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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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sein..." Er winkte dem Sekretär zu gehen und achtete kaum auf dessen untertänigen Gruß.
    In Gedanken versunken, begab sich Flaccus in den Garten der Villa. Für die Dauer seines Aufenthaltes in Tarraco war sie gemietet worden. Ein Adliger durfte in keiner simplen Herberge unterkommen, andererseits wäre es Flaccus als unrömische Verschwendung erschienen, nur für einen Monat ein Haus zu kaufen. Länger würde seines Bleibens hier schwerlich sein.
    Wann kam Titus? Zweifelsohne hatte der Junge inzwischen seinen Brief erhalten. Aber selbst einem Centurio wurde nicht ohne weiteres Urlaub gewährt. Nun, die Legionen befanden sich bereits auf dem Rückmarsch. Da würde Mus, der zuständige Tribun, dem Senatorensohn sicher den Gefallen tun.
    Älius? Lucius Flaccus grübelte, denn schon in anderem Zusammenhang hatte er den Namen gehört. Ja, natürlich! Früher war der Mann Garnisonskommandant von Tarraco gewesen, vor nunmehr elf Jahren...
    Daß du mir nur vorsichtig bist, Junge! Offiziere haben wir im Überfluß und Legionäre zehnmal soviel. Aber aus dir soll mehr werden als ein Eisenfresser. Dem Senat werde ich dich präsentieren. Dort geben jetzt solche Heuchler wie Scipio mit ihrem Anhang den Ton an. Ein rechter Römer ist dort vonnöten, um den Verfall der Sitten aufzuhalten.
    Dämmerung schwebte zwischen den Büschen, während Flaccus schwerfälligen Schrittes den Wegen folgte. Blüten schlossen sich, andere öffneten sich gerade jetzt. Doch er schenkte dem keine Beachtung und warf auch auf den sprudelnden Brunnen nur einen flüchtigen Blick.
    Dann setzte sich der alte Senator auf die Marmorfassung des Beckens und betrachtete den Mond zwischen den Wipfeln. Noch war es nicht eigentlich dunkel.
    Rom, deine Diener sind lässig geworden, dachte er. Wer liebt dich denn noch, wenn nicht ich? Mit Heeresmacht die Welt zu unterwerfen, damit überall gleiches Recht herrsche; es war einmal! Falls auch nur der zehnte Teil des Gehörten stimmt, muß eher die Verwaltung Tarracos zerschmettert werden als die Barbaren in Numantia und den iberischen Bundesstädten. - Aber ich werde Ordnung schaffen, die Bestechung ausmerzen. Was nützt ein Weltreich des Unrechts?
    Scipio und Pompejus kennen nur Eroberung, Unterwerfung und Sieg. Nun, der Senat wird erfahren und ganz Rom soll hören, zu welchen Methoden sie greifen. Verrat, Korruption und Mord. Titus, wir werden dich und solche wie dich brauchen, um mit eisernem Besen den Unflat hinwegzufegen...
    Ein jäher Schmerz zerriß den Gedanken. Flaccus hatte den Schatten hinter sich nicht bemerkt. Eine kräftige Hand preßte ihm einen Stoffknäuel auf den Mund, ein langer Dolch fuhr ihm in den Rücken.
    Der Senator wollte um Hilfe rufen, doch er vermochte den Knebel nicht fortzureißen. Wieder und wieder stieß der Mörder zu, bis Schwäche und Müdigkeit den Alten überwältigten. Fast lautlos sank der Senator zu Boden.
    Erst als sich der magere Greisenkörper streckte, als kein Puls mehr schlug, löste sich die Faust des Täters. Er wischte die Waffe an der purpurgesäumten Toga des Getöteten ab und verschwand so still wie ein Schatten.
    Große dunkle Flecke auf dem Gewand des Senators und die Risse im Stoff zeugten von dem Verbrechen. Tiefer und tiefer senkte sich die Dunkelheit über das Land.



III
Am Ufer des Duro
    Die Legionäre stapften durch das Gras. Hier unten, dicht am Fluß, wuchs es hoch und frisch. Oben auf den Hochebenen hatte die Sommerhitze jeden Halm verdorren lassen. Erst die Herbstregen würden daran etwas ändern. Aber in den Tälern des Stroms und der einmündenden Bäche schützten Büsche und Bäume den Boden vor der sengenden Sonne. Der Teppich von Gräsern und Kräutern erschwerte den Marschtritt der Bewaffneten.
    Die Kriegsleute kümmerten sich nicht um Schönheit oder Häßlichkeit der Landschaft. Verborgenen Feinden galt ihre gespannte Aufmerksamkeit. Sobald ein Windstoß die Sträucher bewegte, griffen die Hände unwillkürlich nach den Schwertern. Man hatte gelernt, Hinterhalte zu fürchten.
    Eher gelassen schaute der Anführer zu, ein junger Mann von höchstens fünfundzwanzig Jahren. Zwar beobachtete auch er die Umgebung, aber schließlich war es Sache der Legionäre, die Barbaren zu entdecken. Tag für Tag taten sie dasselbe, seit man ihm das Kommando über die Vorhut übertragen hatte. Von den Iberern fand sich keine Spur. Vermutlich zögerten die Arevaken, eine kampfstarke Centuria anzugreifen.
    Kampfstark? Der Offizier besann sich, daß nur

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