Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
von Frankreich beschäftigt.
Eine Frau! Da war sogar eine
Frau dabei. Sie hatte die Aufgabe, die Banknotenbündel mit einer Banderole zu
versehen. Sie pfiff dabei einen Schlager und warf jedes Bündel spielerisch in
die Luft, bevor sie es in einen überdimensionalen Safe schichtete.
Eine solche Arbeit, dachte Philipp,
muß ja gute Laune machen. Die Frau trug einen stahlblauen Lederanzug, lange
gelbe Stiefel und bis zu den Ellbogen reichende Handschuhe. Ihr Haar war
platinblond und legte sich wie ein Helm um ihren Kopf. Als sie ihm für einen
Moment ihr Profil zuwandte, hätte er fast einen anerkennenden Pfiff
ausgestoßen.
Wie gebannt starrte er auf die
Szene, die sich ihm bot. Wieviel Geld mochte da unten liegen? Eine Million,
zwei Millionen, drei oder gar vier? Er begann, die einzelnen Bündel zu zählen,
um auf die ungefähre Summe zu kommen.
Er war so vertieft in seiner
Beschäftigung, daß er die Pistolenmündung nicht spürte, die sich ihm in den
Rücken bohrte...
»Steh auf, Kleiner!« sagte
jemand hinter Philipp. Die Mündung einer Pistole fuhr ihm die Rippen entlang.
Immer da, wo ich so kitzlig
bin, dachte Philipp. Er richtete sich gehorsam auf und wendete den Kopf. Hinter
ihm stand ein Neger. Der Schulterhalfter, den er über dem nackten Oberkörper
trug, wirkte albern. Die 45er in seiner Pranke wirkte weniger albern.
»Da geht’s lang«, sagte der
Neger und wies mit dem Kopf nach links.
Phil marschierte, die Hände im
Nacken verschränkt, den Gang entlang. Über die Schulter hinweg sagte er: »Es
ist ein Irrtum, die ganze Geschichte, ein Mißverständnis. Ich bin nämlich
Tourist, müssen Sie wissen, und da...«
»...und da hast du dich mit
deinem kleinen Boot im Sturm verirrt und bist auf unser Inselchen verschlagen
worden, stimmt’s?«
Ein Neger mit Humor,
ausgerechnet. Phil gab nicht auf: »Sie sagen es, Mister, genauso war es.«
»Und eine kleine Welle hat dich
durch Schacht zwei direkt in unseren Bunker gespült, na so was.« Der Neger
lachte.
»Ich weiß gar nicht, wie ich da
hineingeraten bin, ehrlich. Ich war ja bewußtlos.«
»Ja, wer hat dich denn da die
Treppchen ‘raufgetragen, ja wer hat denn das Gitterchen aufgemacht?« Der Neger
patschte fröhlich in die Hände und wollte sich ausschütten vor Lachen.
Der kommt sich wahnsinnig
komisch vor, dachte Philipp und fing an, sich zu ärgern.
»Und die vielen, vielen bunten
Scheinehen hat unser Kleiner auch gesehen, wie?« Ein gefährlicher Unterton war
jetzt in seiner Stimme.
Der Gang wurde niedriger und
begann sich zu senken. Beide gingen sie tiefgebückt. Von den Wänden sickerte
das Wasser in unzähligen kleinen Bächen.
Sie hielten in einem fast kreisrunden
Raum, dessen Decke ein Tonnengewölbe bildete. Ein eiserner Ring war im Boden
eingelassen. Der Neger zog daran und öffnete eine Falltür. Ein Moderduft stieg
auf. Im Licht der in einer Mauernische brennenden Öllampe war der obere Teil
einer roh gezimmerten Leiter zu sehen.
»Das Burgverlies«, sagte der
Neger im Ton eines Fremdenführers, »das Burgverlies ist fünfundzwanzig Meter
tief und diente den Kreuzrittern als Richtstätte.«
Philipp überlegte fieberhaft
nach einem Ausweg. »Hören Sie Sam...«
»Hannibal, bitte.«
»Hören Sie, Hannibal, ich muß
Ihren Chef sprechen, dringend.«
»Das trifft sich fein. Der Chef
wollte Sie nämlich auch sprechen. Und bestimmt genauso dringend.«
Er entschloß sich zu einem
Bluff. Was hatte ihn doch dieser Lankoff im Gefängnis gefragt. »Sind Sie
vielleicht von der Ricco-Gruppe?« Er dämpfte die Stimme. »Ich bin von der
Ricco-Gruppe. Ich hatte überhaupt keine andere Möglichkeit, auf die Insel zu
kommen. Ich darf Ihnen nicht sagen, warum, ich darf’s nur Ihrem Chef sagen.«
»Ich bin seine rechte Hand.«
»Hannibal, Sie rühren sich da
einen üblen Brei an, wenn Sie mich ins Loch stecken. Gnade Ihnen Gott, wenn Sie
den auslöffeln müssen.«
Hannibal schien für einen
Moment irritiert. »Sind Sie wirklich von der Ricco-Gruppe?«
»Verdammt noch mal, ja! Und ich
kann’s Ihnen sogar beweisen.« Er zeigte auf den Taucheranzug, den er immer noch
trug. »Ziehen Sie den Reißverschluß an der Tasche hier auf. Los, nun machen Sie
schon!«
Der Neger ließ die 45er sinken
und schaute unsicher auf den Reißverschluß.
Philipps Handkantenschlag kam
sofort. Die Pistole fiel scheppernd zu Boden, drehte sich zweimal um die eigene
Achse und rutschte über den Rand des Loches.
»Eins zu eins«, sagte Philipp.
Was sich als
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