Das Gottesgrab
und begann die Umgebung gründlich zu erforschen. Vom Totenberg Siwas schwenkte sie die Kamera zum Horizont und wieder zurück, justierte sie dann um Haaresbreite nach rechts und schwenkte die Linie erneut ab. Jeden Felsen oder Hügel, den sie entdeckte, fotografierte sie. Dann bat sie Mustafa und Zayn, ihn durch das Objektiv zu untersuchen. Sie zankten sich eine Weile, ehe sie sich auf einen Namen einigten und ihn dann auf der Karte kennzeichneten. Jede Markierung bedeutete eine genaue Erforschung vor Ort.
Gaille saß derweil auf einem Steinhügel und starrte über die Wüste. Der Wind blies gegen ihren Rücken und wehte ihr Haar ins Gesicht. Und beinahe überrascht stellte sie fest, dass sie glücklich war.
II
Nicolas bat Ibrahim, ihn in dessen Villa zu fahren. Er brauchte einen vertraulichen Ort als Kommandozentrale, und sein Hotel war dafür nicht geeignet. «Würden Sie mich ein paar Minuten entschuldigen?», fragte er, als sie ankamen. «Ich muss einige … wichtige Telefonate führen.»
«Selbstverständlich.»
Wie immer rief er zuerst seinen Vater an. Er war gerade in einer Besprechung. Nicolas ließ ihn herausbitten. «Und?», fragte Dragoumis.
«Ich habe es gefunden.»
«Bist du sicher?»
«Ich bin mir sicher. Aber ob dort etwas zu finden ist …» Er erklärte, was geschehen war und dass er die Bilder in den Büchern gesehen hatte, um die Gaille Ibrahim gebeten hatte.
«Ich habe dir gesagt, dass sie diejenige sein wird», meinte Dragoumis.
«Ja, Vater, das hast du.»
«Und? Was sind unsere Pläne?»
Nicolas erzählte seinem Vater, wie weit er gekommen war. Sie besprachen und verfeinerten seine Ideen, legten sich auf ein Team, die nötige Ausrüstung, die Waffen und die logistische Versorgung fest. «Ich werde die Operation natürlich leiten», sagte Nicolas.
«Nein», sagte Dragoumis. «Das mache ich.»
«Bist du sicher?», fragte Nicolas besorgt. «Du weißt, wir können deine Sicherheit nicht garantieren, wenn du außerhalb …»
«Glaubst du, das lasse ich mir entgehen?», unterbrach ihn Dragoumis. «Ich habe mein ganzes Leben lang darum gekämpft.»
«Wie du willst.»
«Und, Nicolas, gute Arbeit. Wirklich sehr gute Arbeit.»
«Danke.» Nicolas musste seine Augen reiben. Es kam nicht oft vor, dass sein Vater ihn lobte, deshalb war es etwas ganz Besonderes, wenn er es tat. Er beendete das Telefonat und saß eine Weile gerührt da. Dann schüttelte er streng den Kopf und sammelte sich wieder. Jetzt war keine Zeit zum Schwelgen. Bisher war noch nichts erreicht, und wenn er sich nicht an die Arbeit machte, würde das auch nicht geschehen. Er rief Gabbar Mounim in Kairo an.
«Ja?», meldete sich Mounim. «Ich hoffe, du bist mit allem zufrieden.»
«Wie immer», versicherte Nicolas. «Aber du könntest noch etwas für mich tun. Zwei Dinge im Grunde.»
«Mit Vergnügen.»
«Unser gemeinsamer Freund. Ich möchte, dass er seinen Kollegen Dr. Aly Sayed aus der Oase Siwa zu einem dringenden Treffen kommen lässt.» Nicolas hatte den Verdacht, dass Dr. Sayed diese Bücher absichtlich vor Gaille versteckte. Wahrscheinlich hatte er die gleiche Schlussfolgerung gezogen, und deshalb musste er aus Siwa verschwinden, während sie an die Arbeit gingen.
«Wie dringend ist es denn genau?»
«Morgen, wenn möglich.»
Mounim holte tief Luft. «Das wird nicht einfach, aber ich werde sehen, was ich tun kann. Und die andere Sache?»
«Du hast nicht zufällig Einfluss auf das medizinische Forschungsinstitut in Alexandria?»
III
Elena war gerade auf dem Rückweg nach Siwa, als Nicolas sie auf dem Handy anrief. «Wir müssen uns treffen», sagte er. «Wie schnell können Sie nach Alexandria kommen?»
«Um Himmels willen, Nicolas, ich bin gerade erst hier angekommen.»
«Das kann warten, Elena. Es ist etwas passiert. Mein Vater möchte es mit Ihnen besprechen.»
«Ihr Vater? Er kommt nach Alexandria?»
«Ja.»
Elena atmete tief ein. Philipp Dragoumis verließ Nordgriechenland nicht aus Spaß. Wenn er nach Ägypten kam, musste es einen wirklich triftigen Grund geben. «Gut», sagte sie. «Wo?»
«In Ibrahims Villa.»
«Wann?»
«Morgen früh. Neun Uhr.»
«Ich werde dort sein.» Sie klappte ihr Handy zu und machte Pläne. Wenn Sie sofort abreiste, könnte sie die Nacht mit Augustin verbringen. «Ich muss zurück nach Alexandria», teilte sie Gaille mit.
«Nach Alexandria?», fragte Gaille. «Werden Sie … lange weg sein?»
«Woher soll ich das wissen?»
«Soll ich mit den Jungs die
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