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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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sich
ein Zimmer mit Dusche oder Bad. Und mit einem in den verschiedensten Stilen
gehaltenen Himmelbett. Das Frühstückszimmer hatte riesige Panoramafenster,
durch die man auf die Alte Brücke und den Neckar sehen konnte. An der elegant
eingerichteten Rezeption saßen zwei Angestellte. Die Pension »Teutonia« zu
Heidelberg am Neckar, Inhaber: Philipp und Florence Engel, hatte sich
herausgemacht.
    »Wissen Sie, wo der Chef ist?«
fragte Florence und sah Rossana, das Stubenmädchen, gewohnheitsgemäß feindselig
an. Sie mochte die bella ragazza aus Napoli nicht, dieses kokette leichtfertige
Frauenzimmer, deren leicht herausquellende Basedowaugen jedesmal einen
idiotisch schmachtenden Ausdruck annahmen, wenn von irgendwoher Philipps
Schritt erklang.
    »Der Padrone arbeitet«, sagte
Rossana, was strenggenommen keine Auskunft war.
    Florence klopfte an die Tür mit
der Aufschrift Direktion. Ihr Mann saß mit einer rotblonden Frau in
einem schamlos eng anliegenden Waschkleid zusammen und unterhielt sich lachend.
Er stand auf und sagte zu Florence: »Das ist Miß Swan, die Vertreterin von
Cook’s, du entschuldigst mich, Liebes.«
    Florence hätte ihm am liebsten
den Zwiebelkuchen auf den Kopf geknallt. Sie begnügte sich, ihn mit einem Blick
zu durchbohren und verließ den Raum. Am Empfang herrschte gerade ein
Tohuwabohu. Eine Sendung von zwei Dutzend kalifornischer Studentinnen war
frisch eingetroffen. Ihre Koffer blockierten alle Türen. Ihre Stimmen erfüllten
jeden Winkel. Man kicherte, stritt sich, wer mit wem in einem Zimmer schlafen
durfte, und rannte sinnlos hin und her.
    Florence schnappte sich ihren
Mantel und beschloß, einen Einkaufsbummel zu machen. Sie eilte so rasch die
Treppe hinunter, daß sie beinahe den Briefträger Bilfinger nicht sah.
    »Wertpäckchen aus Hongkong«,
sagte Bilfinger zu Philipp und wog das Päckchen in der Hand. »Was mag wohl drin
sein?« Man sah ihm an, daß er jetzt an irgendeine chinesische Teufelei dachte.
    Philipp unterschrieb und griff
nach dem Päckchen.
    »Vier Mark und achtzig krieg
ich erst«, sagte Bilfinger dienstlich. »Es ist unterfrankiert.«
    Philipp zahlte mit einem
Fünfziger und stopfte das Wechselgeld in die Rocktasche. Er schloß die Tür und
drehte das Päckchen nach allen Seiten. Marcel de Grandlieu, Hongkong,
Hilton, lautete der Absender. Er versuchte die Verschnürung zu lösen, als
es wieder klingelte. Der Briefträger stand draußen und wedelte mit einem
Fünfzigmarkschein in der Luft herum. »Hören Sie, Herr Engel, der ist nicht ganz
koscher, der Schein, so lapp ist er, wissen Sie, er knistert nicht einmal. Es
wäre mir schon lieber, Sie gäben mir einen anderen und ließen den mal
überprüfen auf der Bank. Man kann nie wissen, heutzutage...«
    Philipp griff in seine
Brieftasche und steckte sie wieder zurück, als wäre sie aus glühendem Eisen.
Ihm wurde flau im Magen. Er griff nach dem Schein und spürte sofort, was mit
ihm los war. Branka, dachte er, Brankas »Originale« waren doch Blüten gewesen.
Sie hatte es vermutlich selbst nicht gewußt. Man mußte ja durcheinanderkommen,
wenn man in solch einem Betrieb beschäftigt war.
    »Warten Sie einen Moment, Herr
Bilfinger, ich hole passendes Geld«, sagte er und eilte in das Zimmer seiner
Mutter. Frau Engel telefonierte gerade und gebot ihm mit der Hand, still zu
sein. Ihr Gesicht war hochrot vor Erregung. »...seit dreißig Jahren, jawohl, so
lange kaufe ich jetzt bei Ihnen, Herr Scheidle, nein, das hat mir noch niemand
gesagt... Und ich muß mir sehr überlegen, ob ich... Von uns ist der nicht, ich
sag’s Ihnen noch einmal, Sie haben ja schließlich noch mehr Kunden. Herr
Scheidle, wissen Sie, was Sie mich können?« Sie haute den Hörer auf die Gabel.
    Phil meinte: »Telefonisch geht
das schlecht, Mutter.«
    »Der Saudackel will mir
weismachen, wir hätten ihm einen falschen Fünfziger angedreht, wie findest du
das, Philipp?«
    »Ungehörig«, sagte Philipp
kläglich, und er spürte, wie sich ihm die Kopfhaut zusammenzog.
     
    Florence trug ein Nachthemd,
das sehr durchsichtig war. Sie hatte ihr Haar aufgelöst. Es fiel ihr in breiten
Wellen über die Schultern. Philipp fand sie wieder einmal so hinreißend schön,
daß er unwillkürlich die Augen schloß. »Komm zu mir«, sagte er und wollte sie
in die Arme nehmen.
    »Ich komme nicht zu dir.«
    »Und warum kommst du nicht?«
    »Weil ich...« Sie suchte nach
einem passenden Ausdruck. »Weil ich mich dir heute verweigere.«
    »Laut Gesetz darfst du

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