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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wieder verschwand.
    »Er kommt näher …«, flüsterte Cuong, als könne seine Stimme das Wunder wieder verscheuchen. »Er … er kommt näher! Da! Da! Seht ihr das?! Sie haben uns gesehen! Sie antworten … sie antworten tatsächlich! Sie laufen nicht vor uns davon.«
    Aus dem größer werdenden Punkt stieg etwas in den Himmel und zerplatzte dort. Eine Rakete, eine weiße Rakete, und das hieß: Wir kommen! Wir sehen euch! Haltet aus! Wir kommen!
    »Lasset – lasset uns beten«, sagte Xuong mit schwankender Stimme. »Alle. Kniet nieder, faltet die Hände, blickt zum Himmel …« Und dann rief er laut, mit geschlossenen Augen: »Gott, wir danken Dir! Du hast die Menschen erschaffen … endlich findet uns ein Mensch.«
    Und der Punkt kam näher und näher, zeigte einen Aufbau, einen Schornstein, einen Rumpf. Noch einmal zischte eine weiße Rakete in den jetzt fahlen Himmel.
    Als das Schiff deutlich zu sehen war, hatten die Männer ihre Frauen und Kinder aus dem Verschlag geholt, stützten sie und zeigten ihnen das Schiff. Einige versuchten zu winken, aber nach zwei, drei Armschwenkungen verließen sie die Kräfte, und sie standen, sich aneinander klammernd, in dem kleinen Boot und warteten immer noch darauf, daß das Schiff abdrehte und ihnen davonlief. Am Bug, zwischen zwei Taurollen, standen Kim und Le, hielten sich gegenseitig fest und lasen laut den Namen des Schiffes, das mit gedrosselten Maschinen auf sie zufuhr.
    Liberty of Sea.
    Freiheit.
    Leben.
    Frieden.
    Als eine Stimme, dröhnend durch das Megaphon, ihnen zurief: »In ein paar Minuten sind wir bei euch!«, eine Lotsenleiter die Bordwand herunterfiel, ein Schlauchboot mit einem Kran von Deck schwebte und drei Männer mit Schwimmwesten die Leiter herunterkletterten, breitete Xuong weit die Arme aus und wunderte sich, daß sein Herz nicht versagte.
    Hans-Peter Winter war ein guter Koch. So wenigstens stand es in seinen Seemannspapieren. Er fuhr seit seinem zwanzigsten Lebensjahr zur See, und das waren jetzt siebzehn Jahre. In Hamburg im Atlantik-Hotel hatte er gelernt, war dann in Zürich gewesen, im Zunfthaus der Zimmerleut, hatte einen Abstecher nach Ascona gemacht und im Hotel Tamaro international gekocht. Aber seine geheime Sehnsucht, zur See zu fahren, blieb ungebrochen. Kurz entschlossen heuerte er auf dem Luxusliner Bremen an, wechselte zur Europa über und fuhr mit ihr dreimal um die Welt. Er kannte fast jeden Hafen, sammelte in allen Ländern Rezepte, fing sich schließlich in Indien eine Malaria ein und mußte ein halbes Jahr pausieren.
    Auch er hatte die Anzeige in einer Zeitung gelesen: »Das ›Komitee Rettet die Verfolgten‹ sucht für einen neuen Einsatz im Südchinesischen Meer eine Schiffs-Crew.« Was Winter am meisten anzog, war der Satz: »Wir suchen Mitarbeiter, die unter den gegebenen Umständen gut improvisieren können.« Improvisieren, das konnte er. Und ›Rettet die Verfolgten‹ klang auch gut. Er bewarb sich, wurde eingestellt, kam wie die anderen in Monrovia auf die Liberty of Sea und stellte den Speiseplan nach seinen Ideen um.
    Aber schon bei der Überfahrt nach Singapur gab es Krach an Bord. Oberbootsmann Stellinger meckerte herum, das Gulasch sei zu hart, das Gemüse zu verkocht. Und überhaupt, was nahm der Koch bloß als Würze?
    »Das ist eine Komposition aus provençalischen Kräutern!« schrie Winter beleidigt. »Im Zunfthaus der Zimmerleut …«
    »Wir sind Seemänner und keine Zimmerer!« hatte Stellinger zurückgebrüllt. »Ich will Pfeffer, Salz und Maggi haben!«
    »Und Currysoße …«
    »Auch!«
    »Wohin bin ich bloß geraten«, klagte Winter später dem grinsenden Kroll. »Alles Banausen! Das sind keine Esser, das sind Fresser! Die verschlingen jeden Papp! Und ich war mal Chef im Tamaro …«
    Was wahr ist, soll auch wahr bleiben: Winter kochte phantastisch. Nur mit Stellinger kam er nicht klar. Dem war eine steife Erbsensuppe lieber als ein Tournedos Rossini, und wenn es Huhn auf kantonesische Art gab, hielt er Winter an und fragte: »Soßenrührer, wann gibt's denn endlich Spickbraten mit Knödel?« Aber da regte sich Winter schon nicht mehr auf. Er hatte Stellinger inzwischen erkannt und versöhnte ihn jedesmal mit einem Schokoladenpudding. Für Schokoladenpudding hißte Stellinger jedesmal die weiße Fahne der Kapitulation.
    Heute nun hatte Winter bürgerlich gekocht, eine Linsensuppe. Aber was für eine Suppe! Nicht einfach Linsen mit geschnittenem Speck und eine Mettwurst darin, sondern eine Linsensuppe,

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