Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Lauf der MP auf den wimmernden Chac und machte wieder die eindeutige Bewegung. Langsam, ganz langsam, immer auf Truc starrend, kamen die beiden näher, beugten sich über Chac, hoben ihn hoch und warfen ihn über Bord. Dann wandten sie sich ab, fielen einander in die Arme und weinten.
    Mit unbewegter Miene stand Truc an der Bordwand und sah zu, wie Chac versank, wie sein Blut einen roten Fleck auf dem Meer bildete, wie der Blutgeruch die Haie anlockte und die mächtigen schlanken Körper in die Tiefe stießen, um Chac zu zerreißen. Dann klemmte Truc die MP wieder unter den Arm, ging zurück zum Ruderhaus und ließ den Motor an. »Schrubbt das Deck!« schrie er den beiden zu. »Ich will, daß mein Schiff immer sauber ist!«
    Die Geschichte sprach sich herum, und Truc wurde nun von allen gefürchtet.
    Ein Jahr später bereits kaufte er sich ein größeres und schnelleres Schiff. Die Maschinenpistole war bei dem Messingtreiber in Vinh-long schon nach dem ersten Raubzug bezahlt worden, und weil das mit dem Kredit so gut geklappt hatte, zeigte der biedere Handwerker und heimliche Waffenhändler, was er noch verborgen hatte, nämlich ein schweres Maschinengewehr und eine leichte, vierläufige Flugabwehrkanone, kurz FLAK genannt. Im Krieg war sie auch im Erdeinsatz eine sehr gefürchtete Waffe. Neben der FLAK bot der Messinghändler auch noch zehn Kisten dazugehöriger Munition an und versprach, späterer Nachschub sei kein Problem.
    Truc war ein vorsichtiger Rechner. Er kaufte das Maschinengewehr, zahlte die Kanone an und sagte, erst müsse er ein noch größeres Schiff haben, um die FLAK montieren zu können. Vielleicht in einem Jahr. Die Kanone sei jedenfalls gekauft.
    Mit dem größeren Schiff konnte Truc nun endlich an die thailändische Küste fahren, dort fand er ein gutes Versteck auf der Insel Ko Kut und in dem kleinen Hafen Sattahip einen idealen Platz für die Aufnahme von Verpflegung und Treibstoff.
    Und dann kam der dicke, schwitzende und keuchende Suphan Khok aus Bangkok angereist und vollzog mit Handschlag ein großes Geschäft mit Truc Kim Phong. Denn Suphan Khok verpflichtete sich, Truc alle Mädchen und Frauen bis zu 25 Jahren abzukaufen. Was mit ihnen geschah, wohin sie kamen, das war für Truc ohne Bedeutung. Suphan erklärte, er gebe sie an Bordelle weiter. Das war eine gute Erklärung, und Truc tat so, als glaube er das.
    Nach drei Jahren hatte Truc so viel erbeutet, daß er das schöne, schnelle Schiff kaufen konnte, das er nun besaß. Es war auf einer thailändischen Werft gebaut, lief unter der Flagge Thailands, hatte elf Mann Besatzung – und die Vierlings-FLAK auf dem Vorderdeck montiert. Versenkbar natürlich. Wenn Truc ein Flüchtlingsboot gestellt hatte, fuhr die Kanone wie durch Zauberhand aus einer sich öffnenden Luke empor. Der Schrecken des Südchinesischen Meeres war unangreifbar geworden. Er war schneller als die vietnamesischen Patrouillenboote, fuhr nur in internationalen Gewässern, tauchte auf und verschwand wie ein Geisterschiff. Und hinterließ Tod und Verzweiflung.
    Und noch eine Besonderheit zeichnete Trucs Schiff aus: Unter Deck gab es drei große Kammern mit Matten und Decken, Toiletten- und Waschanlagen und eine geräumige Küche. Hier lebten die geraubten Frauen, bis sie in Sattahip von dem fetten Suphan Khok übernommen wurden. Gegen Bargeld. In Dollarwährung.
    Aus Truc Kim Phong wurde der gepflegte, elegante, reiche Mann, dem man überall auf der Welt die Hand geschüttelt hätte.
    In Pattaya, dem mondänen Seebad südlich von Bangkok, besaß er eine Villa in einem Blütengarten und fuhr, wenn er an Land war, einen weißen Mercedes mit rotem Lederpolster. Auch wohnte er in seiner Villa nicht mit seiner Familie zusammen, sondern mit einer ungewöhnlichen Frau, einem Mischling aus thailändischem, malaiischem und chinesischem Blut, eine geradezu atemberaubende Schönheit. Chi-Chi, wie er sie nannte, glaubte, er verdiene sein Geld mit Exportgeschäften. Was noch nicht einmal so abwegig war, denn Truc exportierte ja vietnamesische Frauen nach Thailand. Seine Familie blieb in dem elenden Vinh-chau, aber er baute seiner Frau und den Kindern immerhin eine größere, feste Steinhütte und gab ihnen monatlich so viele Dongs, daß sie gut leben konnten und keine Sorge mehr um das Essen von übermorgen zu haben brauchten.
    Wenn Truc von seiner Frau Nga gefragt wurde, wo und wie er sein Geld verdiene und wo er manchmal wochenlang bliebe, antwortete er: »Hast du Sorgen? Fehlt es dir

Weitere Kostenlose Bücher