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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Entfernung zur Insel war jedoch noch
zu groß. Und Ertrinken sollte kein schöner Tod sein. Die Entscheidung wurde ihm
abgenommen. Der Scheinwerfer erlosch urplötzlich. Das Schnellboot beschrieb
einen Halbkreis und entfernte sich langsam.
    Etwa tausend Meter vor der
Südspitze von L’Hirondelle ließ er den dreißig Pfund schweren Stein an der
Kette herab. Der Stein würde das Boot für einige Stunden an seinem Platz
halten. Er zwängte sich in den schwarzen Gummianzug, den ihm Paul aus Toulon
besorgt hatte.
    Als Philipp gegen 22.30 Uhr—
mit Tauchermaske, Schnorchel und Flossen mehr einem Marsmenschen gleichend als
einem Erdenbürger— ins Wasser glitt, um zu einer Insel hinüberzuschwimmen, auf
der er eine internationale Geldfälscherbande vermutete, mußte er an Florence
denken. Florence hätte gesagt: »Kein Mensch glaubt mir das in meiner Klasse.«
Ach Florence, er sehnte sich plötzlich ganz stark nach ihr. Dabei war es
wirklich kein geeigneter Moment.
    Er erreichte das Felsenriff an
der Nordspitze, klammerte sich fest und hielt Umschau. Vor ihm ragte die
zyklopenhafte Mauer der Burg auf. Er kroch auf allen vieren durch die
glitschigen Steine, stieg wieder ins Wasser und tauchte in eine der unzähligen
kleinen Buchten. Er sah ein Licht, das vom äußersten Ende der sich immer
stärker verengenden Bucht kam. Er tauchte auf, sog die Luft tief ein und
schwamm auf das Licht zu. Er kam in einen röhrenartigen Schacht, zerriß sich
die Hand an einem Gitter, er schwamm und schwamm, in seinem Kopf brauste und
dröhnte es, die Lungen schienen zu bersten, er spürte, wie seine Augen aus
ihren Höhlen quollen, rosa Nebel hüllten ihn ein— dann wurde das Licht grell
und stark, er stieß mit dem Kopf nach oben, zog sich an irgend etwas empor und
blieb wie tot liegen.
    Eine Ewigkeit schien vergangen,
als er die Augen aufschlug. Er fand sich in einer unterirdischen Grotte
riesigen Ausmaßes. In eine Betonmauer war ein eiserner Poller eingelassen und
eine Steigleiter. Über die Mauerkante hingen ausgediente Autoreifen als Fender.
    Das Schnellboot, dachte
Philipp, hier war der Liegeplatz ihres Schnellbootes. Er versteckte seine
Tauchausrüstung in einer Pollernische, lief über den ölglänzenden Zementboden
und öffnete eine eisenbeschlagene Tür im Hintergrund. Eine steile Treppe führte
nach oben. Von den nackten Felswänden tropfte das Wasser. An einem Podest blieb
er stehen und lauschte. Von irgendwoher drang ein dumpfes gleichmäßiges
Dröhnen.
    Er stand vor einem Eisengitter
und rüttelte vergeblich daran. Er hörte, wie die Tür am Fuß der Treppe ins
Schloß geworfen wurde und ein Schlüssel sich drehte. Der Rückweg war ihm
abgeschnitten. Er stand einen Moment ratlos da und spürte, wie ihm der Schweiß
den Rücken entlangrann. Der Gummianzug war jetzt lästig und drückte.
    Schritte! Er drückte sich flach
an die Wand und hielt den Atem an. Er unterschied zwei Männerstimmen. Die
Männer kamen näher und blieben etwa zehn Schritte von ihm entfernt stehen. Er
konnte jedes Wort ihrer Unterhaltung verstehen.
    »Die Tür unten war auf.«
    »Wette, daß es wieder der
Nigger war. Man sollte es dem Chef sagen.«
    »Hast du ‘ne Zigarette? Danke.
Wann, glaubst du, daß der Chef wiederkommt?«
    »Wenn er den Burschen hat,
denke ich.«
    »Vielleicht kriegt er ihn gar
nicht.«
    »Der Chef hat bis jetzt noch
jeden gekriegt, den er haben wollte.«
    Bis auf mich, dachte Philipp,
bis auf mich, meine Herren. Einer der Männer näherte sich dem Eisengitter.
Seine Hand berührte die Felswand. Das Gitter öffnete sich mit einem
metallischen Surren, ließ den Mann durch und schloß sich wieder.
    Sieh da, ein Sesam-öffne-dich!
Philipp wartete ein paar Minuten. Er schlich sich an das Gitter heran, tastete
die Wand ab, wieder und wieder. Er fand den verborgenen Knopf, er schlüpfte
durch die Öffnung. Der Gang machte einen scharfen Knick nach rechts. Kalte
Zugluft traf ihn. Er stand plötzlich auf einer Art Galerie, die von mannshohen
Bohlen begrenzt war. Das Geräusch, das er vorhin dumpf hatte rumoren hören, war
jetzt stärker geworden.
    Maschinen! Druckmaschinen!
    Er kniete nieder und blickte
durch einen schmalen Spalt. Was er sah, verschlug ihm den Atem.
    Kupferplatten, Druckpressen,
lange Tische, Regale, Werkzeugkästen. Eine komplett eingerichtete
Notendruckerei befand sich dort unten. Vier Männer in grauen Kitteln gingen im
Licht tief hängender Lampen ihrer Arbeit nach. Sie taten es so ruhig, als seien
sie bei der Bank

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