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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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winkte ihm freundlich zu. Obwohl der Helikopter zurückfiel, war Yuens Wutgrimasse deutlich zu erkennen.
    Wenn er sie hätte aufhalten wollen, hätte Yuen bereits das Feuer auf die Magnetschwebebahn eröffnen müssen. Und ganz gleich, wie umfangreich seine Geschäfte und wie zahlreich seine Freunde in der Regierung sein mochten, er wäre bestimmt nicht damit durchgekommen, wenn er das Prestigeprojekt seines Landes mit Kugeln durchsiebt hätte.
    Der Zug beschleunigte weiter. 150 Stundenkilometer waren bereits überschritten, sagte das grüne LED-Display an der Waggondecke, dann erreichte er die 200er-Marke und wurde immer noch schneller.
    Der blendende Scheinwerfer verschwand; Yuens Helikopter war abgehängt.
    Chase wandte sich Sophia zu. Sie hatte das Abenteuer mit Grasflecken auf dem Kleid und ein paar Schnitten an den bloßen Armen besser überstanden als er.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er dennoch.
    »Es geht schon.« Sie drückte seine Hand, dann neigte sie sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Danke, Eddie. Danke, dass du mir geholfen hast. Ich wusste, dass du kommen würdest.«
    »Ich hätte ja wohl schlecht nein sagen können, oder? Aber mach dir das bitte nicht zur Gewohnheit, dich retten zu lassen.«
    Sophia lächelte. »Ich werd mir Mühe geben.« Sie lehnte sich zurück und betrachtete die im Dunkeln vorbeigleitenden Vororte von Shanghai. »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Jetzt? Jetzt fahren wir zum Flughafen, ich hole mein Gepäck aus dem Schließfach, und dann steigen wir ins Flugzeug und fliegen zurück in die Staaten.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so. Für die Vereinten Nationen zu arbeiten kann ganz schön langweilig sein … aber es hat sein Positives. Sobald wir in der Luft sind, rufe ich meinen Boss bei der IBAK an. Dann finden wir heraus, wie tief dein Mann in der Scheiße sitzt.«
    Er dachte an den USB-Stick in Sophias Handtasche. Was hatte Yuen mit den IBAK-Dateien vorgehabt, und in welcher Beziehung stand er zu der vor Atlantis gesunkenen SBX-Plattform?
    Oder genauer gefragt: Welches Interesse hatte Yuen an ihm – und an Nina? Ein jähes Schuldgefühl durchzuckte ihn, als ihm bewusst wurde, dass er die ganze Zeit kein einziges Mal an sie gedacht hatte. Er hätte gern gewusst, ob mit ihr alles in Ordnung war.
    Wahrscheinlich schon, dachte er. Was immer sie gerade tat, es war bestimmt weniger beschwerlich als das, was er soeben durchgemacht hatte …

7
New York City
    N ina eilte so schnell, wie sie sich traute, durch den dunklen Tunnel. Kaltes Wasser spritzte ihr die Beine hoch. Dem Geruch nach zu schließen, leckte irgendwo eine Kanalisationsleitung. Hin und wieder raschelte es – das waren zweifellos flüchtende Ratten.
    Sie wusste nicht genau, wie lange sie schon unterwegs war oder wie weit sie sich von der Haltestelle City Hall entfernt hatte – sie wusste nur, dass es noch nicht weit genug war. Der enge Tunnel machte zwar einige Biegungen, führte jedoch im Wesentlichen in eine Richtung. Die Abzweigungen waren vergittert, sodass sie keine Möglichkeit hatte, sich vor ihren Verfolgern zu verstecken.
    Und sie kamen näher. Als Nina die Luke in dem stillgelegten Bahnhof hinter sich geschlossen hatte, hatten sie zunächst auf den Treppen nach ihr gesucht … als sie jedoch feststellten, dass es keinen Ausgang gab, hatten sie die richtigen Schlüsse gezogen.
    Ihre Arme schmerzten ebenso sehr wie die Beine. Das Buch fühlte sich immer schwerer an, und die scharfen Kanten schnitten ihr ins Fleisch. Aber sie konnte es den Verfolgern nicht vor die Füße werfen, selbst wenn sie gewollt hätte, denn es war immer noch mit der Handschelle an ihrem Arm fixiert.
    Eine weitere Biegung. Nina hoffte, dahinter auf einen Ausgang zu stoßen oder wenigstens auf andere Gänge, welche die Verfolger abgelenkt hätten. Doch da war nichts, abgesehen von den trüben Lampen an der gewölbten Ziegeldecke, die weiter in die Dunkelheit hineinleuchteten.
    Und da war Wasser. Der Tunnel senkte sich ein Stück weit ab, bevor er waagerecht weiterführte, und das Wasser, durch das sie watete, wurde langsam tiefer. In der Ferne ertönte ein leises Rauschen.
    Das Gehen wurde anstrengender, bei jedem Schritt versanken ihre Füße in der Schlammschicht unter der Wasseroberfläche. Sie kam sich vor wie in einem Alptraum ihrer Kindheit. Es war, als müsste sie durch Treibsand waten.
    Ihre Angst nahm zu. Je langsamer sie wurde, desto näher kamen die beiden Männer – sie brauchten sie nicht einmal einzuholen. Sie

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