Das Gottesgrab
Tochter hat noch eine Chance.»
Ibrahim zögerte, ehe er widerwillig fragte: «Und welche?»
«Eine Knochenmarktransplantation.»
Ibrahim machte ein entsetztes Gesicht. «Aber ist das nicht unglaublich teuer?»
Mohammed winkte ab. «Unser Medizinisches Forschungsinstitut hat ein Programm für öffentlich geförderte Transplantationen, aber dafür kommt ein Patient erst in Betracht, wenn man bereits einen passenden Spender gefunden hat. Die Untersuchungen, um einen passenden Spender zu finden, werden allerdings nur durchgeführt, wenn der Patient bereits im Programm ist.»
«Das macht es sicherlich unmöglich …»
«Ein Teufelskreis. Wenn ich diese Untersuchungen nicht selbst finanzieren kann, wird meine Tochter sterben.»
Matt sagte Ibrahim: «Sie können nicht erwarten, dass diese Behörde …»
«Diese Untersuchungen sind nicht teuer», fuhr Mohammed hartnäckig fort. «Allerdings sind die Chancen gering, einen passenden Spender zu finden. Meine Frau und ich, der engere Familienkreis und unsere Freunde sind alle schon getestet worden, aber ohne Erfolg. Ich kann weitere Leute überreden, entferntere Cousins, Freunde von Freunden, aber nur, wenn ich es organisiere und bezahle. Ich habe bereits alles versucht, um mir dafür Geld zu leihen, doch durch diese Krankheit habe ich mich schon völlig verschuldet …» Als er spürte, dass ihm die Tränen kamen, brach er ab und senkte den Kopf, damit Ibrahim es nicht sehen konnte.
Eine Weile herrschte Stille. Dann brummte Ibrahim: «Maha sagte, dass Sie auf Ihrer Baustelle etwas gefunden haben.» «Ja.»
«Verstehe ich es richtig, dass Sie Geld für diese Tests haben wollen, wenn Sie mir davon erzählen?»
«Ja.»
«Ihnen ist klar, dass Sie gesetzlich verpflichtet sind, mich darüber zu informieren?»
«Ja.»
«Dass Sie ins Gefängnis kommen können, wenn Sie es nicht tun?»
Mohammed hob seinen Kopf und schaute Ibrahim völlig ruhig an. «Ja.»
Ibrahim nickte und deutete auf sein schäbiges Büro. «Und Sie verstehen, dass ich nichts versprechen kann?»
«Ja.»
«Na schön. Dann erzählen Sie mir doch, was Sie gefunden haben.»
KAPITEL 3
I
Schnell hatte Knox das Schiff erreicht. Er streifte seine Flossen ab, warf sie an Bord und kletterte hinauf. Weder Fiona noch Hassan waren zu sehen. Jetzt, wo er dort war, war er sich nicht sicher, was er tun sollte. Außerdem kam er sich ziemlich dämlich vor. Er nahm die Sauerstoffflasche ab und ging mit ihr leise über das Deck zu den Kabinen an Backbord. Er öffnete eine Tür nach der anderen und schaute hinein. Schließlich kam er an eine, die verschlossen war. Er rüttelte daran. Drinnen hörte er einen gedämpften Schrei, dann war es still.
Manche Menschen genießen und suchen die Gewalt. Nicht so Knox. Er hatte plötzlich das Gefühl, neben sich zu stehen, was ihn furchtbar verärgerte. Er drehte sich um und wollte gehen, als die Tür hinter ihm aufging. «Ja?», rief Hassan.
«Tut mir leid», sagte Knox, ohne sich umzuschauen. «Ich habe mich geirrt.»
«Komm zurück!», sagte Hassan gereizt. «Ja, du. Max’ Hiwi. Ich rede mit dir. Komm her.»
Widerwillig wandte sich Knox um und ging mit gesenktem Blick auf Hassan zu. Der hielt es nicht einmal für nötig, ihm die Sicht zu versperren; Knox konnte Fiona auf dem Bett liegen sehen, die Arme vor den entblößten Brüsten verschränkt, während die Hose um die zusammengepressten und angewinkelten Knie hing. Über dem rechten Auge hatte sie eine Platzwunde, ihre Unterlippe blutete. Auf dem Boden lag ein zerrissenes weißes T-Shirt.
«Und?», fragte Hassan. «Was wolltest du?»
Knox schaute wieder zu Fiona. Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie ihm sagen, dass alles in Ordnung sei, dass sie mit der Situation klarkomme und er sich nicht einmischen solle. Diese schwache Geste löste etwas völlig Unerwartetes in Knox aus, unsagbaren Zorn. Mit aller Wucht rammte er dem Ägypter seine Sauerstoffflasche in die Magengrube. Hassan krümmte sich zusammen. Dann versetzte Knox ihm einen Schlag gegen das Kinn, der Hassan zurücktaumeln ließ. Nun konnte sich Knox nicht mehr bremsen. Wieder und wieder schlug er auf Hassan ein, bis der Ägypter zusammenbrach. Erst als Fiona ihn wegzog, wurde sein Kopf wieder klar.
Hassan lag bewusstlos am Boden, Gesicht und Brust waren blutverschmiert. Er sah so übel zugerichtet aus, dass Knox sich neben ihn kniete und erleichtert war, am Hals einen Pulsschlag zu fühlen.
«Schnell», sagte Fiona und zog ihn weg. «Die anderen
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