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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Wörter aus, als handele es sich um
etwas Unanständiges. »Aber damit wird es ja in Kürze ein Ende haben, mein Kind.«
    »Glaubst du wirklich? Glaubst
du, daß aus der ganzen verrückten Geschichte was rauskommt? Himmel, manchmal
denke ich, ich bin im Kino, oder ich lese einen Kitschroman, oder ich träume
und muß jeden Moment aufwachen und alles ist futsch.«
    Trixi redet plötzlich wie ein
Wasserfall. »Da schneit einem eine Flugkarte auf den Tisch und ein Haufen
Taschengeld, und man fliegt rüber nach New York, und am Flugplatz steht ein
Neger mit einem sieben Meter langen Auto, und die Fenster gehen automatisch
rauf und runter, und man kriegt ein Zimmer mit Blick auf ein paar Hundert
Wolkenkratzer. Habt ihr auch Orchideen auf dem Nachttisch und eine
Schönheitsbar? Himmel, bin ich aufgeregt, manchmal denke ich, ich muß...«
    »Jetzt mußt du erst mal
aussteigen«, sagt Frau Radke. Die Tür des Lifts öffnet sich geräuschlos. Sie
stehen auf einem teppichbelegten langen Flur. Der Teppich ist so weich wie eine
Wiese. Die Wände sind mit carrarischem Marmor verkleidet. Von den Decken hängen
Kristallüster. Auch hier spielt leise Musik, und riecht es so schön.
    »Die Damen aus Deutschland,
wenn ich mich nicht irre?« tönt eine Stimme. Sie gehört einem Herrn im dunklen
Zweireiher und einer lila Nelke im Knopfloch. Er trägt leicht vorstehende Zähne
unter schwarzer Schnurrbartbürste und hüstelt. »Stutterbold«, sagt der Herr und
verbeugt sich, »James P. Stutterbold, Privatsekretär von Mrs. Verena Hold,
Pardon, der gewesenen Mrs. Hold.«
    Annegret Radke sagt:
»Angenehm.«
    Kusine Erika sagt:
»Häällouuu!«, was ihr einen vernichtenden Blick ihrer Mutter einträgt.
    Trixi sagt gar nichts, sondern
starrt auf zwei Hunde, die dem Mr. Stutterbold gefolgt sind wie zwei Schatten.
Es sind Möpse, und Trixi soll später erfahren, daß sie »Mr. Miller« und »Mrs.
Brown« heißen.
    »Ich darf vorangehen«, sagt der
Privatsekretär und schreitet voran.
    Sie betreten einen Salon, der
so groß ist wie ein Tennisplatz. Durch das riesige Panoramafenster fällt der
Blick auf die Steinwüste Manhattans. Der Himmel schimmert in brandigem Rot,
eine Farbe gemischt aus Smog und Sonnenuntergang. Vom Time-Life-Gebäude hebt
sich wie ein riesiges Insekt der Hubschrauber, der die Passagiere zum
Kennedy-Airport bringt. Leuchtreklamen blinzeln in die beginnende Dämmerung.
    »Kaffee, Kognak, Orangensaft?«
fragt Mr. Stutterbold und zaubert mit einem Fingerschnipsen einen Butler
herbei.
    Die Damen entscheiden sich für
Orangensaft. Der Butler serviert ihn, als handele es sich um Heidsieck brut vom
Jahrgang 37. Trixi nippt an ihrem Glas, und dann sieht sie das Gemälde.
    »Picasso«, sagte der Privatsekretär,
der Trixis Blick bemerkt hat und zeigt auf eine Frau mit grünen Haaren. »Pablo
Picasso, Kurswert eins Komma vier Millionen. Dollar, versteht sich.«
    In das respektvolle Schweigen
hinein fragt Kusine Erika: »Wer is’n die Dame eigentlich?«
    Stutterbold schaut stark
befremdet und hüstelt. Frau Radke klappt ihr Lorgnon zusammen und sagt knapp:
»Meine Schwester Verena. Deine Tante.«
    »Und meine Tante«, sagt Trixi
versonnen.
    »Euer beider Tante. Natürlich.
Schließlich waren wir Schwestern, deine Mutter, die Verena und meine
Wenigkeit.«
    »Wie war sie eigentlich?« fragt
Trixi neugierig. In der Familie ist nie viel gesprochen worden über die Tante
Verena. Und wenn, dann nur in geheimnisvollen Andeutungen. War man als Kind
unartig, wurde sogar mit ihr gedroht. »Sei brav, oder es geht dir wie deiner
armen Tante!« Wobei niemand wissen konnte, was das für ein phantastischer Witz
war.
    »Ja, wie war sie«, sagt Frau
Radke, »auf jeden Fall anders als die anderen, etwas schwierig vielleicht, aber
im Grunde ein prachtvolles Menschenkind, vielleicht war ich die einzige, die
sie wirklich verstanden hat. Mein Gott, wenn ich daran denke, wie sie damals
plötzlich verschwunden war, einfach ausgerissen von zu Hause, ohne einen Gruß,
ohne Abschiedsbrief, mein Gott, was für ein Mut gehörte dazu, wie gesagt, ein
prachtvolles Menschenkind.«
    »Früher hast du immer nur auf
sie geschimpft, Mamusch«, mault Erika, »und daß sie gesponnen hat, und mit den
Männern soll sie’s auch gehabt haben.«
    Die Radke schießt einen Blick
auf ihre Tochter ab, der aus einem Protonenbeschleuniger stammen könnte.
»Nichts habe ich gesagt. Gar nichts! Und außerdem, außerdem bin ich auch nur
ein Mensch.« Sie ist ganz fahrig auf einmal

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