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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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kommen zurück.»
    Sie rannten zusammen aus der Kabine. Max und Nessim schwammen auf das Schiff zu. Als sie Knox an Bord sahen, stießen sie wütende Schreie aus. Er rannte zur Brücke und riss die Kabel unter dem Funkgerät und der Zündung heraus. Die Schlüssel wurden in einer Plastikwanne am Boden aufbewahrt. Er steckte sie alle ein. Das Schnellboot war mit einem einzigen Tau am Heck befestigt. Er kletterte die Leiter hinunter, zog das Schnellboot heran, half Fiona hinein, folgte ihr, band das Tau los, sprang auf den Fahrersitz und steckte den Schlüssel in die Zündung. Doch in diesem Moment versuchten Max und Nessim auch schon an Bord zu klettern. Knox gab Gas, riss das Boot herum und brauste davon. Durch den Wasserstrudel verlor Max den Halt, aber Nessim zog sich an Bord und richtete sich auf. Er war hart im Nehmen und verflucht wütend, dieser Scheißkerl Nessim, aber der Neoprenanzug und die Sauerstoffflasche behinderten ihn. Knox wirbelte das Boot erneut um die eigene Achse, und Nessim flog über Bord.
    Knox hielt das Boot auf geradem Kurs und raste Richtung Scharm los. Er schüttelte den Kopf. Jetzt hatte er es getan. Er hatte es getan, verdammte Scheiße. Er musste zu seinem Jeep, ehe Hassan oder Nessim ihre Leute alarmieren konnten. Wenn sie ihn kriegten … Gott! Ihm wurde übel, wenn er sich vorstellte, was sie tun würden. Er musste raus aus Scharm, weg vom Sinai, raus aus Ägypten. Noch heute Nacht. Er schaute sich um. Fiona saß auf der Bank am Heck, den Kopf gesenkt, mit klappernden Zähnen, ein blaues Handtuch um die zitternden Schultern geschlungen. Er wusste ums Verrecken nicht mehr, wie sie ihn an Bee hatte erinnern können. Wütend auf sich selbst schlug er gegen das Armaturenbrett. Wenn er eines hasste, dann die Erinnerungen. Man arbeitete sich den Arsch ab, um eine Existenz aufzubauen an einem Ort wie diesem, der keinerlei Bezug zur Vergangenheit hatte, an dem es keine Freunde, keine Familie, einfach nichts gab, was einen runterziehen konnte. Aber es reichte nicht. Die Erinnerungen nimmt man überallhin mit, und sie können dich von einer Sekunde auf die andere in die Scheiße reiten.

II
    Ibrahim Beyumi begleitete Mohammed hinaus auf die Straße, um ihn zu verabschieden. Er dankte ihm und schaute ihm nach, wie er um die Straßenecke verschwand. Natürlich hätte er ihm folgen und so herausfinden können, wo die Baustelle war. Aber die Geschichte des hoch gewachsenen Mannes hatte ihn berührt, nicht zuletzt, weil Mohammed seine Karriere und Freiheit in Ibrahims Hände gelegt hatte, und Ibrahim zahlte ein solches Vertrauen gerne zurück. Außerdem hatte der Bauleiter ihm seine Telefonnummer gegeben, um anzurufen, wenn es Neuigkeiten gab. Wennnötig, konnte Ibrahim ihn also problemlos aufspüren.
    Maha, seine Assistentin, wollte aufstehen, als er zu ihrem Schreibtisch kam, doch er bedeutete ihr, sitzen zu bleiben. Er ging zu dem großen Stadtplan von Alexandria, der an der Wand hinter ihr hing. Wie immer erfüllte ihn die Karte, auf der jede antike Stätte in seiner geliebten Stadt eingezeichnet war, mit wehmütigem Stolz: die Pompejussäule, Ras El Tin, die römischen Katakomben, das römische Theater, Fort Qait Bey. Es waren ein paar schöne Stätten darunter, für die er energisch warb, aber im tiefsten Inneren wusste er, dass keine davon in die erste Reihe der antiken Stätten Ägyptens gehörte. Alexandria konnte sich keiner Pyramiden rühmen, keines Karnaks oder Abu Simbel, keines Tals der Könige. Vor zweitausend Jahren hatten die Bauwerke der Stadt jedoch für Staunen gesorgt. Der Leuchtturm von Pharos war eines der sieben Weltwunder. Die Bibliothek war einmal die wichtigste kulturelle Einrichtung der Welt. Die Pracht und die scheinbar fliegenden Statuen des Serapistempels hatten die Andächtigen überwältigt. Die königlichen Paläste von Kleopatra waren durchdrungen von einem außergewöhnlichen Zauber. Und vor allem hatte die Stadt das Mausoleum des Stadtgründers, Alexander des Großen, aufzuweisen gehabt. Wenn nur eines dieser großartigen Wunder überdauert hätte, würde Alexandria heute mit Sicherheit ebenso viele Touristen anziehen wie Luxor oder Giseh. Aber keines war erhalten geblieben.
    «Dieser Mann», sagte Ibrahim.
    «Ja?»
    «Er hat eine Nekropole gefunden.»
    Maha schaute zu ihm herüber. «Hat er gesagt wo?»
    «In der alten Königsstadt.» Ibrahim fuhr mit einem Finger das ungefähre Gebiet auf der Karte ab und tippte dann ins Zentrum. Erstaunlicherweise konnte man

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