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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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»das könnte
ich wirklich...«
    Und so weiter und so fort,
siehe oben...
    Eines Tages aber geschah ein
Wunder: Ich lernte Trixi Sommer kennen, die gar nicht Trixi Sommer heißt, aber
so heißen könnte, und sie erzählte mir von einem Schiff, das schlank macht, und
noch so einiges...

Trixi lernt
ihre tote Tante kennen,
stellt sich
nackt vor den Spiegel,
und Mr.
Stutterbold will nur die Dünnste heiraten.
     
     
     
    »Ich hätte das kleine Schwarze
anziehen sollen«, denkt Beatrix, »das mit den langen Ärmeln und dem
Seidengürtel. Die anderen haben bestimmt was Schwarzes an. Es ist ja ein
trauriger Anlaß, das heißt, so traurig ist es gar nicht, wenn man auch so tun
muß, als wäre man traurig.« Sie drückt das dritte Mal auf den Fahrstuhlknopf
und schaut zweifelnd an sich herunter. Ob ein perlfarbenes Chanelkostüm zu
lustig ist? Ob braune Schnallenschuhe und bekurbelte Strümpfe zu lustig sind?
    Sie richtet sich auf und pustet
sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Die Strähne ist blond. Sehr blond, aber
echt blond. Beatrix, die Trixi genannt wird, ist überhaupt sehr ansehnlich: die
Augen fast hellgrün mit langen dunklen Wimpern, ein Mund, der Männer träumen
läßt, eine Nase, die sich ihrer Sommersprossen nicht schämt, und wenn sie
lacht, kräuselt sie sich, die Nase.
    Trixi wirft einen Blick auf die
Uhr und überlegt, ob sie das kleine Schwarze doch noch anziehen soll. Himmel,
warum war sie immer so unsicher in allem, so unentschlossen.
    »Bitte, Miß«, sagt jemand
höflich. Es ist der Liftboy. Er nimmt ihr die Entscheidung ab wegen des kleinen
Schwarzen. Trixi steigt in den Lift. Der Boy schaut sie fragend an. »Stockwerk,
bitte, Miß?«
    »Ich weiß gar nicht. Da ist...,
da ist eine Testamentseröffnung, und...«
    »Direktion also,
vierunddreißigster, bitte sehr, Miß.«
    Die Tür schließt sich. Trixi
spürt ihren Magen plötzlich oberhalb der Kniekehle. Der Lift ist ein Expreßlift
und schießt wie eine Rakete nach oben. Er ist nicht nur schnell, sondern auch
überaus vornehm. Roter Samt, Kristallspiegel, aus verdeckt angebrachten
Lautsprechern rieselt Musik. »Strangers in the night, exchanging glances,
wandering in the night, what were the chances...« rieselt Frank Sinatra. Trixi
summt die Melodie mit, hört aber sofort auf, als sie spürt, daß der Liftboy sie
verstohlen beobachtet.
    10. Stock - 12. Stock - 15.
Stock - 17. Stock. Die Glühwürmchen auf der Anzeigetafel leuchten auf,
verglimmen, leuchten auf. Wenn die Tür sich öffnet, sieht Trixi große Schilder:
»Hold-Cosmetic/Department II«, steht auf den Schildern. Und
»Hold-Cosmetic/Laboratory«. Und »Hold-Cosmetic/Sales manager«. Und
»Hold-Cosmetic/Department Europe«.
    Die Leute, die zusteigen,
tragen weiße Kittel und führen eine Wolke zarten Parfumgeruchs mit. Selbst
grauhaarige Männer gesetzteren Alters duften still vor sich hin. Der ganze
riesige zweiundvierzig Stockwerke hohe Wolkenkratzer scheint sich mit nichts
anderem zu beschäftigen als mit Schönheitspflege.
    Im zwanzigsten Stockwerk
steigen zwei Damen zu, die keine weißen Kittel tragen. Im Gegenteil: sie tragen
Schwarz. Die jüngere Dame trägt Schwarz und die ältere der Damen noch
schwärzer.
    »Wie zwei Dohlen«, muß Trixi
denken. Im selben Moment erkennt sie die ältere der beiden Dohlen. »Tante
Annegret«, sagt sie, »na prima, daß ihr da seid. Wir haben uns ja schon eine
Ewigkeit nicht gesehen.« Die Frankfurter, wie sie die Verwandten vom Main
nennt, sind also auch pünktlich zur Stelle.
    »Eine Ewigkeit«, sagt die
Tante, die Radke heißt, und reicht ihr die Hand, »nun ja, wenn drei Jahre die
Ewigkeit sind...«
    »Hallo, Trixi«, sagt die
jüngere Dohle. Sie heißt Erika Radke und ist Trixis Kusine. Sie lutscht
irgendwas, was nach Himbeeren riecht.
    »Laß dich anschauen, Kind«, sagt
Frau Radke und tut es gründlich. »Du bist eine richtige kleine Dame geworden.
Na ja, aus Kindern werden eben Leute.« In ihrer Stimme liegt leichte
Mißbilligung. »Wie war der Flug? Wir hatten scheußliches Wetter, und diese
Luftlöcher, hattet ihr auch so viele Luftlöcher?« Sie wartet die Antwort nicht
ab, weil sie nie eine Antwort abwartet und fährt fort: »Deine Mutter konnte
also nicht mitkommen, schade, ich hätte sie gerne einmal wiedergesehen, wozu
ist man verwandt.«
    »Der Laden«, sagt Trixi, »es
ist immer dasselbe mit dem Laden. Mammi denkt immer noch, ohne sie, da geht es
nicht.«
    »Nun ja, Fleisch, eine
Metzgerei«, sagt Frau Radke und spricht die

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