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Das Grab der Königin

Das Grab der Königin

Titel: Das Grab der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schrill. »Bitte…«
    »Ja.« Die Antwort hatte sie bestimmt nicht gehört. Es war nicht mehr als ein Krächzen gewesen. Lauter hatte ich einfach nicht sprechen können, meine Kehle saß zu.
    Die Beine zitterten in Höhe der Knie. Hinter mir spürte ich den Druck der Wand am Rücken.
    Vor mir und auch seitlich versetzt standen die sechs Grabhüterinnen. Sie wirkten gespenstisch in ihrer Kleidung. Ich hatte auch auf die Augen geachtet, die keinen Glanz mehr besaßen. Wiederkamen sie mir vor, als wären sie tief in die Höhlen hineindrückt worden.
    »Warum?« hauchte ich.
    Ihre Antwort erreichte mich als geheimnisvoll klingendes Wispern. »Wir konnten dein Ende nicht mit ansehen. Der Retter der Königin darf nicht sterben.«
    Was hatte man mir da gesagt? Der Retter der Königin? Ich glaubte, mich verhört zu haben. Wie sollte ich die Königin retten? Ich wischte durch mein Gesicht und verschmierte den Staub. »Ich soll die Königin retten? Wie denn?«
    »Du kannst es.«
    »Aber ich…«
    »Du hast den Dunklen Gral.«
    »Das stimmt.« Ich wollte nicken, überlegte es mir jedoch anders, denn mir war eingefallen, daß sich Morgana Layton an unserem Fahrzeug zu schaffen gemacht hat.
    »Was hast du?«
    »Er ist wahrscheinlich nicht mehr da!« sagte ich. »Ich werde erst nachschauen müssen, um…«
    »Sie war hier, nicht?«
    »Ja, die Wölfe ebenfalls.«
    Die Frau, die mit mir gesprochen hatte, nickte. »Wir wissen, daß die Königin Feinde hat. Dennoch muß sie überleben. Sie darf diesen Weg nicht gehen.«
    »Sie ist doch tot!« rief ich.
    »Nein, nein, sie lebt. Solange die Rosen noch erblüht sind, lebt auch die Königin. Wenn die Blumen und wir verwelken, dann ist die Zeit des Schreckens angebrochen. Dann werden ihr Wissen und ihre Macht auf andere übergehen, auf ihre Feinde, und so etwas kann die Welt aus den Angeln heben.«
    »Sie will ein Reich aufbauen, wie ich gehört habe? Ihr Volk ist noch vorhanden.«
    »Das wissen wir. Es lebt verstreut. Die Königin hofft, daß sie es einmal zusammenführen kann. Dann aber muß sie leben, verstehst du? Sie darf nicht gestorben sein, sonst ist alles zu spät. Es tut mir leid, aber im Buch des Schicksals ist es so hinterlassen worden. Du bist ihre Hoffnung, denn du besitzt den Dunklen Gral.«
    Ich hob die Schultern und schaute zu Boden. Dann in die Tiefe, wo noch Staub wallte und ich den Schein der beiden Lampen sah, die von Jenna und Suko gehalten wurden.
    »Fahre nach Marib, John Sinclair, Sohn des Lichts. Dort wirst du das Grab finden. Aber sei schnell. Wir werden euch begleiten, obwohl ihr uns nicht sehen könnt. Fahrt hin…«
    Bei diesen Worten schauten mich die sechs Frauen sehr ernst an. Ich wunderte mich nicht einmal darüber, daß sie auch meinen zweiten Namen kannten.
    Ja, ich wurde der Sohn des Lichts genannt, weil ich der vielleicht letzte Erbe des Kreuzes war, das von dem Propheten Hesekiel in seiner babylonischen Gefangenschaft hergestellt worden war. Auf meinen Schultern lastete nicht nur der Druck der Gegenwart, sondern auch der einer alten Vergangenheit.
    Jetzt war es mir wieder besonders deutlich geworden.
    »Kann ich gehen?«
    »Natürlich. Jede Sekunde ist kostbar. Diese Nacht wollen unsere Feinde als die entscheidende in die Geschichte eingehen lassen. Alles soll erneuert werden, aber nicht zum Vorteil.«
    Die sechs geheimnisvollen Geisterfrauen hoben die Rosen zum Gruß. Noch standen sie in voller Blüte, zeigten die dunkelrote Farbe, aber ich hatte selbst erlebt, wie rasch sie verwelken konnten. Das sollte nicht mehr vorkommen.
    Meine Knie zitterten auch weiterhin. Ich kam mir vor wie ein alter Mann, als ich die Stufen nach unten schritt. Dabei hielt ich mich dicht an der Innenwand, denn ich wollte einfach nicht mehr in die Tiefe schauen, die mir fast das Leben gekostet hätte.
    Da ich selbst keine Lampe eingeschaltet hatte, leuchteten Suko und Jenna. Die Lichtkegel ihrer Strahler rissen die alten Steinstufen aus der Finsternis und belegten sie mit einem hellen Teppich, über den ich schreiten konnte.
    Noch einmal warf ich einen Blick zurück, aber die sechs Frauen sah ich nicht mehr.
    Sie waren ebenso heimlich verschwunden, wie sie gekommen waren. Spuk-und geisterhaft, wie Phantome. Sie hatten dem Namen dieses alten Turms alle Ehre gemacht.
    Als ich meinen rechten Fuß auf die erste Stufe des letzten Absatzes stellte, kam Suko mir entgegen. Wie ein kleines Kind nahm er meine Hand. So geleitete er mich die restlichen Stufen hinab und dorthin, wo mich

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