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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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in Richtung Klingelknopf.
    »Aber was Sie nicht wissen, das
ist, daß dieser Engel wieder seine Finger drin hat.«
    Saint-Jean sah mit Befriedigung
das plötzliche Interesse, das in den Augen von Leboss aufflackerte. »Dieser
Philipp Engel, wir wollten ihn doch schon in Heidelberg fertigmachen...«
    »Eine Aktion, die ich zutiefst
mißbilligt habe. Das wissen Sie.« Er spielte mit dem Wattepäckchen und dachte,
daß ihnen einfach nicht zu helfen war. »Jemanden fertigmachen«, »ihn
auspusten«, »ihn allemachen«, das war alles, was ihnen einfiel, wenn ihnen
nichts einfiel. Ihre Denkweise war so brutal wie einfältig. Heidelberg hatte
das schlagend bewiesen. Seitdem dieser Flachkopf die Bombe gelegt hatte, war
etwas eingetreten, was er, Leboss, bisher hatte verhindern können: daß Interpol
sich einschaltete.
    »Der Kerl war in London, als
wir Grandlieu den Schmuck abkaufen wollten. Er war in München dabei, bei der
Sache mit Supek und Wollert. In Nizza kam er in meinen Laden und quatschte
dämlich. Als wir ihn fertigmachen wollten...«— Leboss zuckte unmerklich
zusammen bei diesem Ausdruck— , »...da ließ er sich verhaften. Einfach
verhaften! Er wußte, daß er im Bau am sichersten war. Und bevor ihn Lankoff
ausquetschen konnte, war er wieder ‘raus. Der ist ein As auf der Baßgeige,
Chef. Hab’ ich nicht immer gesagt, er ist ‘ne große Nummer?« Er wandte sich an
den Dicken.
    Der Dicke schreckte auf. »Das
hast du.«
    Corbeau kam aus seiner Ecke
herausgekrochen wie eine Kellerassel. »Vielleicht ist er doch von der
Ricco-Gruppe, Chef?«
    »Oder von Interpol«, warf
Saint-Jean ein.
    »Wo er auch herkommt, er ist
jetzt fällig.«
    »Was ist, wenn er plötzlich
hier auftaucht?!«
    »Der Dicke kann die Sache
übernehmen.«
    Leboss sah peinlich berührt,
wie der Dicke sich die feisten Hände rieb. Jahrelang hatte er Gewalttaten
verhindern können. Und jahrelang hatten sie ihm gehorcht, weil sie gut dabei
gefahren waren. Es war ihnen niemand auf die Pelle gerückt. Das war jetzt
anders! Sie fühlten sich bedroht. Sie hatten Angst. Angst vor einem Mann, der
überall dort auftauchte, wo sie einen Coup hatten starten wollen.
    Wer war dieser Philipp Engel?
Nach der Beschreibung, die er von ihm bekommen hatte, war er Ende Zwanzig,
Anfang Dreißig, blond, athletisch, gutaussehend, eigentlich keine Profitype,
aber das besagte gar nichts: in einer Zeit, in der Industriebosse aussahen wie
Gangster und Gangster wie Minister. Engel/Philipp Engel. Ein Deutscher
vermutlich. Der Name kam in Deutschland ziemlich häufig vor. Ob er doch von der
Ricco-Gruppe war? Er, Leboss, hatte sich damals mit Anselmo Ricco geeinigt. Sie
hatten vertraglich vereinbart, daß jeder das Revier des anderen respektierte,
und es hatte kaum Ärger gegeben in den letzten Jahren. Andrerseits war Anselmo
Ricco nicht zu trauen...
    Das rote Telefon klingelte.
Leboss schien das Klingeln zu überhören, und Corbeau nahm den Hörer ab. Er
lauschte einen Augenblick in den Apparat. Seine Hand zitterte, als er den Hörer
auf die Gabel legen wollte. »Engel hat sich in La Tour Fondue ein Motorboot
besorgt! Seitdem ist er verschwunden...«
    »Ich mach’ ihn fertig«, sagte
der Dicke.
    Diesmal konnte selbst Leboss
nichts dagegen einwenden...
     
    Als die ersten Umrisse der
Insel sich aus der Dunkelheit schälten, schaltete Philipp den Außenbordmotor
auf »slow«. Die Schraube am Heck blubberte und warf Schaum und Blasen auf. Wie
der elektrische Quirl einer Küchenmaschine, dachte er und ließ dem Motor nur so
viel Gas, daß er gerade noch arbeitete. Er band das Ruder fest und ließ den Schein
seiner Taschenlampe auf die Karte fallen, die ihm Paul mitgegeben hatte. Das
Blinkfeuer von Porquerolles war in nordwestlicher Richtung auszumachen.
    »Die Richtung dürfte stimmen«,
sagte er laut und erschrak vor seiner eigenen Stimme. Er schaltete den Motor
ganz aus, legte die beiden Riemen in die Dollbords und begann zu pullen. Die
See wa r kabbelig, und er hatte mit der Strömung zu kämpfen. Er zog
die Riemen ein und ruhte sich eine Minute aus.
    Im selben Augenblick sah er das
Schnellboot. Er warf sich auf die Planken und sagte: »Verdammte Scheiße!« Ein
Scheinwerfer tastete über das Wasser; er ließ die Schaumkronen der Wellen
silbrig auf leuchten. Der Scheinwerfer war hartnäckig. Methodisch arbeitete er
sich voran. Es konnte nicht lange dauern, bis er seine Beute gepackt hatte.
    Philipp überlegte eine Sekunde
lang, ob er über Bord springen sollte. Die

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