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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kopf, sah den Wegschwimmenden nach und senkte dann wieder den Kopf. Die Kinder ins Wasser werfen, zusehen, wie sie ertrinken und sich dann selbst retten, welche Mutter kann das? Sie beugte sich über die Kleinen, küßte ihre Augen und zog einen Schal über ihre Köpfe, damit sie die Flammen nicht sehen konnten.
    Auf der Nock schrie Anneliese in das Funksprechgerät. »Franz! Franz! So hören Sie doch, Franz! Mein Gott, warum melden Sie sich nicht?«
    Endlich, nach langen Minuten, tönte Stellingers Stimme aus dem Apparat.
    »Wir haben die Schwimmenden erreicht, lassen sie in die Inseln klettern …«
    »Franz!« schrie Anneliese. »Bei Bradcock ist noch eine Frau mit zwei kleinen Kindern. Schnell, schnell! Die Flammen kommen immer näher!«
    »O Scheiße! Da kommt doch keiner mehr ran …«
    »Sie müssen, Franz. Sie müssen!«
    »Bis ich am Boot bin, sind sie gebraten.«
    »Versuchen Sie es, Franz!«
    Von der Nock aus sahen sie, wie Pitz und Kroll hinüberkletterten in eine der Rettungsinseln und die Schwimmenden aus dem Meer zogen. Das Schlauchboot mit Stellinger und Starkenburg jagte auf Bradcocks Yacht zu.
    »Herbert«, sagte Kranzenberger dumpf, »muß das sein …«
    »Chief, Sie bekommen ihn wieder.« Dr. Starke klopfte Kranzenberger auf die Schulter. »Der geht nicht verloren.«
    »Ich hoffe es!« Der Chief umklammerte das Schanzkleid. Sein Blick irrte hinüber zu dem Schlauchboot.
    Neue Explosionen erschütterten Bradcocks Yacht. Die Hitze wurde unerträglich; Bradcock hatte das Gefühl, man koche ihn. Er begann plötzlich zu schreien, hob den Kopf, sah das Schlauchboot auf sich zufliegen und schöpfte eine verzweifelte neue Hoffnung.
    »Hierher!« brüllte er. »Hierher! Ich bin hier! Hier! Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen! Schnell, schnell! Hierher!«
    Stellinger hatte das Heck erreicht und klammerte sich an den Trümmern der Badeplattform fest. Die Hitze wehte zu ihm herüber, als hätte man die Tür eines Hochofens aufgestoßen.
    Starkenburg zögerte keine Sekunde. Bevor Stellinger etwas sagen konnte, war er mit einem Satz aus dem Boot gesprungen, klammerte sich an verbogenem Gestänge fest, zog sich hoch, kroch über das Heck und ließ sich in das vertiefte Deck fallen. Mit einem Ruck zog er sein nasses Hemd über den Kopf und warf es über die junge Frau und die Kinder.
    »Franz!« schrie er. »Ich reiche dir erst die Kinder zu.« Die Glut schien seine Haut zu bruzzeln. Er zog die Kinder von der Frau weg, schleifte die schreienden Bündel zur Badeplattform und warf sie hintereinander Stellinger zu. Als er sich umdrehte, stand die junge Frau hinter ihm, verneigte sich tief und stürzte dann mit ausgebreiteten Armen in das Schlauchboot. Stellinger fing sie auf, setzte sie neben ihre Kinder und sah hinauf zu Starkenburg. »Komm runter!« brüllte er.
    »Das wird zu eng, Franz!«
    »Willst du oben zum Steak werden?«
    »Ich schwimme, Franz. Ich häng' mich draußen an die Leine.«
    Eine neue Explosion zerfetzte den ganzen Aufbau. Starkenburg hechtete ins Meer, tauchte auf und klammerte sich an die Außenleine des Bootes.
    »Hau ab!« schrie er dabei. »Der Kahn säuft gleich ab.«
    Bradcock lag in einer Blutlache an der Winsch und sah das Schlauchboot wieder abfahren. Er heulte, schlug mit der Stirn auf die Planken und schrie dann, mit in den Nacken geworfenem Kopf, in die heiße Luft: »Zehn Millionen Dollar! Holt mich doch! Holt mich! Zwanzig Millionen Dollar, alles, was ich habe … aber holt mich! Hierher! Hierher! Ich kann doch nicht laufen … ich habe keine Beine mehr … Warum holt mich denn keiner …«
    Auf der Nock wischte sich mit zitternden Händen Dr. Herbergh über die Augen. »Wer hätte das von Starkenburg gedacht«, sagte er leise. Die Gummiinseln mit den Geretteten schwammen näher. Kroll und Pitz trieben sie mit Paddeln vorwärts. »Wir alle haben den Jungen verkannt.« Er blickte zur Seite auf Kranzenberger und legte ihm die Hand auf den Arm. »Chief, Sie weinen ja …«
    »Verzeihung, Fred.« Er fuhr sich mit dem Unterarm über das Gesicht. »Führen wir es auf den Qualm zurück, er beißt in den Augen.«
    Diesmal blieb auch Dr. Starke stumm, obwohl jeder eine bissige Bemerkung erwartet hatte.
    Truc feierte seinen Sieg nicht, obgleich Vu jubelnd im Steuerhaus herumtanzte. Er blickte auf die Zerstörungen an seiner schönen Yacht, sein ganzer Stolz und seine ganze wirkliche Liebe. Tiefe Traurigkeit befiel ihn. Er befahl Vu, um Bradcock herumzufahren. So umkreiste er unentwegt

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