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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihm beizutreten. ›Freiwillig‹ hat sie einen Flüchtling aufgenommen!« Dr. Herbergh klappte die Mappe wieder zu und klemmte sie unter den Arm. »Da ist jeder Kommentar überflüssig!« Er warf einen Blick hinüber zu Larsson, der dicke Qualmwolken aus seiner Pfeife stieß. Ein Beweis, daß auch ihn Herberghs Bericht aufregte. »Herr Kapitän, ich bitte Sie, das Kommando über das Schiff wieder zu übernehmen.«
    »Damit retten Sie Büchler auch nicht, Doktor.« Larsson erhob sich. »Meuterei bleibt Meuterei, aus welchem Grund auch immer. Aber ich habe in diesen Wochen allerlei gelernt, vor allem Hochachtung vor Ihnen und Ihren Mitarbeitern. Sie sind wirkliche Idealisten und deshalb in der heutigen Zeit auch heillose Idioten! Sie werden nie und nirgends Dank ernten, weil Sie den Mächtigen dieser Erde auf die Nerven fallen. Ich bin froh, Sie kennengelernt zu haben.«
    »Danke, Herr Kapitän.« Dr. Herbergh stieß hinter sich die Tür auf. »Und jetzt gehen wir alle wieder an unsere Arbeit. Bis Hamburg ist noch viel zu tun!«
    Als erster ging Larsson hinaus, stieg sofort auf die Brücke und gab den Kurs zu den Philippinen in den Autopiloten. Mit einem weiten Bogen verließ die Liberty of Sea die Küste von Vietnam. Sie entfernte sich mit halber Kraft vom Mekong-Delta und den armseligen alten, flachen Flußbooten mit neuen Hunderten von verzweifelten Flüchtlingen, die Zwang, Terror und Tod entfliehen wollten.
    Sie werden von den vietnamesischen Küstenbooten gejagt werden, Piraten werden sie überfallen, die Männer ermorden, die Frauen und Mädchen vergewaltigen und verschleppen, das Meer wird sie angreifen, Tag und Nacht, die morschen Holzboote leckschlagen, sie mit haushohen Wellen verschlingen, sie werden verhungern und verdursten, in der Sonne ausdörren und verledern. Nur wenige werden durchkommen nach Singapur oder Hongkong oder zu einem thailändischen Hafen, wo man sie arretiert und in geschlossenen Lagern, den ›closed camps‹ für Jahre isoliert.
    Boatpeople … die letzten Verdammten unserer Erde.
    Nach Schätzung der Vereinten Nationen sind in den letzten fünf Jahren im Südchinesischen Meer über 400.000 vietnamesische Flüchtlinge ertrunken, vermißt, ermordet worden oder in ihren Booten gestorben.
    400.000 Menschen. Und keiner weiß es. Keinen interessiert es. Asien, das ist weit weg.
    Aber ein Kalbsteak mit frischem Spargel und Petersilienbutter, das ist nah. Das liegt vor einem auf dem Teller. Das riecht so köstlich und wird so herrlich schmecken.
    Das ist wichtig.
    Hat Gott den Menschen wirklich so erschaffen?

4
    In diesen Tagen lasen die deutschen Bundesbürger beim Frühstück in ihren Morgenzeitungen – die meisten mit wenig Interesse – mehr oder weniger lange Berichte über ein deutsches Schiff, das mit mehreren hundert Flüchtlingen aus Vietnam vom Südchinesischen Meer auf dem Weg nach Hamburg war.
    Diese Berichte waren der Beginn einer Aktion, die nicht so sehr den Mann auf der Straße in Erregung versetzte, als vielmehr die Behörden und Ministerien von Bund und Ländern.
    Bei Albert Hörlein in Köln standen Presse, Funk und Fernsehen Schlange, hatte man doch endlich wieder ein neues, brisantes Thema. Hörlein gab Berichte heraus, stellte sich Interviews, legte Zahlen vor, zeigte Kopien von Briefen an Ministerpräsidenten und Bundesminister und deren Antworten, erklärte die Problematik, mit der das Komitee zu kämpfen hatte und gab Statements ab, über die jeder Journalist nur jubeln konnte. Ein Munitionsberg gegen die Bürokratie häufte sich an. Ein Skandal, der alle Reden von Humanität zur Lächerlichkeit degradierte.
    Ein junger Reporter einer unabhängigen Zeitung schrieb sich dabei in den Vordergrund. Er sagte ohne Verzierungen die Wahrheit.
    Eines Tages war Thomas Hess in der Geschäftsstelle des Komitees in Köln erschienen und hatte zu Albert Hörlein gesagt:
    »Ich komme gerade aus Singapur, wo ich eine Reportage über die sauberste Stadt Asiens gemacht habe. Dabei habe ich erfahren, von einem Kontaktmann Ihres Komitees, was im Südchinesischen Meer und auf Ihrem Schiff Liberty of Sea wirklich passiert. Davon hat ja bei uns keiner eine Ahnung. Man weiß zwar, daß da ein deutsches Schiff Flüchtlinge aus dem Meer fischt, – aber mehr auch nicht. Ich möchte daraus eine Riesenstory machen. Lassen Sie mich alles Material sehen.«
    Und Hörlein hatte geantwortet: »Wir haben drei Fernsehsendungen gehabt. In allen deutschen Landes- und Bundesministerien weiß man von

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