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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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Aber nicht nur die Jungen waren so. Der großsprecherische Pompejus, neugewählter Konsul und designierter Befehlshaber im östlichen Iberien - welch ein geschmeidiger Lügner und Schmeichler! Vater hatte ihn gelehrt, diese unrömischen Intriganten zu verachten, bei denen sich die Worte und Taten unterschieden wie Tag und Nacht. Unaufhörlich pries sich Scipio als den größten der Heerführer, dabei wußte jeder, der Besieger Karthagos war alles andere als ein talentierter Feldherr. Seine Fähigkeiten beschränkten sich darauf, daß er „Vorwärts, vorwärts!" schrie.
    Titus verabscheute das. Er mußte noch vieles lernen, aber er gestand das wenigstens ein. Vorbild darin war ihm der Vater, der sich nicht für unfehlbar hielt und seine Schwächen und Fehler zugab.
    „Kann ich nicht die Wahrheit sagen, werde ich schweigen!" Diesen Wahlspruch hatte sich der Sohn zu Eigen gemacht.
    Rasch kam die Dunkelheit. Zwar blieb der Himmel klar, und die Herbstregen begannen noch nicht, aber bisweilen blies der Wind schon empfindlich kühl. Der Centurio schloß die Augen und bemühte sich einzuschlafen. Morgen würde es bis zur vorgeschobenen Festung Minendo weitergehen. Von da ab befanden sie sich in halbwegs gesichertem Gebiet.
    In Ocilis muß ich noch einmal mit Servius Mus sprechen. Gewiß läßt er mich fortreiten. Daß mein Vater überraschend nach Tarraco kam, ist doch ein triftiger Grund... Vielleicht hat er erfreuliche Nachrichten für mich, und ich kann den gefährlichen Kriegsschauplatz verlassen. Hier gibt es ohnehin wenig Ruhm zu erwerben...
    Über diesen Gedanken schlief Titus ein, sosehr der unebene Boden und die ständige Gefahr auch störten.
    Kalt war das Wasser eben nicht, trotzdem erfrischte es den jungen Offizier. Titus rieb sich den Schlaf aus den Augen und legte den Panzer an.
    „Etwas Besonderes?" fragte er, als der Helm wieder das dunkle Haar bedeckte. Der diensthabende Decurio - mit vor Müdigkeit kleinen Augen - bemühte sich um straffe Haltung und verneinte.
    „Die Decurionen zu mir!" rief Titus.
    Als sie im Kreis um ihn standen, holte er aus der Manteltasche die Wachstafel mit den Befehlen. Eigentlich war das überflüssig, denn die Altgedienten wußten längst, was gesagt werden mußte. An der Vorschrift änderte das nichts.
    „Wir werden heute bis zum Lager Minendo vorstoßen", las der Centurio ab. „Zur Flankensicherung streifen Reiter auf der Hochfläche. - Hat jemand die Berittenen gesehen?"
    Keine Spur hatte sich gezeigt. Das war ungewöhnlich und gegen die Befehle, bedeutete indes nicht unbedingt Gefahr. Die Verbindung zu den Patrouillen war oft abgebrochen. Außerdem konnte in diesem Gelände ein iberischer Angriff mit oder ohne die Reiterei zurückgeschlagen werden. Das Ufergehölz würde dabei helfen.
    Rasch und zugleich vorsichtig überquerten die Legionäre den Bach. Einige sicherten den Marsch, Pfeile auf den Bogensehnen. Streifen durchforschten das Unterholz, ohne Feinde zu finden. Langsam, wie schon an den Tagen zuvor, marschierte die Abteilung weiter. Zwischen den Hängen zur Rechten und dem Durius zur Linken befand sich kein Hindernis. Ohne Aufenthalt würden ihnen die Legionen folgen können.
    Und wenn am Nachmittag erst jener Hügel in Sicht kam, auf dem Minendo erbaut worden war, dann drohte kaum mehr Gefahr. Auch die mutigste iberische Streifschar vermochte die Festung nicht anzugreifen.
    Der Weg dehnte sich. Sumpfige Seitenarme des Stroms zwangen zu Umwegen und zu gründlicher Suche, ob nicht doch ein verwegener Späher dort lauerte. Zum Ärger des Centurios tauchte die eigene Reiterei nicht wieder auf. Vermutlich war sie auf Iberer gestoßen.
    „Achtung!" rief plötzlich ein Legionär. „Ich höre das Geräusch von Pferdehufen." Blitzschnell schlossen sich die Reihen. Die Schilde bildeten eine Wand, Speere und Schwerter wurden fest umklammert.
    Berittene näherten sich, aber sie kamen von vorn, aus Richtung Minendo. Die Patrouille konnte das unmöglich sein. Die Iberer?
    „Fertig zum Kampf!" befahl Titus Flaccus und zog besorgt das Schwert. Die anderen waren etwa fünfzig Mann stark, ganz offensichtlich gut bewaffnet und ausgerüstet, fast römisch - natürlich römisch!
    „Eigene Leute", meldete einer der Decurionen. „Die Kurierpost für den Befehlshaber. Centurio, ich erkenne das Feldzeichen."
    „Du hast recht", gestand Titus beschämt ein.
    Die Reiter zügelten ihre Pferde. Erfreut grüßte man sich. Mitten in Feindesland auf eigene Truppen zu stoßen beruhigte

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