Ihr Haar roch nach einem
Fichtennadelspray, und er mußte nießen.
    »Ge — suuuunnd — heit!« sagte
sie, stolz auf ihr Deutsch. Wie die meisten Amerikaner konnte sie außerdem noch
»Auf Wiedersehen« und »Bitte, ein Bier!« sagen. Aber das paßte jetzt nicht.
    Wenn sie nur nach dem Spray
riechen würde, dachte Philipp, dann ginge es. Aber irgend jemand muß ihr
eingeredet haben, höchstwahrscheinlich die Trost-und-Rat-Tante einer
Frauenzeitschrift, der Duft von Jasmin wirke erotisierend. Nun trug sie ein
Stück Watte zwischen ihren Brüsten, das vorher in Jasmin gelegen haben mußte.
    Sie nahm ihren Kopf von seiner
Schulter und sah ihm tief in die Augen. Haftschalen, dachte Phil. Sie fuhr mit
ihren großen Händen in sein Haar und verwuschelte es. »O boy«, sagte sie und
pustete ihm in den Nacken. Sie küßte ihn auf Augen, Stirn, Nase, Wangen, Ohren
und Kinn. Zwischen Ohren und Kinn fragte sie: »Hast du eigentlich Geld,
Darling?«
    »Millionär bin ich nicht«,
sagte er und strich ihr über die 75-Dollar-Perücke. Er setzte nachdenklich
hinzu: »Aber vielleicht werde ich bald einer.« Er schaute auf ihre Bluse. Durch
den cremefarbenen Stoff schimmerten die mit Spitzen besetzten Schalen ihres
Büstenhalters. Ihr Rock war hochgerutscht und zeigte ein violettes Strumpfband.
Er entschloß sich, dem Spiel ein Ende zu machen.
    »Miß Ellington«, sagte er
förmlich, »ich glaube, es ist schon ziemlich spät. Und als Reiseleiter habe ich
eine gewisse Verantwortung.«
    Sie sprang auf und schaltete
das Radio an. Sie fand einen Sender mit Tanzmusik und kam mit wackelnden Hüften
näher. Sie schleuderte ihre Schuhe von den Füßen. Phil trat resigniert den
Rückzug an.
    »Kennst du Kaku-Papu?« fragte
sie und umkreiste ihn wackelnd.
    Er kannte Kaku-Papu nicht.
    »Kaku-Papu ist der letzte
Modetanz. Die Kopfjäger auf Neuguinea tanzen ihn während der Hochzeitsnacht.«
    »Ich sehe es«, sagte er und
beobachtete mit dem Gleichmut eines Insektenforschers, wie sie den Unterkörper
rhythmisch nach vorn und hinten warf.
    »Versuch’s mal, Phil.« Sie
schnappte ihn mit ihren langen Armen und schleifte ihn durchs Zimmer. »Bei Kaku
springst du hoch, so hopp, ja. Und bei Papu gehst du in die Knie. Na, geht doch
schon. Und jetzt ein Bein nachziehen, als wenn’s lahm ist. Prima.«
    Philipp ließ sich keuchend in
den Sessel fallen und beschloß, nie in seinem Leben nach Neuguinea zu fahren.
    Sie setzte sich auf sein
rechtes Knie, steckte zwei Zigaretten in den Mund, zündete sie an und reichte
eine davon Philipp. »Weißt du, daß du mich an meinen ersten Mann erinnerst?«
fragte sie und stieß geräuschvoll den Rauch aus.
    »Nein«, sagte er, »ich wußte
nicht mal, daß Sie schon verheiratet waren,

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