Das Grab des Herkules
weit …«, rief er über die Schulter und glaubte sie schon in Sicherheit – da schoss das Motorrad aus einer Nebenstraße hervor und schnitt ihnen den Weg ab. Der Fahrer wollte Sophia packen.
»Scheiße!« Chase bremste heftig, riss das Moped herum und kam einem Van in die Quere. Der konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, rammte den Holzkasten und riss ihn aus der Verankerung, sodass er auf die Straße prallte. Das Moped schlitterte seitlich gegen ein anderes Fahrzeug. Chase stieß mit dem Ellbogen so fest gegen die Scheibe, dass das Glas splitterte.
»Eddie, fahr weiter!«, schrie Sophia panisch, und Chase sah auch, weshalb: Der Motorradfahrer, einer von Yuens Sicherheitsleuten, schwenkte eine Waffe, um den Verkehr anzuhalten.
Grunzend vor Schmerz löste Chase das ramponierte Moped vom Van und hielt Ausschau nach einem Fluchtweg. Doch vergeblich. Die eine Straßenseite wurde von einer Shopping-Mall mit leuchtenden Werbetafeln und bunten Neonreklamen eingenommen.
Der Mann auf dem Motorrad befand sich jetzt auf ihrer Spur und fuhr mit erhobener Waffe auf sie zu.
Chase gab Gas und lenkte das spotzende Moped im Slalom zwischen den anderen Fahrzeugen hindurch in Richtung Mall. Hinter ihm knallte es. Der Motorradfahrer musste den kollidierten Autos ausweichen, doch er würde nur wenige Sekunden brauchen, um erneut aufzuschließen.
Vor ihm tauchte eine Glastür auf. Hoffentlich öffnete sie sich automatisch …
Zu seiner Erleichterung teilte sich die Doppeltür, kurz bevor das Moped sie erreichte. Sie kamen gerade so durch – rechts und links blieben kaum zwei Zentimeter Platz, als sie durch die Lücke preschten. Kunden stoben erschreckt auseinander, als sie in voller Fahrt auf sie zuhielten.
»Er ist immer noch hinter uns!«, meldete Sophia. Chase brauchte sich nicht umzublicken; er wusste auch so, dass der Motorradfahrer in die Mall eingefahren war, denn das ohrenbetäubende Dröhnen seiner Maschine übertönte das schrille Winseln des Mopedmotors.
Hektisch blickte Chase sich um. Ihm blieben nur die Aufzüge an der Seite und der Eingang zum Kaufhaus als Ausweichmöglichkeit. Er biss die Zähne zusammen und fuhr durch den Eingang. Die Reifen gerieten ins Rutschen, als die Bodenfliesen billigem rotem Teppich Platz machten. Kleidergestelle flogen vorbei, Frauen kreischten und brachten sich in Sicherheit, als er die klägliche Hupe betätigte.
Sophia verlagerte hinter ihm ihr Gewicht.
»Was hast du vor?«, ächzte Chase.
Statt einer Antwort packte sie im Vorbeifahren ein paar Kleider und riss sie mit sich. Dabei kam das Gestell ins Schwanken und krachte hinter ihnen auf den Boden. Die Bremsen des Motorrads blockierten, dann ertönte ein chinesischer Fluch, und der Fahrer wich dem Hindernis mit knackendem Getriebe aus.
»Gut gemacht!«, rief Chase.
»Ich hab mehr zu bieten als ein hübsches Gesicht, falls du dich noch erinnerst.«
»Ja, ich erinnere mich.«
Sie gelangten in ein großes Atrium. Ein Ausgang war nicht in Sicht.
»Wo geht’s hier wieder nach draußen?«, rief Chase.
»Dort lang«, antwortete Sophia und zeigte auf eine große Rampe, die sich zur nächsten Etage hochschraubte.
Den Daumen auf den Hupenknopf gelegt, steuerte Chase darauf zu. Das Motorrad schoss aus einem anderen Ausgang des Kaufhauses hervor und setzte mit quietschenden Reifen die Verfolgung fort.
»Aus dem Weg, verflucht!«, brüllte Chase ein paar Einkaufsbummler an, welche die beiden auf sie zurasenden Fahrzeuge anscheinend nicht bemerkt hatten und die Rampe blockierten. Der Lenker stieß scheppernd gegen das Geländer, als Chase das Moped zur Außenseite der Wendeltreppe lenkte, um niemanden zu rammen. Hinter ihm kippten sie um wie Kegel. Der Motorradfahrer vollführte tollkühne Manöver, um ihnen auszuweichen, fuhr aber trotzdem jemandem über den Fuß und prallte seitlich gegen das Geländer. Dort schöpfte er einen Moment Atem, dann brachte er den Motor wieder auf Touren und setzte die Verfolgung schneller fort denn je.
Chase und Sophia hatten das Ende der Rampe erreicht und befanden sich auf einem Balkon, der Ausblick auf das Atrium bot.
»Wohin?«, fragte er.
»Dort lang!« Sophia zeigte zur Seite, zu einem Sportgeschäft.
Chase hielt darauf zu. Vor dem Schaufenster waren Ständer mit Basketbällen und bunten Golfschirmen aufgestellt, daneben standen Schaufensterpuppen in Footballkleidung …
Das Motorrad holte rasch auf.
Chase fuhr dicht an den Ständern vorbei und stellte das Bein aus. Basketbälle
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