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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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warten. Die Treppe befand sich genau dort, wo bald das Parkhaus eines Hotels entstehen sollte. Mohammed könnte die Arbeit für die Ausgrabung ein paar Wochen aussetzen, jede weitere aber würde seinen Zeitplan durcheinanderbringen. Das war Ibrahims größte Sorge. Um das antike Alexandria freizulegen, war er beinahe vollständig davon abhängig, dass Bauherren und Baufirmen ihm wichtige Funde meldeten. Wenn er jemals in den Ruf geriet, dass er deren Arbeit erschwerte, würden sie ihn einfach nicht mehr benachrichtigen, ungeachtet ihrer gesetzlichen Verpflichtung. In vielerlei Hinsicht konnte er die Probleme einer neuen Ausgrabung überhaupt nicht brauchen. Andererseits handelte es sich um ein frühes makedonisches Grabmal, höchstwahrscheinlich war es tatsächlich ein sehr bedeutender Fund. Er konnte nicht einfach darüber hinwegsehen. Er konnte es einfach nicht.
    Ibrahim wusste, dass es noch eine mögliche Geldquelle gab. Doch wenn er nur daran dachte, wurde sein Mund klebrig und trocken, nicht zuletzt deshalb, weil er dafür gegen alle Richtlinien seiner Behörde verstoßen müsste. Aber er sah keine Alternative. Er sammelte etwas Speichel in seinem Mund, um sprechen zu können, und rang sich ein Lächeln ab. «Dieser griechische Geschäftsmann, der immer wieder anbietet, uns zu sponsern», sagte er.
    Maha zog die Augenbrauen hoch. «Sie meinen doch nicht Nicolas Dragoumis?»
    «Doch», sagte er. «Genau den.»
    «Aber ich dachte, Sie hätten gesagt, er wäre …» Sie schaute ihn an und verstummte.
    «Ja, das habe ich», gab er zu. «Aber haben Sie einen besseren Vorschlag?»
    «Nein, Chef.»
    Als Nicolas Dragoumis das erste Mal Kontakt mit ihm aufgenommen hatte, war Ibrahim erfreut gewesen. Sponsoren waren immer willkommen. Doch irgendetwas an der Art dieses Mannes hatte Ibrahim beunruhigt. Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, hatte er sich sofort die Webseite der Dragoumis-Gruppe angeschaut. Dazu gehörten Tochterfirmen in den Bereichen Schifffahrt, Versicherungen, Bauwesen, Medien, Import-Export, Elektronik, Luftfahrt, Immobilien, Touristik, Sicherheit und so weiter. Auf einer Seite über Sponsoring hatte er erfahren, dass die Dragoumis-Gruppe nur Projekte unterstützte, die sich der historischen Bedeutung Makedoniens widmeten oder die daran arbeiteten, die Unabhängigkeit des ägäischen Makedoniens vom Rest Griechenlands wiederherzustellen. Ibrahim wusste nicht viel über griechische Politik, mit makedonischen Separatisten aber wollte er sich keinesfalls einlassen.
    An einer anderen Stelle der Webseite hatte er ein Gruppenfoto der Direktoren entdeckt. Nicolas Dragoumis war groß, athletisch, gutaussehend und elegant gekleidet. Aber der Mann, der in der ersten Reihe genau in der Mitte stand, hatte Ibrahim skeptisch gemacht. Philipp Dragoumis, Firmengründer und Vorstandschef, war ein angsteinflößender, finsterer Mann mit einem Dreitagebart, einem großen, pflaumenfarbenen Leberfleck auf der linken Wange und einem – selbst auf dem Foto – unglaublich stechenden Blick. Ein Mann, von dem man sich besser fernhielt. Doch Ibrahim hatte keine andere Wahl. Sein Herz schlug ein wenig schneller und ein wenig lauter, als würde er am Rande einer steilen Klippe stehen. «Gut. Dann suchen Sie mir bitte seine Telefonnummer heraus.»

III
    Knox setzte das Schnellboot unweit seines Jeeps auf den Strand und watete an Land. Fiona hatte sich wieder gefasst und wollte unbedingt zurück in ihr Hotel. Ihrem Blick nach zu urteilen, war sie zu dem Schluss gekommen, dass Hassans Zorn sich auf Knox konzentrieren würde, nicht auf sie; daher wollte sie wohl lieber nicht in seiner Nähe bleiben. Irgendwie gar nicht so dumm. Knox jagte mit seinem Jeep davon. Obwohl er froh war, sich nicht um sie kümmern zu müssen, war er auch ein wenig verärgert. Sein Pass, sein Geld und die Kreditkarten hatte er bei sich. Sein Laptop, die Klamotten, Bücher und all seine Forschungsarbeiten waren allerdings im Hotelzimmer, doch er wagte es nicht, sich dort blicken zu lassen.
    Als er auf die Hauptstraße kam, musste er die erste wichtige Entscheidung treffen. Sollte er nach Nordosten zur israelischen Grenze fahren oder über die Autobahn an der Westküste entlang in den Hauptteil Ägyptens? Israel war sicher, doch die Straße dorthin befand sich in einem schlechten Zustand und war voller Kontrollpunkte der Armee. Dann also nach Westen. Vor neun Jahren war er auf einem Schiff in Port Said angekommen. Der passende Ort, um das Land wieder zu

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