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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aufnahmeplätze für Vietnam-Flüchtlinge zu bekommen, sieht sich das Komitee gezwungen, eine Verlängerung des Einsatzes der Liberty of Sea im Südchinesischen Meer nicht zu bewilligen. Trotz intensiver Verhandlungen und einer massiven Berichterstattung in Presse, Funk und Fernsehen war es uns nicht möglich, Garantien für die von uns geretteten Vietnamesen zu erhalten. Man verschanzt sich hinter Verordnungen. Über Einzelheiten werden wir noch berichten. Wir haben uns deshalb entschlossen, nach folgendem Plan vorzugehen: Die Liberty nimmt sofort Kurs auf Batangas und liefert im Transitlager die Flüchtlinge ab, für die eine Garantie gegeben wurde. In Manila wird darauf voll gebunkert und die Rückfahrt nach Hamburg angetreten. Als Zwischenstopp ist San Juan auf Puerto Rico vorgesehen, wo Treibstoff und Proviant aufgefüllt werden können. Um die Situation zu erklären, nennen wir jetzt Zahlen über die bisher garantierten Aufnahmeplätze für Vietnam-Flüchtlinge: Frankreich – 300. Belgien – 30. Kanada – 358. Luxemburg – 5. Nordrhein-Westfalen – 100. Baden-Württemberg – 50. Niedersachsen – 50. West-Berlin – 30. Schleswig-Holstein – 20. Saarland – 6. Hamburg – 15. Hessen – 50. Rheinland-Pfalz – 0. Bremen – 0. Bayern – 0. Schweden – 0 Dänemark – 0. Schweiz – 0. Österreich – 0. Holland – 0. – So ist im Augenblick die Lage. Wir befürchten, daß sich da kaum noch etwas ändern wird. Vor allem der Widerstand des Bonner Innenministeriums ist unerschütterlich. Die Rückkehr der Liberty of Sea ist deshalb unumgänglich. Wir betonen, der Abbruch hat keinerlei finanzielle Gründe. Das Komitee hat ein gutes Spendenaufkommen, von der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen haben wir 1,2 Millionen Mark erhalten. Wir erbitten einen eingehenden Bericht, wenn Sie in Batangas die Flüchtlinge an Land gebracht haben. Weiterhin gute Fahrt und Grüße an alle. Ihr wart phantastisch. Hörlein.‹«
    Herbergh blickte in die Runde. Betretenes Schweigen. Sogar Stellinger blieb stumm, nur in seinem Gesicht zuckte es.
    »Ich habe sofort die Zahlen zusammengestellt«, fuhr Herbergh fort, »wir haben an Bord 463 Flüchtlinge. Im Lager Batanga warten auf ihre Weiterfahrt in die Aufnahmeländer 794 Vietnamesen. Das macht zusammen 1.257 Gerettete. Garantierte Plätze sind vorhanden 1.014. Das heißt: Wir haben 243 Verlorene zuviel gerettet. Sie dürfen nicht von Bord, keiner nimmt sie. Wir könnten sie nur heimlich irgendwo an einer Küste aussetzen oder ins Meer zurückwerfen.«
    »Ich fange an, mich zu schämen, daß ich ein Deutscher bin«, sagte Stellinger dumpf.
    »Und was tun wir wirklich mit den 243?« fragte Dr. Starke.
    »Dem ›Überhang‹, wie die Behörden es so nett formulieren? Sie bleiben an Bord und fahren mit nach Hamburg.«
    »Und dort? Das gibt einen Riesenrummel!«
    »Das soll es auch!« Dr. Herbergh klappte die Mappe zu. »Außerdem sind es bis Hamburg noch über sechs Wochen. Da kann noch einiges geschehen. Ich habe da im Laufe der Zeit noch einiges gesammelt.« Er schlug die Mappe wieder auf und blätterte darin. »Da fand im April, im Salon 2 des Hotels Im Tulpenland in Bonn, ein Arbeitsessen zwischen Bonner Parlamentariern, Diplomaten und dem Flüchtlingskommissar der UNO statt. Man saß in fröhlicher Runde beisammen mit Krabbensalat, Kalbsmedaillons, Kartoffeln und frischem Salat, einer Auswahl exzellenter Desserts, Kaffee und trockener Weine. Nach diesem Essen berichtete der Flüchtlingskommissar, daß in Südostasien in verschiedenen Lagern über 34.000 Vietnamesen zum Teil seit fünf Jahren auf eine Umsiedlung irgendwohin warten. Auf Pulau Bidong, einer speziellen Flüchtlingsinsel, die einem von Haien umkreisten KZ gleicht, hat Malaysia zur Zeit 8.000 Menschen interniert. 1.000 davon über zwei Jahre, 200 schon vier Jahre. Sie leben auf dieser Insel unter den primitivsten Lebensbedingungen, und niemand will sie haben. Man nennt sie die ›long stayers‹. Und dann nannte der Kommissar Zahlen und hob dabei auch die Leistungen der Bundesregierung hervor. Bis Februar 1986 sieht das humanitäre Arrangement so aus: Es haben aufgenommen von diesen ›long stayers‹: Australien 370, Kanada 307, die Schweiz immerhin 5, England 33, Frankreich 45 – und die Bundesrepublik einen Flüchtling! Während fast alle europäischen Staaten dem RASRO-POOL – einer Verteilerorganisation für Flüchtlinge – angeschlossen sind, hat sich die Bundesregierung bis heute geweigert,

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