Das Grab der Legionen
noch etwas anderes bringen lassen? Süßigkeiten, Handfesteres? Du brauchst es nur zu sagen."
„Vielen Dank, nein. Ich werde nachsehen, ob Ammius zurück ist. Mein Haus muß eingerichtet werden. Das erfordert Arbeit, auch wenn ich wohl nur selten hier in Tarraco sein werde. Heute nachmittag..."
„... werde ich deinen Sekretär erwarten. - Beehre mich bald wieder! Nur selten sieht man in der Provinz einen vornehmen und gebildeten Menschen.”
Publius verneigte sich zu dieser Schmeichelei, verabschiedete sich und ging. Ein Sklave hielt ihm die schweren, kostbar gestickten Portieren auf. Zufrieden verließ Cajus Menetius das Haus Sibalus. Die Angelegenheit mit dem Kredit war geklärt. Von jetzt an mußte er Taten vorweisen. Nur Siege brachten Lohn, Fehlschläge hingegen den raschen Tod. Der Grieche kannte das Metier und hütete sich vor Unbesonnenheiten.
„Lucius Aurelius", fragte er seinen Begleiter, „was weißt du von meinem ersten Auftrag?"
Der Spion des Spions zuckte die Achseln. „Die Senatskommission", murmelte er, und Menetius nickte sorgenvoll.
Sie spazierten zum Meer. Hier würde sie niemand belauschen. Eines stand fest: Ihre Arbeit würde nur dann erfolgreich sein, wenn sie sich einig waren - wenigstens vorerst. Der Grieche wollte fast offen reden. Schließlich betraf ihr Gespräch Scipios Befehl und nicht irgendwelche Intrigen gegen Scipio.
„Der Herr befahl, den lästigen Senator zum Schweigen zu bringen", begann Lucius Aurelius unterdessen. „Ist das etwa schwierig?"
„Jedenfalls dürfen wir nicht unvorsichtig sein", sagte Menetius und dachte an die fünfhundert Denare - eine bedeutende Summe, wenngleich völlig ungenügend für ihn. Nur wenn es ihm gelang, einen Teil der ihm anvertrauten Senatsgelder beiseite zu schaffen, konnte ein ruhiger Lebensabend möglich werden. Natürlich nicht in Rom. Mitwisser sah Scipio ungern.
Leise bewegte sich das Meer. Bis hin zum Horizont war nicht ein einziges Segel zu erspähen. Die Fischer würden erst abends wieder hinausfahren.
„Um den Senator kümmere ich mich allein", fuhr Menetius fort. „Nicht wahr, ein Unglück beweist, daß die Provinz noch unruhig und von Iberern bedroht ist?"
„Selbstverständlich." Der Gehilfe schaute kurz in die Runde. Niemand war zu sehen. Dann erhob er sich, stapfte durch die sandige Erde davon und verschwand zwischen den Fischerhütten.
Mißtrauisch sah ihm der Grieche nach. Im Grunde war der Fall Lucius Fulvius Flaccus für ihn bereits erledigt. Ob sein Dolch in dieser oder erst in der nächsten Nacht den Senator traf was tat's? Scipio würde es registrieren und vergessen. Iberien zählte, nicht jener altväterische Mann. Die Beamten des Statthalters würden nie herausfinden, wessen Hand die Klinge führte. Sie dürften sich auch wenig Mühe geben. Scipios Arm reichte weit, und Scipios Freund Pompejus war derzeit Konsul und Oberbefehlshaber im Lande.
Dennoch, eines gab es zu bedenken: Flaccus hatte einen Sohn, der bei den Legionen diente. Übel wäre es, wenn mir der Junge auf die Spur kommt. Doch das ist unwahrscheinlich! Er ist kein Hellseher und kämpft irgendwo weit im Landesinnern.
Als die Sonne langsam hinter den bewaldeten Hügeln im Westen versank, beendete der Senator die Prüfung der Akten. Aufatmend entfernten sich die Beamten einer nach dem anderen. Auch Flaccus fühlte sich müde. Das stundenlange Lesen absichtlich verwirrter Dokumente und das Befragen merkwürdig zurückhaltender Sekretäre zerrten an den Nerven.
„Ich glaube, man will uns etwas verschweigen, Mucius. Wo sind die Gelder geblieben? Ausgegeben? Die Quittungen fehlen, die Zahlungsgründe klingen wenig überzeugend."
„Unterschlagung kann man kaum beweisen, Herr."
„Dann wäre auch alles viel einfacher. - Ich gehe eine Wette ein, daß die Summe aufgeteilt wurde. Jeder bekam etwas, damit er schweigen muß. Ein alter Trick. Es würde mich nicht verwundern, wenn morgen jemand behauptet, die Iberer hätten den Betrag gestohlen. Eine unsichere Provinz - so recht nach Scipios Geschmack."
„Ist sie denn befriedet?"
„Nein", gab der Senator zu. „Aber lohnt es sich, jede Meile Landes zu besetzen? Ist Rom nicht reich genug?"
„Den Armen geht's schlecht", wandte Mucius ein.
„Weil einige meiner hochedlen Standesgenossen alles einstreichen, statt die Einkünfte nach altrömischer Weise gerecht zu verteilen. Und wenn unsere Legionen die ganze Welt eroberten - die Plebejer würden leer ausgehen. Das eben scheint mir das Problem zu
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