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Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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könnten Sie noch vor
Einbruch der Nacht auf dem Flughafen Shannon ’n Flieger
kriegen.«
    »Nein«, antwortete sie ohne zu zögern.
    »Aber sind Ihre Vorgesetzten dann nicht
verärgert?«
    »Diese Seereise ist das interessanteste, was mir bisher im
Leben passiert ist«, hat sie gesagt, meine Hand gefaßt und
sie lüstern gedrückt (oder zumindest fühlte es sich so
an). »Ich muß unbedingt bis zum Schluß dabei
sein.«
    Der Küchenchef hat den Besorgungslandgang persönlich
übernommen. Um 13 Uhr 45 ist er, die Taschen voller
Einkaufslisten und American-Express-Reiseschecks, mit Willie Pindar,
seinem Konditor, an Bord des Motorboots Juan Fernández zur Küste abgefahren.
    Ein paar Minuten, nachdem Sam abgelegt hatte, näherte sich
ein Glasfaserrumpf-Kutter mit goldener Harfe auf der Seite, tuckerte
um unsere Schleppketten wie ein Irischer Wolfshund, der am Hintern
eines Artgenossen schnuppert. Der Skipper schaltete seine
Flüstertüte ein und forderte eine offizielle Unterredung,
und ich sah keine andere Wahl. Da der Vatikan uns schon mit der Maracaibo nachstellte, dachte ich mir, daß ich nicht
auch noch den Rest des militant-fanatischen Christentums gegen mich
aufbringen dürfte.
    Kapitän Donal Gallogherm von der Irisch-Republikanischen
Küstenwache erwies sich als einer dieser rotbackigen
Kleiderschränke alten Schrot und Korns, die Pat O’Brien in
Filmen spielte. Er kam mit seinem fidelen Stellvertreter, einem
gewissen Ted Mulcanny, auf die Brücke, und da haben die beiden
mir doch wahrhaftig echtes Heimweh verursacht – nicht nach dem
wirklichen New York City, sondern dem New York City der
Hollywood-Schinken, dem New York der im Herzen gutmütigen
irischen Streifenpolizisten, die auf den Ärschen der
Gossenlümmel dafür sorgten, daß die Gummiknüppel
geschmeidig blieben. Und im Grunde genommen waren diese beiden
Schießbudenfiguren genau das: ein Paar irischer Polizisten, die
zwischen Slyne Head und der Shannon-Bucht durch ihr nasses Revier
patrouillierten.
    »Schindet echt Eindruck, der Kahn, den Sie haben«, sagte
Gallogherm, stapfte im Steuerhaus umher, als wäre er der Reeder.
»Hat den ganzen Radarschirm ausgefüllt.«
    »Wir sind ’n bißchen vom Kurs abgekommen«,
hat Dolores Haycox, die Diensthabende, ihm geantwortet. »Der
blöde Marisat-Computer stürzt laufend ab.«
    »Das ist aber ’ne komische fremde Flagge, die sie da
führen«, sagte Gallogherm als nächstes.
    »Bestimmt haben Sie sie schon mal gesehen«, war darauf
meine Erwiderung.
    »So? Also, wissen Sie, was Mr. Mulcanny und ich glauben?
Für uns schaut’s danach aus, daß es mit Ihrem
Trampschiff eine größere Unregelmäßigkeit auf
sich hat, darum müssen wir Sie bitten, uns Ihre amtliche
Rohölbeförderungssondergenehmigung vorzulegen.«
    »Die was?« entfuhr es mir, und in dem Moment habe
ich mir gewünscht, ich hätte den Kutter gerammt, solange
dazu noch die Gelegenheit bestand. »Na, nun hört sich
aber…«
    »Sie haben keine amtliche
Rohölbeförderungssondergenehmigung? Diese Erlaubnis ist
unentbehrlich, wenn Sie einen beladenen Supertanker durch irische
Hoheitsgewässer steuern wollen.«
    »Wir haben nur Ballast geladen«, behauptete Dolores
Haycox.
    »Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen,
Sie kleine Nixe. Ihr Schiff ist voll bis zur Höchstlademarke,
und wenn Sie nicht schleunigst eine amtliche
Rohölbeförderungssondergenehmigung vorzeigen, sind wir dazu
gezwungen, Sie in Galway auf Reede festzuhalten.«
    Da habe ich mich schnell eingemischt. »Sagen Sie,
Kapitän, haben Sie nicht zufällig so eine ›amtliche
Rohölbeförderungssondergenehmigung‹ auf Ihrem
Kutter?«
    »Sicher bin ich mir nicht. Weißt du’s,
Ted?«
    »Erst heute früh hatte ich per Zufall so ein Formular
auf dem Tisch liegen.«
    »Ist es erhältlich?« habe ich mich erkundigt.
    Gallogherm entblößte die Mehrzahl seiner Zähne.
»Tja also, wenn Sie mich so fragen…«
    »Dolores«, sagte ich, »ich glaube, in unserem Safe
haben wir einen Stapel… Wie heißen die Dinger? Einen
Stapel American-Express-Reiseschecks.«
    »Die Gebühr beträgt achthundert US-Dollar«,
teilte mir Gallogherm mit.
    »Die Gebühr beläuft sich auf sechshundert
US-Dollar«, berichtigte ich ihn.
    »Sagten Sie siebenhundert?«
    »Nein, sechshundert.«
    »Oder sechshundertundfünfzig?«
    »Ich sage sechshundert.«
    »Ach so«, brummte Gallogherm. »Dann wäre da
noch« – er faßte sich an die Nase – »die
Sache mit dem Müll gehörigen Umfangs und

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