Das Grab der Königin
Forscherteam unterwegs wäre. Außerdem fließen die finanziellen Mittel momentan etwas bescheiden. Die Regierungen und Ministerien sparen. Wenn jemand graben und forschen will, dann auf eigene Rechnung.«
Ich sah es als Vorteil an, wenn wir allein gegen Morgana und deren Meute angingen. Wir wollten nicht noch Unbeteiligte in Lebensgefahr bringen.
Jenna knipste die Lampe aus. »Es hat keinen Sinn, sich in Theorien zu ergehen, wir müssen uns stellen, und es dann auf die Entscheidung ankommen lassen.«
»Mit dem Dunklen Gral«, sagte Suko.
»Genau.« Meine nächste Frage galt der Archäologin. »Sag mal, du hast dich mit der Königin und deren Leben beschäftigt. Ist dir irgendwo der Dunkle Gral untergekommen.«
»Eigentlich ja.«
»Wie?«
»Es gibt da eine Geschichte aus dem Mittelalter. Tch bekomme sie aber nicht mehr zusammen. Ich weiß nur, daß es, solange es den Dunklen Gral gibt, auch die Königin von Saba geben wird. Zerstört man den Gral, ist auch ihr Leben verwirkt.«
Ich pfiff durch die Zähne. Das war eine neue Perspektive. Die Folgerung lag auf der Hand. »Dann wäre es also möglich, daß Morgana den Dunklen Gral zerstören will.«
»Richtig, John. Trotzdem würde sie ein Eigentor schießen. Was nützt ihr eine vernichtete Königin? Wenn sie nicht mehr ist, kann auch Morgana mit ihrem Wissen nichts anfangen.«
»Stimmt.« Ich dachte etwas nach. »Weshalb hat sie dann den Dunklen Gral an sich genommen.«
Darauf gab Suko eine Antwort. »Möglicherweise, um die Königin von Saba zu erpressen. Morgana kann sagen: ›Hier, ich habe den Gral. Wenn du nicht willst, was ich von dir verlange, werde ich ihn zerstören!‹ Ob sie die Macht dazu hat, steht auf einem anderen Blatt, aber so ähnlich könnte es aussehen, meine ich.«
Was Suko da gesagt hatte, war nicht von der Hand zu weisen. Auch ich dachte darüber nach und bekam den Eindruck, daß wir uns allmählich auf verdammt dünnem Eis bewegten. Daß der Gral mit den Templern in Verbindung stand, war uns bekannt. Daß auch die Königin von Saba damit zu tun hatte, wunderte mich. »Dann bleibt alles an der Frage hängen, wer die Königin nun wirklich ist?«
»Da kann ich dir auch keine konkrete Antwort geben«, sagte Jenna. »Ich sehe sie als Stammutter der Äthiopier an.«
»Nicht als die der Ägypter?«
»Nein.«
Mein Verhältnis zu der Königin von Saba konnte ich nicht deuten. Ich wußte nur, daß ich ihr nicht negativ gegenüberstand. Sie hatte bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. So etwas wie Sympathie war von ihr ausgegangen und hatte mich seltsam berührt. Lag es vielleicht daran, daß ich, der Träger des Kreuzes und Sohn des Lichts, als König Salomo gelebt hatte?
Das war nicht sicher gewesen. Ich war Hector de Valois gewesen, auch Richard Löwenherz, aber König Salomo? Er hat vor Hesekiel existiert, konnte mein Kreuz noch nicht gekannt haben.
Ich wollte nicht mehr weiter darüber nachdenken. Zu einem Entschluß kam ich sowieso nicht. Wenn mir jemand eine Antwort würde geben können, dann die Königin von Saba. Sie war es gewesen, die Salorno besucht und ihm die entsprechenden Rätsel aufgegeben hatte.
Seit unserer Abfahrt vom Turm der flüsternden Geister war ziemlich viel Zeit vergangen. Sehr weit konnte es bis zum Ziel nicht mehr sein. Das Gelände zeigte eine ansteigende Formation. Nicht sehr steil, dafür stetig- »Liegt Marib nicht relativ hoch?« fragte ich.
»Es geht. Aber du hast recht, wir brauchen nicht mehr lange, um die Ruinen zu erreichen.«
Ich konzentrierte mich wieder auf das Licht der Scheinwerfer, die einen breiten, hellen Fluß in das Gelände hineinwarfen. Die Steine und der Staub bekamen durch dieses Licht einen besonderen Glanz. Manchmal strahlten sie direkt auf, weil sich metallische Einschlüsse in dem Material befanden.
Auf einmal wurde die relative Ruhe der Wüstennacht gestört. Von rechts her wehte etwas heran.
Es war kein Staubschleier oder eine Wolke, wie wir hätten annehmen können, dafür ein Mensch oder ein Geist?
Wie ein erstarrter Schatten stand er im Licht der Scheinwerfer. Nun sahen wir, daß es eine der Frauen war, die sich uns in den Fahrtweg gestellt hatte.
Suko bremste, der Wagen stand!
***
Zunächst taten wir nichts. Ich erinnerte mich daran, daß die sechs Geisterfrauen davon gesprochen hatten, uns auf dem langen Weg zu begleiten. Bisher hatten wir keine von ihnen gesehen. Nun war die erste plötzlich erschienen.
Suko dachte ebenso wie ich. »Ich fresse einen Besen,
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