Das Grab der Königin
Geheimnisse und Rätsel zum Vorschein.
Die Sonne und die Farben, die sie bei ihrem Untergang zurückgelassen hatte, waren längst verschwunden. Blaugraue Düsternis bedeckte die Wüste wie ein Tuch, das keine Löcher aufwies.
Ein Teppich, ein Tunnel, in den wir hineinfuhren. Das Licht der blassen Scheinwerfer schob eine weißbleiche Insel vor sich her, in die der von den Rädern aufgewirbelte Staub hineinrollte wie gewaltige Wolken. Ein jeder von uns hing seinen Gedanken nach. Es waren die langen Momente der inneren Erschöpfung oder Linkehr. Wir mußten wieder zu uns selbst finden, denn vor uns lag, wenen alles klappte, ein verdammt hartes Gefecht.
Morgana Layton und ihre Wölfe hatten sich vorgenommen, Zeichen zu setzen. Den Beginn einer neuen Zeit wollten sie aus der Taufe heben, vielleicht das Uralte wieder modern machen, denn vor den Menschen waren die Wölfe.
Sie hatten überlebt, waren als Feinde angesehen und gejagt worden, doch sie hatten es immer wieder verstanden, sich zu fangen und erneut zu sammeln, wenn ein neuer Anführer oder eine neue Anführerin bei ihnen erschien.
Damals war es Lupina gewesen, die Königin der Wölfe. Sie und ihr Sohn Orapul hatten eine Allianz aller lebenden Wölfe angestrebt, die Werwölfe eingeschlossen.
Es war den beiden nicht gelungen, da ich ihnen immer wieder einen Riegel vorgeschoben hatte.
Die beiden gab es nicht mehr, doch aus dem Hintergrund war wie aus den Tiefen der Verdammnis kommend, eine Person aufgetaucht, die ich beim Kennenlernen noch bemitleidet hatte. Später allerdings war sie zu meiner Feindin geworden, denn Fenris, der gewaltige Götterwolf, hatte sie auf ihre Seite gezogen.
Er hatte sie zu einem Geschöpf der Schwarzen Magie umfunktioniert und ihre frühere menschliche Seele so weit zurückgedrängt, daß bei ihr nur mehr das Tier und auch der Vernichtungswillen überlebten. Den setzte sie ein, um ihre Ziele zu erreichen.
Mit einem Taschentuch befreite ich mein Gesicht so gut wie möglich von Dreck und Staub. Dennoch spürte ich ihn auf den Lippen kleben und schmeckte ihn bitter auf der Zunge.
Ich hatte den Streß des Todes überstanden. Kein Zittern mehr in den Armen, nur in den Knien nach wie vor ein etwas flaues Gefühl, was auch verständlich war.
Trotz der Dunkelheit kam uns die Landschaft nicht trostlos vor. Im staubigen Licht der Scheinwerfer erschienen gewaltige Felsblöcke in Formationen, die mich an Figuren aus vergangenen Zeit erinnerten. Sie waren von Wind und Sand blankgewaschen worden und standen oft im Schatten haushoher Wanderdünen, die bei einem Sandsturm in Bewegung geraten und alles überschwemmen würden, bevor sie sich an einem anderen Ort wie zu einer trügerischen Ruhe hinlegten. Ein grandioses Bild, aber auch ein gefährliches. Mit einem normalen Fahrzeug wären wir verloren gewesen, so aber schaukelte der Jeep durch die Mulden und Schlaglöcher, übersprang auch Buckel und tat seine Pflicht.
Jenna trank Wasser. Ich nahm ebenfalls einen Schluck, auch Suko wollte nicht verzichten.
Als ich die Flasche wieder nach hinten reichte, hatte Jenna eine ihrer Karten ausgebreitet und suchte sie im Lichtkegel der Taschenlampe ab. Dabei schüttelte sie den Kopf.
»Findest du nichts?«
Sie lachte leise. »Wie sollte ich, John? Man kann von dieser Gegend keine genauen Karten herstellen. Nach dem nächsten Sandsturm sieht wieder alles anders aus. Die bewohnten Städte und Dörfer liegen in Küstennähe, wo das Land fruchtbar ist. Hier im Innern kann man sich oft nur auf sein Gefühl und Gespür verlassen.«
»Weshalb dann die Karte?«
»Die habe ich mir selbst angefertigt. Es ist mehr eine schwache Orientierungshilfe, mehr nicht. Aber ich habe den Fleck eingezeichnet, wo ich das Grab der Königin vermute.«
»Also in Marib?«
»Sicher.«
»Nahe der Staumauer oder zum Tempel hin?«
Sie fuhr durch ihr Haar und legte die Stirn in Falten. »Wenn ich das genau wüßte. Rein gefühlsmäßig gehe ich davon aus, daß sich ihr Grab in der Nähe des Tempels befinden muß.«
»Das meine ich auch. Hat man denn noch mehr von dieser alten Stadt freigelegt?«
Jenna nickte. »Ja, es gibt in der Stadt mehrere Ebenen und Mauern, die man aus dem Sand der Wüste geholt hat. Wohngebiete und Paläste, natürlich nur in Fragmenten vorhanden, aber man kann die alte Stadt in der Wüste sehen.«
»Das ist noch etwas. Müssen wir auch damit rechnen, auf Kollegen von dir zu treffen?«
»Ich wüßte nicht, daß irgendeine Expedition oder ein
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